Einfach Glauben | Teil 07
Wenn dunkle Stunden hereinbrechen

Schwer wie Stein drücken uns manchmal Leiden und Schmerzen auf Seele und Körper. | Foto:  Fotolia
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Ob durch Naturkatastrophen, menschliche Bosheit oder Verantwortungslosigkeit verursacht: Manchmal erleben wir menschliches Leid in Formen, die uns sprachlos machen. Uns bedrückt der Zweifel: Was ist das für ein Gott, der solches zulässt? Diese Erschütterung des Glaubens kann in Großkatastrophen der Menschheit kommen, aber auch im persönlich erlebten Schicksal. Was soll man sagen, wenn eine Mutter von ihren Kindern weggerafft wird, wenn Aids Familien und Landstriche verwüstet, wenn ein Gehirntumor einen geliebten Menschen völlig verändert oder wenn man persönlich eine Dia­g-nose erfährt, die keine Hoffnung lässt.

Die Ölbergstunde
Jesus Christus ist der Frage, warum Gott Leid zulässt, nicht ausgewichen. Er hat dazu die Ölbergstunde gewählt, in der die ihm Vertrauten und wir mit ihnen einen Tiefblick in seine Seele werfen durften und dürfen, den wir alle nicht für möglich gehalten hätten. Im landläufigen Denken unterstellen wir Jesus, dass er nur äußerlich Mensch ist, aber seelisch immer im göttlichen Bewusstsein verweilt hätte. So wie es einmal ein kleiner Bub in der Volksschule gesagt hat: „Jesus hat eh gewusst, dass alles gut ausgeht…“ Aber die Stunde am Ölberg lehrt etwas anderes. Der Abend des Gründonnerstages war voller Dramatik. Da wechseln Schatten und Licht, Todesahnung und brüderliche Verbundenheit, Verrat und Eucharistie, Kleinkariertheit der Jünger und weltweite Liebe des Erlösers, Postenstreit und tröstende Verheißung.

Erfahrung der Gottverlassenheit
Am Eingang des Gartens Gethsemane lässt er acht Jünger zurück. Mit den vertrauten Dreien geht er weiter, dann bleiben auch sie zurück, und er ist allein. Die Trennungsangst, die ihn befällt, wird in der Psychologie als fundamentale Belastung des Menschen beschrieben. Jesus muss in seinem Menschsein tief in unsere Abgründe hinuntersteigen und diese Angst des Gescheitert- und Alleingelassenseins voll auskosten. Und es scheint ihn ein noch tieferer Schatten zu streifen: die Erfahrung der Gottverlassenheit. Alles sträubt sich in Jesus vor dem Kommenden: „Wenn es möglich ist, lass diesen Kelch vorübergehen. Aber – und dieses ‚aber‘ ist so mühsam gewesen, wie wir es vielleicht auch schon erlebt haben – 
nicht wie ich will, sondern wie du willst…“

Über das Dunkel siegt die Liebe
Inmitten aller Dunkelheiten demonstriert Gott in seinem Sohn die Liebe, die trotz der Ängste Ja sagt, die trotz der Enttäuschungen an den Menschen glaubt, die trotz der Bosheit keine Rache aufkommen lässt, die trotz der Vereinsamung für alle da ist. Der Jesus, der aus der dunklen Stunde im Garten zurückkehrt, ist ein ganz anderer: entschlossen, mutig, ja souverän. Seine Größe zeigt sich im Prozess vor dem Hohen Rat und in der Szene vor Pilatus. In beiden Situationen hätte sich Jesus durch ein Schweigen oder eine verhüllte Redensweise retten können. Doch Jesus hat alle Zurückhaltung beiseite gelassen und seine göttliche Würde bekannt. Diese Offenheit bedeutete den Tod.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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