Wie gehts Tier? | Teil 03
… und wir alle bilden eine Art universale Familie

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Da kommt es zuerst einmal ganz darauf an, was Sie unter Seele verstehen“, erwidert er schmunzelnd. Die Definition von Seele hat sich im Laufe der Zeit sehr gewandelt. In der griechischen Philosophie gab es eine strenge Trennung zwischen materiellem Körper und immaterieller Seele, die dann vom Christentum übernommen wurde. Die unsterbliche Seele mache den Menschen erst zu jenem herausragenden Wesen, das fähig ist zu denken. Tiere hätten demnach zwar auch eine Art Seele, aber keine unsterbliche. Heute verstehen wir unter Seele auch die Fähigkeit zu empfinden. Emotionen, Wünsche und eigener Charakter sind Zeichen für beseeltes Leben. Nach aktuellem Forschungsstand ist gesichert, dass viele Tiere, bis hin zu Krebsen, Schmerz und Lust, vielleicht sogar Angst und Freude empfinden können. „Wenn man Seele so versteht, dann haben sehr viele Tiere eine Seele, und natürlich Menschen auch“, schließt Prof. Remele (Bild oben).

Auch über geistige Fähigkeiten verschiedener Tierarten gibt es neue Erkenntnisse. Wir haben von Schimpansen gehört, die ein besseres Zahlengedächtnis haben als Menschen, oder Hunden, die viele hundert Dinge voneinander unterscheiden können. Wir wissen heute, dass das Tier dem Menschen ähnlicher ist, als die Menschheit lange Zeit dachte.

Auch in der Theologie gibt es ein Umdenken und Abrücken von einer strengen Trennung des Menschen von den restlichen Geschöpfen. So schreibt Papst Franziskus in der Enzyklika „Laudato si“, dass „sämtliche Geschöpfe des Universums, da sie von ein und demselben Vater erschaffen wurden, durch unsichtbare Bande verbunden“ sind. Der Papst betont die Mitgeschöpflichkeit des Tieres, wie sie schon Franz von Assisi vorgelebt hat.

Als Professor für Ethik tritt Kurt Remele dafür ein, dem neuen Wissen über Tiere Taten folgen zu lassen. „Ich persönlich bin konsequent und lebe vegan. Ich halte das Essen von Tieren für ethisch nur dann gestattet, wenn es keine anderen Überlebens-Möglichkeiten für einen Menschen mehr gäbe. Aber mir ist auch klar, dass die Welt nicht von heute auf morgen nur mehr von VeganerInnen und VegetarierInnen bevölkert sein wird.“ Der Mensch hat eine Verantwortung gegenüber den Tieren. Daher plädiert Remele dafür, dass Massen- und Intensivtierhaltung abgeschafft werden sollen. „Wenn wir schon Tiere töten, dann sollten sie davor ein gutes Leben haben.“ Aber das sei nur ein erster Schritt.

Neben der Nutztierhaltung gibt es noch andere Bereiche, die mit dem Wissen um das Empfinden der Tiere kritisch betrachtet werden müssen. Woraus besteht Kleidung? Aus welchen Gründen werden Tierversuche durchgeführt? Können Tiere in Streichelzoos und Tierparks artgerecht gehalten werden? Sollte man nicht Brauchtum kritisch hinterfragen, das Tieren Leid und Tod bringt, nur damit wir unterhalten werden, wie etwa Freizeitjagden oder Stierkämpfe?

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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