Laudato si. Hoffnungsbeispiele | 2
Tauschkreise wachsen wie die Schwammerln

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Sie wachsen heraus wie die Schwammerln, es dürfte eben einfach die Zeit dafür sein.“ Maria Prem vergleicht eine Entwicklung, die „organisierte und übergreifende Nachbarschaftshilfe“ bietet, mit einem guten Pilzjahr. 2001 begann der Tauschkreis im Haus der Frauen mit 13 Gründungsmitgliedern. Mittlerweile sind über 300 dabei. Einmal im Monat treffen sich Interessierte und Anbieter. Wer dabei ist, hat ein Konto, über das abgerechnet wird. Dabei fließt kein Geld. „Es gibt Leute, die bereits seit 2001 dabei sind, und manche können das auch wirtschaftlich gut brauchen.“ Das Prinzip dabei: Jemand bietet etwa an, dass Obst geerntet werden kann, dafür macht ein anderer das Holz. Die interne Währung sind Talente. Grundsätzlich wichtig ist: Es handelt sich dabei um reines Buchungsgeld, und nichts ist gewinnorientiert.

Getauscht kann alles Mögliche werden. Dienstleistungen (Katzen sitten), Waren, sehr viele Lebensmittel, Gartenprodukte, Yoga, Fremdsprachen, Tanzen, Wanderungen, verbilligte Theaterkarten, Flohmarktwaren, Lernspiele. Dauerangebote kann man dem viermal jährlich erscheinenden Marktblatt entnehmen oder auch per Mail erfahren.

Zur Ideenbörse kommen manche auch nur wegen der Gespräche, die speziell hier geführt werden, das zeigen die Reaktionen: „Ich komme gerne, weil ich hier Dinge und Leute kennen lerne, die ich sonst nirgends gefunden hätte.“

Es ist also an der Zeit. „Ja, wir können nicht weiterhin vor uns hinträumen“, da ist sich Maria Prem sicher. Den Erfolg dieses Trends zum geldlosen Waren- und Leistungsaustausch sieht sie etwa auch in Reparaturcafés, die immer populärer werden, oder in den boomenden „Kostnix Läden“. Einfache und entscheidende Maxime, die den Experimenten zugrunde liegt: „Es wird nichts weggeworfen. Menschen beginnen ressourcenschonend zu leben und geben so den Dingen ein zweites Leben.“ Das haben sie oft auch verdient, weil sie ohnedies viel zu früh in der Mülltonne landen und andere sie noch gern und gut brauchen können.

Einfachste Variante dieser Haltung, die jeder ohne große Vorbereitungen im privaten Umfeld praktizieren kann: „Einen Gib- und Nimm-Tisch zu initiieren.“ Auch hier sind die Erfahrungen, die Maria Prem kennt, durchwegs positiv. Was passiert, ist keine ständig ansteigende Gerümpelsammlung im Hausgang, wie man meinen könnte. Es zeigt sich vielmehr Folgendes: „Es findet sich immer jemand, der das, was andere loswerden wollen, gut gebrauchen kann.“

Maria Prem

Maria Prem hilft, Dingen ein zweites Leben zu geben. | Foto: Fotos: privat
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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