Familienleben meistern | Teil 01
Stall, Wiese, Küchentisch
Es ist 4.15 Uhr morgens. Sogar im Sommer ist es da noch dunkel. Aber wenigstens nicht kalt. Bei Marlene (46) und Herbert Hammerle (47) läutet der Wecker. Aufstehen, hinein in das Stallgewand und zu den 20 Kühen: den Stall vom Mist reinigen, melken, füttern …
Zwischen 6 und 7 Uhr fährt Herbert die rund 200 Liter Milch zur Sammelstelle. Danach gibt es ein ordentliches Frühstück. Nach drei Stunden körperlicher Arbeit kommt auf den Tisch, was Herz und Magen begehren: „Alles, quer durch die Prärie“, meint Marlene Hammerle: Wurst, Käse, Cornflakes … Während des Tages ist Marlene vor allem mit Hausarbeit beschäftigt – mit der Vermietung der Ferienzimmer. Ihr Mann ist auf der Weide, mit den Tieren oder laufenden Reparaturarbeiten beschäftigt.
Die beiden Söhne Armin und Ewald, sie sind schon im Erwachsenenalter, helfen mit, wann immer es geht. Beide haben eine landwirtschaftliche Schule besucht und kennen jeden Handgriff. Arbeit gibt es genug. Nicht nur am Hof. Von Mitte Juni bis Ende September sind die Tiere draußen auf der Weide und bekommen täglich frisches Gras, gemäht um den Hof herum, aber auch am Berg. „Da sind die Wiesen so steil, dass man das Heu heruntertragen muss.“
Viel zu arbeiten ist bei den Hammerles ganz selbstverständlich. Und ganz selbstverständlich sind die Kinder in diese Welt hineingewachsen. „Ich weiß noch, wie der jüngere Bua nach der Schule die Tasche in die Ecke geworfen hat und sofort in den Stall gegangen ist. Dort haben wir uns dann erzählt“, erinnert sich Marlene Hammerle.
Kommunikation im Stall
Das Miteinander bei der Arbeit stärkt auch die Gemeinsamkeit in der Familie. Um sich auszutauschen, braucht es kein Handy, keine Mails oder WhatsApp-Gruppe. Orte, um miteinander ins Gespräch zu kommen, sind der Stall, die Wiese, der Küchentisch. Marlene Hammerle: „Man redet sich alles aus.“ Schwerwiegenden Angelegenheiten ebenso wie die vielen kleinen Fragen des Alltags – zum Beispiel beim Kochen. Etwa wenn es einen guten Braten gibt. Dann kocht Marlene Hammerle natürlich auch für ihre Schwiegereltern, die im Erdgeschoß des Hofes wohnen. Auch sonntags bilden die Hammerles eine Tischgemeinschaft und beim gemeinsamen Kaffee am Nachmittag.
Vier Generationen im Haus. „Zammhalten und zammreden“ – darin haben die Hammerles reiche Erfahrung. Einige Zeit, als die eigenen Kinder noch klein waren, haben vier Generationen am Hof gewohnt. Und auch jetzt ist wieder hörbar neues Leben da: die Enkelkinder Leni (3) und Elias (6). Beide kommen oft zu den Großeltern und Urgroßeltern, Albin und Maria Hammerle.
Es ging alles gut
„Zammhalten“ beschränkt sich aber nicht nur auf den Hof. Marlene ist in Gemeinde und Pfarrgemeinde sehr aktiv. Ihr Arbeitstag dauert nicht selten bis 22 Uhr, trotzdem wirkt sie ausgeglichen und sehr zufrieden. Ist es die Macht gegenseitigen Vertrauens, die trägt? Wie stark sie ist, hat sich im Jahr 2005 gezeigt. Als käme die Sintflut, setzten Regenfälle das idyllische Lechtal binnen weniger Stunden unter Wasser – auch den Hof der Hammerles. „Von Montag Abend bis Mittwoch Mittag waren wir allein. Wir konnten doch nicht die Tiere im Stich lassen“, erzählt Marlene Hammerle.
Und während draußen vor der Tür Baumstämme vorbeischwammen, Wasser und Erde in jede Fuge sogar der Küchenkästen eindrangen, brachte drinnen im Stall Kuh Gerda ein Kalb zur Welt. „Es ging alles gut“, sagt Marlene Hammerle.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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