Im Fokus: Ehrenamtsbefragung Teil 4/4
Neue Formen schaffen

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Anerkennung wird unterschiedlich erlebt.

Es gibt eine Übung, wo Personen aufgefordert werden, auf Kärtchen zu notieren, was sie persönlich als Anerkennung erlebt haben. Das Ergebnis ist immer gleich: Selten sind es große Geschenke, sondern meist kleine Gesten und Wertschätzung, die in Erinnerung bleiben.

Im Rahmen der Ehrenamtsbefragung der Katholischen Kirche Steiermark nennen von den 2.895 teilnehmenden Personen 48,4 % die Erfahrung, dass „meine Vorstellungen und Erwartungen an mein Engagement gehört und und beachtet werden“ an erster Stelle. Mitbestimmung und Mitgestaltung folgt mit 44,8 % und als Ehrenamtliche eine Ansprechperson zu haben mit 29,8 %.

Aufmerksamkeiten, wie ein Blumenstrauß oder Einladungen zu Festen und Feiern erfreuen zwar 25,4 %, aber erst, wenn auch gute Ausstattung (28,9 %) oder die Ermöglichung von Aus- und Weiterbildungen im Ehrenamt (28,1 %) gegeben sind.

Ein Danke braucht es nicht? Heißt das, dass ein Danke – persönlich ausgesprochen oder z. B. im Rahmen eines Mitarbeiter:innen-Festes – nicht wichtig ist? Nein. Aber es muss eingebettet sein in einer umfassenden „Kultur der Anerkennung und Wertschätzung“. Dann freuen sich 37,7 % der Engagierten über ein Danke seitens der hauptamtlichen Leitung und 27,7 %, wenn es von jener Personengruppe kommt, für die man sich engagiert. Tendenziell erwarten sich jene, die länger engagiert sind, ein Danke von der hauptamtlichen Leitung und je jünger umso eher von jenen, für die man sich engagiert. 26 % tun es, ohne ein Danke zu erwarten.
Das Miteinander von ehren- und hauptamtlich Engagierten wird von sage und schreibe 86,1 % als sehr wertschätzend erlebt. Gleich viele, d. h. 85,1 % halten Partizipation für wichtig. Näher betrachtet zeichnet sich ein interessantes Bild: „Ich kann meine Meinung vor einer Entscheidung einbringen“ erleben 84,1 % als erfüllt. Allerdings sagen auch 37,8 %, dass sie nicht den Eindruck haben, dass ihre Meinung für weitere (Entscheidungs)prozesse von Bedeutung wäre. Mitreden ja, mitentscheiden nein? Wer kürzer ehrenamtlich tätig oder in einer Leitungsfunktion ist, erlebt das positiver.

Um Menschen für die Kirche zu gewinnen und gemeinsam unterwegs zu sein (Synodalität), müssen wir neue Formen der Beteiligung schaffen. In Zukunft wird es also immer wichtiger, wie wir Partizipation gestalten und wie viel Raum wir ihr geben.

Barbara Krotil
Leiterin Prozessbereich Innovation & Entwicklung/
Strategische Ehrenamtsentwicklung


Kommentar

Ein Danke reicht (nicht)
Freiwilliges Engagement ist ein wertvoller Teil unserer Gesellschaft und verdient besondere Anerkennung. Laut der Ehrenamtsbefragung sagt ein Großteil der Engagierten, dass ihre Begabungen wertschätzend angenommen werden. Doch nur 18 % sagen, dass Ehrenamt sehr aktiv gefördert wird, sodass sich auch zukünftig Menschen im kirchlichen Kontext engagieren können und wollen.
Ein Drittel der Befragten sagt, es sei ihnen wichtig, den eigenen Bereich selbstständig gestalten zu können. Es gilt zuzuhören, nachzufragen, in Entscheidungsprozesse einzubinden, Mitgestaltung zu ermöglichen und Ehrenamtliche willkommen zu heißen. So kann das Wir-Gefühl gestärkt werden, denn wir alle sind Kirche.
Zeit und Einsatz der Ehrenamtlichen sind von unschätzbarem Wert, daher ist Anerkennung wichtig. Sie kann vielfältig gezeigt werden.
Echte Wertschätzung muss aufrichtig sein, damit ehrenamtliches Engagement eine kraftvolle Ressource für die Kirche bleibt.

Maria Riegelnegg
Pädagogische Mitarbeiterin
im Katholischen Bildungswerk.

Maria Riegelnegg | Foto: Neuhold
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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