AAI-60 Jahre | Teil 2
Mongolisch in Europa
Das Afro-Asiatische Institut (AAI) feierte am 20. Juni mit dem Fest der Menschenrechte „AKZEPT_dance“ sein 60-jähriges Bestehen.
Viele Freunde, ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Unterstützerinnen und Unterstützer sowie ehemalige Heimbewohnerinnen und -bewohner waren gekommen. Unter ihnen auch die ursprünglich aus der Mongolei stammende Studentin Bolortsetseg Baljinnyam, welche als Moderatorin durch den feierlichen Abend führte. Wir haben sie zum Interview gebeten.
Von welchen Angeboten des AAI haben Sie am meisten profitiert?
Bolortsetseg Baljinnyam: Zunächst ist da sicher der sogenannte „Referent:innen-pool“, wo Personen aus Lateinamerika, Asien oder Afrika die Chance bekommen, über ihr Land, ihre Kultur oder ihre Religion zu berichten. Durch diese Arbeit als Referentin für interkulturelle Workshops in Schulen und mit Erwachsenen habe ich viele Menschen aus der Stadt Graz und aus der Steiermark kennengelernt, was spannend war. Wir als Referent:innen wurden seitens des AAI eingeschult, um gut vorbereitet vor Menschen unterschiedlichen Alters und Hintergrunds sprechen zu können. Durch die positiven Erfahrungen habe ich zusätzlich Selbstbewusstsein erlangt und kann nun auch ohne Scheu vor vielen Menschen sprechen. Vor allem aber habe ich in eine neue Welt Einsicht bekommen und hoffe auch, dass die Schüler und Schülerinnen, die Österreicher und Österreicherinnen in eine solche neue Welt Einsicht bekommen haben. Aufgrund dieser Tätigkeit bin ich dann auch Reisebegleiterin geworden und begleite nun Österreicher:innen in die Mongolei.
Haben Sie andere Unterstützungen erhalten?
Bolortsetseg Baljinnyam: Durch das Programm habe ich die Möglichkeit, in Österreich zu studieren, und ich habe Fachkenntnisse erlangt, die ich sowohl in Österreich als auch in der Mongolei einsetzen kann. So kann ich österreichweit als Dolmetscherin arbeiten bei Gerichten, bei der Polizei, dem Jugendamt, bei Hilfsorganisationen wie der Caritas, der Diakonie usw.
Wie sieht Ihre Arbeit praktisch aus?
Bolortsetseg Baljinnyam: Seit ein paar Jahren begleite ich europaweit Delegationen aus der Mongolei. Dadurch habe ich mit JuristInnen und Richter:innen und Mitgliedern der Menschenrechtskommission der Mongolei Kontakt. Bei dieser Arbeit geht es auch um wichtige völkerrechtliche Verträge, etwa um Menschenrechte oder Kinderrechte. So kann ich meine erworbenen Fachkenntnisse wirklich gut einsetzen.
Was ist Ihnen für die Mongolei wichtig?
Bolortsetseg Baljinnyam: Nachdem das internationale Recht immer bedeutsamer wird und sogar ein mongolischer Richter in den internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gewählt wurde, rücken in der Mongolei Menschenrechte und Aufklärungsarbeit und -bedarf in den Mittelpunkt. Dafür werde ich mich einsetzen. Ich sehe mich als Vermittlerin zwischen zwei Welten.
Johannes Mindler-Steiner
Kurz notiert
„Wir brauchen das Fremde“
Eigentlich müsste man sich beim Afro-Asiatischen Institut (AAI) bedanken, dass es diese Institution gibt, und nicht umgekehrt. So die erste mit Augenzwinkern vorgebrachte Antwort von Roberta Maierhofer auf die Frage „Warum es heute und zukünftig Institutionen wie das AAI Graz braucht?“
Aus ihrer Sicht als Kulturwissenschaftlerin und Kuratoriumsvorsitzende führe das AAI auch den Mehrwert des Fremden vor Augen: Das Fremde würden wir geradezu brauchen, um uns selbst zu erkennen, denn: „Das AAI erfüllt und ermöglicht die wichtige Funktion, dass wir […] vielleicht doch manchmal doch nicht genau wissen, was es heißt, woanders zu sein.“ Und Prof. Maierhofer weiter: „Daher ist es so wichtig, dass es eine Institution wie das AAI gibt, nicht nur einzelne Menschen. Einzelne beleben die Strukturen, aber ohne Strukturen könnte so eine Begegnungsstätte nicht langfristig, nicht intensiv und […] herausfordernd stattfinden.“
Ao.Univ.-Prof. Roberta Maierhofer
Die Kuratoriumsvorsitzende wünscht dem AAI “weitere 600 Jahre“.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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