Steirische Missionare | Stefan Mandl | Teil 5
Mit großem Hausverstand
Stefan Mandl ist 1938 in Dietersdorf bei Straden geboren, 1968 geweiht worden und seit 1975 Mariannhiller Missionar in Südafrika. „Ich bin Gott dankbar, dass er mir einen guten Hausverstand gegeben hat und dass ich die wenigen Talente einigermaßen nutzen konnte.“
Das Zeugnis in der katholischen Mission wird gerne mit großartigen Leistungen im sozialen Engagement und zuweilen auch mit Wissenschaft und Kunst verbunden. Dabei wird auf die redlichen Arbeiter im Weinberg vergessen, die bei jedem „Wetter“ in Afrika, Asien und Lateinamerika den Grundstein für kirchliche Gemeinschaften gelegt haben. Heute Basis blühender Ortskirchen.
P. Stefan ist einer von ihnen. Sein Wirkungsbereich liegt seit über 40 Jahren in der Diözese Umtata in der Provinz Ostkap, dem ehemaligen Homeland Transkei, wo auch der Geburtsort von Nelson Mandela liegt.
Im großartigen Museum von Mthata begegnet uns die bewegte Geschichte Südafrikas. Pater Stefan Mandl hat diese Geschichte miterlebt. Einflussreiche Vertreterinnen und Aktivisten dieses Freiheitskampfes sind ihm begegnet. Wie zum Beispiel der Nachfolger von Mandela im Präsidentenamt, Tabor Mbeki, er ist in Mariannhill in die Ordensschule gegangen, und die heutige Erziehungsministerin Angelina Motshekga hat in Mariazell maturiert, wo P. Stefan auch Pfarrer war.
Einige Ortsnamen in Südafrika klingen uns sehr vertraut, wie z. B. Mariazell und Maria-Linden – alles Gründungen der Mariannhiller Missionare, die 1880 unter der Führung des Vorarlberger Trappisten Abt Franz Pfanner nach Durban/Südafrika kamen und so wohl die Erinnerung an die Heimat wachhielten. Mit größtem Respekt erinnert sich P. Stefan an die Pionierarbeit seiner Mitbrüder damals: „Stell dir vor, sie sind gekommen mit dem Bewusstsein, dass sie ihre Heimat nie wieder sehen werden. Dann die vielen jungen Mitbrüder am Friedhof, die an Malaria, an Entbehrungen gestorben sind … wie viele würden heute unter diesen Bedingungen kommen?“
P. Stefan ist gekommen, und er gesteht, dass er anfangs kein enthusiastischer Missionar war, der unbedingt in die Mission gehen wollte. „Ich habe mich aber gut vorbereitet, viele Bücher gelesen und ohne Kopfpolster geschlafen, weil ich dachte, hier müssen wir ohnedies auf Pritschen schlafen. Die Praxis war dann nüchterner, besonders auch die Armen betreffend. Ich habe bemerkt, dass wir uns gut europäisch eingerichtet hatten.“
Diese selbstkritische Haltung von P. Stefan ist in seiner spartanischen Lebenshaltung spürbar. Nach seinen Stationen in Mariazell, Maria-Linden, Shepards Hope, Mount Fletcher, Mthata – um nur einige zu nennen – besucht P. Stefan die Pfarre Farview, um zu sehen, wie weit der Bau einer Kapelle in einer der vielen Außenstationen mit einer Kleinen Christlichen Gemeinschaft gediehen ist. „Ich komme aus einfachen Verhältnissen und hatte nie große Ansprüche. Ich habe es leicht gehabt, mit einfachen Leuten zu reden.“ Die Gemeinschaft von Maqhatseng village empfängt ihn überaus herzlich, was nicht selbstverständlich ist. P. Stefan feiert unter strahlend blauem Himmel eine Dankmesse, sein Nachfolger in der Pfarre, Fr. Joakim Pinji, assistiert dem achtzigjährigen Steirer respektvoll. Zum Abschied gibt es typisch südafrikanischen Chorgesang, rhythmisch und voller Emotionen.
Papst Franziskus hat vor kurzem Missionare für ihren Einsatz geehrt: „In dieser Welt machen sie keine Schlagzeilen. Sie sind keine Nachrichten in den Zeitungen wert“, stellt der Papst fest, fuhr jedoch fort: „Ihre Arbeit, liebe Missionare, ist großartig. Sie opfern Ihr Leben und säen das Wort Gottes mit Ihrem Zeugnis.“ P. Stefan gehört dazu.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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