Zukunftsbild der steirischen Kirche | Teil 02
Mit den Menschen und nicht für sie
Auch unsere Räumlichkeiten sollten nach ihrem Einladungscharakter überprüft werden.
Vielleicht machen wir zu viele Veranstaltungen FÜR die Menschen nach unseren Vorstellungen und fragen zu selten, wie Jesus den Blinden gefragt hat: „Was soll ich dir tun?“ (Lukas 18,41) oder „Was braucht ihr Kinder, Jugendliche, ihr Eltern, ihr Armen, ihr Arbeitslosen, ihr alleinerziehenden Mütter, ihr Geschiedenen, ihr Kranken, ihr ausgepowerten Menschen?“
Fragen
- Wie gelingt es uns in unserem Planen, die Menschen in ihren jeweiligen Lebensrealitäten einzubeziehen?
- Wie sprechen wir all jene Menschen an, die die Kirche hauptsächlich vom Erlagschein (Kirchenbeitrag) kennen?
- Können wir im Seelsorgeraum aufeinander verweisen, wenn Menschen jemanden suchen, der oder die sie bei ihren Fragen begleitet?
Tipp
Beziehen Sie Menschen, die Sie mit Veranstaltungen erreichen möchten, in die Planung ein: Welche Erwartungen haben diese Menschen an eine Veranstaltung? Was motiviert sie, daran teilzunehmen?
Mit den Menschen und nicht nur für sie
„Lass mich dich lernen,
dein Denken und Sprechen,
dein Fragen und Dasein,
damit ich daran die Botschaft
neu lernen kann,
die ich dir zu überliefern habe.“Klaus Hemmerle
Das Zukunfstbild konkret erlebt
Ewald Mussi ist Pfarrer von Wildon und Gehörlosenseelsorger in der Diözese Graz-Seckau
Wie gelingt es in unserem Planen, die Menschen in ihren jeweiligen Lebensrealitäten einzubeziehen?
Die Kunst besteht darin, den Blickwinkel zu verändern. Sehr oft gehen wir von dem aus, was wir für die anderen für gut erachten. Sich selbst zurücknehmen und hinschauen, was die anderen brauchen, erfordert eine große Demut. Gleichzeitig eröffnet es neue Horizonte und liefert viele Ideen für die Seelsorge der Zukunft. Dazu gehört auch der Mut, sich von lieb Gewordenem zu verabschieden.
Wie sprechen wir all jene Menschen an, die die Kirche haupt-sächlich vom Erlagschein (Kirchenbeitrag) kennen?
Viele Menschen suchen attraktive Angebote. Nicht nur in der Kirche, sondern sie nehmen an, was ihrer Lebensrealität entspricht, unabhängig vom „Anbieter“. Ich erlebe das bei der Feier von Krabbelgottesdiensten. Viele Eltern haben gar keinen Bezug zur Kirche oder sind sogar ausgetreten. Aber diese Form spricht die Kinder und die Eltern an. Da kommen sie so gerne, dass sie sich sogar abmelden, wenn einmal was dazwischenkommt.
Können wir im Seelsorgeraum aufeinander verweisen, wenn Menschen jemanden suchen, der oder die sie bei ihren Fragen begleitet?
Das ist für die Kirche eine große Herausforderung. Tief in unseren Köpfen ist der Gedanke verankert, dass der Pfarrer alles kann und für alles zuständig ist. Die Leute sind oft ganz überrascht, wenn ich sie weitervermittle. Aber innerhalb der Pfarrgemeinde gibt es eine Fülle an Kompetenzen und Lebenserfahrungen. Wenn wir uns als Miteinander sehen, als eine Gemeinschaft, die sich gegenseitig ergänzt, können wir für Menschen in fast allen Lebenslagen eine gute Begleitung anbieten.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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