Gerecht leben - Fleisch fasten. 2015 | Teil 02
Mehr Solidarität, weniger Emotionen
Dazu Mag. Hans Putzer im Sonntagsblatt-Gespräch:
Haben Sie mit so heftigen Reaktionen zum „Fleischfasten“ gerechnet?
In der Kirche hat das zeitweilige Fleischfasten eine lange Tradition. Dies wird von vielen Bauern, die landesweit eine wichtige Stütze für die Kirche und Gesellschaft sind, auch oft so gelebt. Während es etwa beim „Autofasten“ kaum Reaktionen von den Tankstellenpächtern oder den vielen Menschen gibt, die vom „Autobau“ leben, zeigen Telefonanrufe und E-Mails, in welch schwieriger Lage sich die heimischen Bauern befinden. Ich habe bei mir im Bildungshaus Mariatrost eine Veranstaltung mit bäuerlicher Beteiligung durchgeführt. Es war ein sehr differenzierter Informations- und Diskussionsabend.
Viele haben sich daran gestoßen, dass „Fleischfasten“ etwas mit „Gerechtigkeit“ zu tun haben soll.
Die globale Fleischproduktion, und zu dieser gehört natürlich auch die innerhalb der EU, ist ökologisch und sozial wenig nachhaltig. Jeder Landwirtschaftslehrer könnte uns vorrechnen, dass das Ökosystem Erde – Stichwort: Futtermittelflächen – nicht in der Lage ist, alle Menschen weltweit mit jenem Fleischvolumen zu versorgen, wie es hier bei uns im „reichen Norden“ üblich ist. So führt dieser „Mangel“ fast zwangsläufig zu Hunger im „armen Süden“.
Aber daran sind doch nicht unsere Bauern „schuld“.
Unsere Bäuerinnen und Bauern können dafür absolut nichts. Zugleich erleben sie ihre Arbeit zwar in allen dahingehenden Umfragen als hoch angesehen, nur bei den Erzeugerpreisen merken sie nichts davon. Geld verdienen, so die tägliche bäuerliche Erfahrung vieler, kann man, wenn überhaupt, nur mit Menge und mit Veredelung. Und spätestens hier greift die Logik der globalen Ökonomie: Das Verfüttern von Pflanzen an Tiere ist offensichtlich ein besseres Geschäft als die Produktion pflanzlicher Lebensmittel für Menschen. Dass dabei viel Bioproduktivität verloren geht, ist aber ein großer Schaden.
Haben Sie eine Lösung?
[p]Nein. Aber ich habe einen alten „Traum“. Ich wünsche mir möglichst viele Menschen, die künftig viel weniger Fleisch essen, dafür aber genau so viel Geld ausgeben wie bisher, die nicht von Handelsketten und deren Lock-angeboten verführt werden, sondern eine Agrarpolitik fordern und ermöglichen, die wirklich nachhaltiges Wirtschaften, vor allem für unsere steirischen Bäuerinnen und Bauern, möglich macht.
Heinz Finster
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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