Ich glaube – Ja. Religionsunterricht im Fokus | Teil 1
Mag Gott mich immer?
Geliebt? Wirklich? Immer?
Das Interview mit Dipl. Päd. Melanie Kulmer führte Dietlind Artner-Kager, BEd, Fachinspektorin für katholische Religion.
Hat Gott mich immer lieb?
Kulmer: Wenn Gott die Liebe ist (wovon ich überzeugt bin) und in mir wohnt (was ein wunderschönes Bild für Gottes Gegenwart ist), dann lebt die Liebe immer in mir, dann hat Gott mich also immer lieb. Die Frage ist wohl eher, ob ich mich dieser göttlichen, liebenden Gegenwart öffnen kann. Dem nachzugehen, ist mir ein Hauptanliegen im Religionsunterricht.
Wie versuchst du das zu vermitteln?
Kulmer: Zum einen ist es mir wichtig, die heilsamen biblischen Geschichten zu erzählen, die davon berichten, dass Menschen sich seit jeher von Gott beschützt, gerettet, herausgefordert und geliebt erfahren haben. Doch damit diese Geschichten eine Bedeutung für das Leben der Kinder bekommen, braucht es die konkrete menschliche Erfahrung dazu.
Was heißt das für deinen Unterricht?
Kulmer: Im lustvollen Singen und Spielen erleben wir Gemeinschaft, erfahren Verbundenheit im ehrlichen Austausch, werden innerlich berührt durch äußerliche Berührungen oder stärken unsere positiven Kräfte durch Achtsamkeit und Dankbarkeit. Der Mehrwert im Religionsunterricht ist für mich aber, dass ich neben dieser „Kräfteschulung“ auch noch den Glauben ins Spiel bringe. Einander zu segnen, die eigenen Fragen und Bitten vor Gott hinzulegen, mich beschützt zu wissen, all das schafft Verwurzelung in der Tiefe des eigenen Seins. Kleine Rituale ziehen sich durch und geben Struktur und Sicherheit. Besonders schön ist es natürlich, wenn wir gemeinsam feiern.
Wenn Gott mich „eh“ immer liebhat, kann ich dann tun und lassen, was ich will?
Kulmer: Ich versuche den Kindern immer zu vermitteln, dass wir uns mit einem unachtsamen Verhalten selber schaden, dass wir uns absondern (das meint ja der Begriff „Sünde“) von der Liebe Gottes und der Mitwelt. Je intensiver wir Beziehungen erleben, desto deutlicher werden wir auch den Verlust spüren, wenn wir uns durch „Schuldigwerden“ herausnehmen aus dieser Verbindung.
Melanie Kulmer ist Mutter von fünf Kindern und arbeitet in der VS Ilz als Religionspädagogin, zudem engagiert sie sich in der Erwachsenenbildung in den Bereichen Spiritualität und Heilsames Singen.
Der konfessionelle Religionsunterricht leistet einen wesentlichen Beitrag zur (religiösen) Feierkultur im Schulalltag (Rituale, Feste, Feiern, Stille …).
Aus den „10 Thesen zum konfessionellen Religionsunterricht, Schulamt Graz-Seckau“
ÜBRIGENS: Was ReligionslehrerInnen sagen
„Der RU ist im Wesentlichen ein Beziehungsgeschehen und Beziehungslernen. Zueinander, zu Jesus Christus,
zu Gott.“
„Weil Kinder mit Spiritualität in Berührung kommen und erfahren, dass es einen Gott gibt, der da ist und sie so liebt, wie sie eben sind.“
„RU gibt Raum für Stille und Gebet.“
„Eine bestärkende Religionspädagogik berührt die Seelen und Herzen der Kinder, ist Persönlichkeitsbildung
im christlichen Sinn und dient der Vermittlung christlicher Werte.“
„Kinder haben Sehnsucht, mehr über Jesus und Gott zu erfahren. RU hilft, diese Sehnsucht zu erfüllen.“
„Der RU vermittelt Gott als liebenden und verzeihenden Begleiter. Es werden Rituale des Versöhnens und Wiedergutmachens kennen gelernt.“
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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