Kirchenlehrer/-innen | Teil 34
Kyrillos von Alexandrien
Kämpfer für den Glauben in unruhigen Zeiten
„Siegel der Väter“ nannte man Kyrillos, der die Trinitätslehre der griechischen Väter des 4. Jahrhunderts zusammenfasste. In der Kirchengeschichte kommt ihm ein hoher Rang zu, da er einen vehementen Kampf gegen die Lehre des Nestorius führte. Dieser verkündete, dass in Christus die göttliche und die menschliche Natur nur „geistig“ verbunden seien.
Demgegenüber betonte Kyrill, dass Jesus als Gott und Mensch ein und derselbe sei; aus den beiden Naturen werde eine einzige, jedoch ohne Aufhebung der Verschiedenheit. Das eingängige und volkstümliche „Schlagwort“ für diesen komplizierten theologischen Gedankengang war die Verehrung Mariens als „Gottesgebärerin“ (Theotokos), nicht nur als „Menschen“- oder „Christusgebärerin“.
Diese christologische Kernaussage durchzusetzen, führte Kyrillos einen lebenslangen Kampf, und dies tat er mit aller seinem Charakter eigenen Schärfe und Heftigkeit.
Von Unruhe und Streit überschattet war schon die Jugend Kyrills: Sein Onkel, der großen Einfluss auf den Heranwachsenden ausübte, war jener machthungrige Bischof Theophilus von Alexandrien, der Johannes Chrysostomus (siehe Folge 10) absetzte und verbannte; bei diesem ungerechten Urteilsspruch der „Eichensynode“ war der junge Kyrill anwesend. Durch Theophilus wurde auch Kyrills geistliche Laufbahn bestimmt. Schon 412 – er ist damals erst etwa Mitte dreißig – wurde er dessen Nachfolger auf dem Bischofssitz von Alexandrien.
Schrieb gegen Nestorius
In seinem Osterfestbrief des Jahres 429 nahm Kyrill das erste Mal gegen Nestorius, den Bischof von Konstantinopel, Stellung. Beide Gegner appellierten an Papst Coelestin I., der entschied, Kyrillos habe Nestorius abzusetzen, falls dieser seine Irrtümer nicht einsähe. Kyrillos berief selbst eine Synode ein, nach der er in scharfer Form – als Anathematismen (= unmissverständliche Gründe für eine Exkommunikation) – die seiner Ansicht nach falschen Lehren des Nestorius aufzählte.
Das von Kaiser Theodosius II. auf Bitten des Nestorius in Ephesus im Jahre 431 einberufene Konzil wurde durch Kyrill, der den Vorsitz führte, eröffnet, noch ehe die orientalischen Bischöfe und die römischen Gesandten eingetroffen waren. Nestorius wurde abgesetzt, vom Kaiser verbannt, seine Schriften verbrannt.
Gegenkonzil und Gefangennahme
Aus Protest beriefen die Orientalen ein Gegenkonzil ein und erklärten ihrerseits Kyrillos für abgesetzt. Der Kaiser bestätigte beide Beschlüsse; auch Kyrillos wurde für kurze Zeit gefangen genommen. Erst 433, zwei Jahre nach dem Konzil von Ephesus, wurde eine Einigung in der Lehre erzielt. Nestorius wurde allerdings nicht rehabilitiert; er starb 451 in der Verbannung in Oberägypten.
Kyrillos: Apologet bis zu seinem Tod
Kyrillos kämpfte bis zu seinem Tod im Jahre 444 weiter für den unverfälschten Glauben. Seine Werke, unter denen die Streitschriften gegen verschiedene Irrtümer (Arianer, Kaiser Julian, Nestorius) gegenüber den exegetischen und homiletischen Schriften überwiegen, sind ganz durch ihren apologetischen Zweck, weniger durch Schönheit der Sprache bestimmt.Dr. Elisabeth Maier
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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