Leben im Heiligen Land | Teil 08
Krankheit und die Kunst der Ärzte
Zur Zeit der Bibel war das medizinische Können oft mit religiösen, mythischen Riten verbunden. Die Linie zwischen solchen „heilenden Künsten“ und reiner Medizin war fließend. Krankheiten sah man oft als Strafe Gottes für begangene Sünden an. Da Gebrechen vor allem religiös gedeutet wurden, suchte man in erster Linie auch Heilung durch Gebete, Opfer, Gottesdienste oder Bußhandlungen.
Im Alten Testament trugen vor allem Priester die Verantwortung für die medizinische Versorgung der Menschen, besonders wenn es sich um die kultische Reinigung einer Frau nach der Geburt oder die Heilung von Lepra handelte.
Zur Zeit Jesu wurden auch schon Ärzte in entsprechenden Schulen ausgebildet, in denen man Anatomie und Grundlagen medizinischer Behandlungen lehrte. Das fachliche Wissen beschränkte sich meist auf das, was man sehen, beobachten oder fühlen konnte, wie Geschwüre, Schwellungen, Blutungen, Fieber, Durchfälle, Lähmungserscheinungen.
Man kannte auch die geistige Heilung. Sie wurde als ein He-reinwirken göttlicher Kräfte angesehen. Jesus vollzog solche Krankenheilungen als Zeichen seines göttlichen Auftrags durch Handauflegung oder durch ein Befehlswort (Mt 9,18).
Olivenöl und Balsam wurden verwendet, um Wunden zu versorgen. Bei der Salben-Herstellung konnte man auf eine tausendjährige Tradition zurückblicken. Schon zu Salomons Zeiten (950 v. Chr.) waren die in Jerusalem angebotenen Salben weltberühmt (Hld 1, 2 und 4, 13-14).
Wein und Myrrhe mischte man als schmerzlinderndes Mittel (Mt 27,48). Myrrhe wurde auch als Heilpflanze bei Krankheiten des Nasen- und Rachenraumes benutzt und als Salbe gegen Wunden und Geschwüre oder um Blutungen zu stillen.
Bei der Behandlung von Furunkeln stellten die Ärzte einen Breiumschlag aus Feigen her und legten ihn heiß auf die betreffende Stelle.
Gebrochene Knochen schienten sie und verbanden sie eng miteinander. Bei unerträglichen Kopfschmerzen bohrten sie ein Loch in den Schädel. Dadurch sollte der Druck gemildert werden. Auch kannte man Hebammen als Geburtshelferinnen.
Für die persönliche Körperpflege benutzten die Menschen Safran und andere Gewürzarten. Riechstoffe wurden aus Myrrhe and Aloe gewonnen (Joh 19, 39; Lk 23, 26; Mk 16, 1); ebenso Rosenöl mittels Extraktion.
Das reine Olivenöl diente nicht nur als Brennstoff für die Lampe, als Nahrungs- und Heilmittel, es galt auch als Seifenersatz.
Die Hygiene war bei den gläubigen Juden groß geschrieben, weil sie in Zusammenhang stand mit den kultischen Reinheitsvorschriften. Nicht so sehr die Gesundheit, sondern die Fähigkeit zur Teilnahme am Gottesdienst galt als das oberste Ziel.
Deshalb wurden die Menschen streng angehalten, sich selbst und ihre Kleidung in fließendem Wasser zu waschen, wenn sie sexuellen Kontakt hatten oder wenn sie in Berührung mit Toten oder Kadavern kamen. War ein Gefäß mit einem Verstorbenen in Berührung gekommen, musste es zerstört werden. Die im Krieg er-oberten Beutestücke wurden entweder in fließendem Wasser oder durch Feuer gereinigt. Außerdem sollten die Israeliten ihre Exkremente außerhalb des Lagers vergraben und jene der Tiere verbrennen (Num 19, Lev 11 und 15, Dtn 23,12).
Im Hinblick auf das Sterben und die Bestattung der Toten hatte der Glaube der ersten Christen seine Grundlage in der allgemeinen jüdischen Bestattungspraxis, natürlich erweitert und aktualisiert durch die Lehre und das Beispiel Christi im Hinblick auf sein eigenes Leben und Sterben. Wie beim jüdischen Begräbnis wurde der Leichnam noch am Tag des Ablebens bestattet. Man schloss dem Toten die Augen, indem man eine Münze darauflegte. Dann wusch man den ganzen Körper mit Salben und wohlriechenden Ölen. Hände und Füße wurden gebunden. Anschließend wickelte man den ganzen Leib in ein Leichentuch. Nun trugen die Hinterbliebenen den Toten in einer Prozession außerhalb der Stadt für die Beisetzung zu einem Familiengrab. Dies bestand meist aus einer Höhle, die dann mit einem Rollstein verschlossen wurde (Mt 27, 59-60).
Aus Ehrfurcht vor dem Leib, der als Tempel Gottes betrachtet wurde, war dieser in geweihte Erde gesenkt worden. Feuerbestattung, wie sie bei den Römern üblich war, kannte man nicht. Da die Toten in Christus entschlafen waren, galt die Grabanlage als der Ort der Ruhe in Gott, wobei das Licht Christi allen leuchtete.
Nach dem Verlassen dieser vergänglichen Welt irrte die Seele des Verstorbenen nicht als Geist umher. Vielmehr lebte sie jetzt bei Gott und würde sich bei der Auferweckung mit dem Leib wieder vereinen.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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