Edith Stein - Patronin Europas | Teil 03
Kraftquelle im Alltag
In der Frage nach dem geistlichen Leben im Alltag ist uns Edith Stein als Weggefährtin mit wertvollen Anregungen nahe. Eucharistisches und liturgisches Leben, die freundschaftlich-persönliche Gebetsbeziehung mit Gott und die Frage der Nachfolge Jesu als „allgemeine Berufung“ versteht sie als Säulen christlicher Spiritualität.
Briefe, Vorträge, Schulunterricht, Fachartikel, umfangreiche Übersetzungsarbeiten … lassen beim Blick auf den achtjährigen Lebensabschnitt Edith Steins in Speyer (1923 bis 1931) den Rückschluss auf ein außergewöhnlich arbeitsreiches und intensives Leben zu. Dort arbeitete sie als Lehrerin am Schulzentrum der Dominikanerinnen. Trotz der vielen Arbeit orientierte sie sich am klösterlichen Lebensrhythmus der Schwestern, wollte sie doch in das katholische Leben hineinwachsen und den ihr eigenen Stil christlichen Lebens finden. Als „praktizierende Katholikin“ gelangte sie zur Erkenntnis, dass gerade in der innigen Verbindung mit Gott der Auftrag liegt, sein göttliches Leben in die Welt hineinzutragen.[/p]
Christliche Lebensgestaltung. Vertrauen und Liebe ordnen die Prioritäten des christlichen Lebens. Zu diesen „Kriterien“ kam sie aufgrund ihres personalen Gottesbildes, das freundschaftliche Beziehung – Vertrauen und Liebe – prägte. Als Karmelitin verstand sich Edith Stein ja als „geistliche Tochter“ der heiligen Teresa von Avila (1515 bis 1582), die dieses wunderbare Gottesbild zeichnete. Damit freundschaftliche Beziehung mit Gott das Leben durchformen kann, braucht es dafür geeignete Zeiträume. Jede Beziehung – auch die Beziehung mit Gott – lebt von Zeiten absichtslosen Daseins füreinander. Auftretenden Schwierigkeiten mit dieser Prioritätensetzung begegnet Edith Stein mit Fragen, zum Beispiel: Was tut mir wirklich gut? Wofür nehme ich mir Zeit? Wie gestalte ich mein Leben, oder wer gestaltet es? Es gilt und wird weiterhin gelten: Zeiten der inneren Sammlung geben unserem Leben „christliches Profil“.
Mit dem Herrn durch den Tag. In den Tag „hineinstolpern“, sich in Aufgaben verstricken und diese am Abend unvollendet unterbrechen, weil Müdigkeit dazu zwingt. Mitunter gelingt es einfach nicht besser… Gerade in Zeiten hoher Anforderung ist es notwendig, „dem inneren Leben die Nahrung zu geben, die es braucht“ – im Vertrauen, dass darin eine Quelle der Schaffenskraft liegt. Wartezeiten oder Pausen können eine Zeit sein, um die „Hand des Herrn“ wieder zu ergreifen (vgl. Ps 63,9) und mit IHM durch den Tag zu gehen. Wie kann/will/müsste ich meinen Tag gestalten? – Nun bleibt noch die Frage nach dem Unerledigten und den Fehlern eines Tages. Fehler machen wir alle, sagt Edith Stein und ermutigt, diese Fehler (= etwas fehlt) Gott anzuvertrauen, er allein kann ergänzen, was fehlt. So kann nach des Tages Last Ruhe einkehren. Was aber ist mit dem nächsten Tag? „…den neuen Tag wie ein neues Leben beginnen.“
Im Rhythmus des Kirchenjahres. Edith Stein sieht es als „wesentliche Aufgabe“ christlicher Lebensgestaltung an, im Sinne des Kirchenjahres nach einem Tages- und Jahresplan zu leben und so „dem Herrn die Wege zu bereiten“ oder der „ewigen Sabbatruhe entgegenzureifen“. Es ist ihr klar, dass veränderte äußere Umstände auch nach neuen Formen der Lebensgestaltung verlangen und auch die seelische Situation so zu berücksichtigen ist, dass der jeweiligen Verfassung gemäße Ziele im geistlichen Leben gesetzt werden.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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