Im Fokus: Ehrenamtsbefragung | Teil 3

Klarheit im Ehrenamt

Höhere Zufriedenheit bei klaren Vereinbarungen.

Wir respektieren die Freiheit und Selbstbestimmung bei der Übernahme von Aufgaben. Ehrenamtliche Engagements werden bezüglich Dauer und Umfang klar vereinbart.“ So ist festgehalten, wie das Zukunftsbild zum Kapitel „Wir freuen uns über die Vielfalt an Berufungen“ konkret werden soll. Darum wurde bei der Ehrenamtsbefragung nachgefragt, ob das Engagement bereits so erlebt wird bzw. wo wir noch dranbleiben müssen.

„Ich habe klare Aufgaben und Verantwortlichkeiten“, sagen 84,9 % der Befragten. Zwei Drittel der Ehrenamtlichen sind schon länger als 11 Jahre dabei. Das könnte ein Grund für die hohe Zufriedenheit sein, da sich die Aufgaben mit der Zeit gut eingespielt haben. Ein Drittel der Ehrenamtlichen ist mit der Einführung in ihre Aufgaben nicht zufrieden. 63,7 % finden die Regelungen zum Beenden eines Engagements unklar. Dies ist der Punkt mit der schlechtesten Bewertung bei den strukturellen Rahmenbedingungen. In kirchlichen Einrichtungen und kategorialen Bereichen scheint es hier mehr Klarheit zu geben.

Auch bei den Kosten gibt es Unklarheiten. 48,8 % der Befragten wissen nicht, ob sie ihre Kosten im Ehrenamt erstattet bekommen. Dasselbe zeigt sich bei 37,3 % im Blick auf eine finanzielle Unterstützung von Aus- und Weiterbildungen zu ihrem Engagement.

Dass die Dauer eines Engagements klar vereinbart ist, erleben 57,8 % als nicht erfüllt, was sich jedoch vor allem jüngere Engagierte erwarten würden.
Dort, wo Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten klar sind, werden diese respektiert. Das melden 83,6 % zurück und führen eine hohe Zufriedenheit damit an. Ebenso finden 77,3 %, dass Vereinbarungen – einmal getroffen – auch eingehalten werden. Eine Verbesserung ist in der frühzeitigen Weitergabe von Informationen anzustreben, da hier 31,6 % – vorrangig jüngere Personen – dies kritisch sehen.

Klarheit im Blick auf Tätigkeit, Umfang, Dauer und Rahmenbedingungen wie Zugang zu Räumen, Informationen und finanziellen Ressourcen, aber auch darüber, wie in Fällen von Konflikten oder bei Beendigung eines Engagements vorzugehen ist, geschieht nicht von heute auf morgen. Die Rückmeldungen zeigen, wo anzusetzen ist.

Mit der Rückmeldung, wie sie ihr Engagement erleben, haben Ehrenamtliche Klarheit geschaffen – dafür ein herzliches Danke.

Barbara Krotil
Leiterin Prozessbereich Innovation & Entwicklung/
Strategische Ehrenamtsentwicklung

Das Strategische Netzwerk Ehrenamtsentwicklung hat Leitfäden dazu ausgearbeitet: Unter katholische-kirche-steiermark.at/ehrenamt oder gedruckt unter ehrenamtsentwicklung@graz-seckau.at erhältlich.

Kommentar

Klartext reden
„Gibt man ihnen den kleinen Finger, wollen sie gleich die ganze Hand.“ Haben Sie das auch schon im kirchlichen Umfeld gehört oder gesagt? Jedenfalls trifft die Redewendung einen wunden Punkt, wie die Ehrenamtsbefragung deutlich macht: Engagierte Menschen sind zufrieden, wenn sie wissen, wie sie ihr Engagement beenden können, was der Sinn und das Ziel ihrer Aufgaben sind und welche Fähigkeiten und Kompetenzen bzw. Weiterqualifizierungen (inkl. Finanzierung!) notwendig sind.

Deshalb müssen wir als kirchliche Mitarbeiter:innen Klartext reden. Wir sollten Erwartungen klären, verbindliche Absprachen treffen, den Start gut gestalten, regelmäßige Gespräche führen, Feedback geben und erhalten, Unklarheiten und Konflikte sowie den Wunsch nach Beendigung oder Veränderung des Engagements offen ansprechen und entsprechend handeln. Dieser Auftrag ist dringend, da er die Freiheit und Selbstbestimmung der Engagierten respektiert und eine Kirche auf gleicher Augenhöhe ermöglicht.

Inge Lang
Referentin für Verkündigung,
Fachbereich Pastoral & Theologie.