Himmlische Tugenden | Teil 03
Keuschheit – „Sex sells!“

Werte neu entdecken
Herbstserie 2021 | Teil 3

Für die Reinen ist alles rein;
für die Unreinen und Ungläubigen aber ist nichts rein,
sogar ihr Denken und ihr Gewissen sind unrein.
Tit 1,15

Verlegenheit zeigt,
wie wenig vertraut
man mit sich selber ist
Elazar Benyoëtz

Die Keuschheit ist bei einigen eine Tugend,
aber bei vielen beinahe ein Laster.
Friedrich Nietzsche

Ein Witz
Ein Priester und ein Rabbi gehen an einem heißen Sommertag spazieren. Als sie zu einem See gelangen, überkommt sie die Lust, zu baden, und in Ermangelung einer Badehose springen sie nackt ins Wasser. Gerade, als sie wieder an Land kommen, läuft eine Gruppe Frauen
vorüber.
Voller Scham bedeckt der Priester seine Blöße mit den Händen, während der Rabbi die Hände vors Gesicht schlägt. „Warum“, fragt später der Priester, „hast Du nicht Deine Blöße bedeckt?“ „Ich weiß ja nicht, wie das bei dir ist“, antwortet der Rabbi, „aber mich erkennt
man am Gesicht“.

Impuls
Sex sells: Sex verkauft sich! Mit Sexualität zu spielen hat eine starke Anziehungskraft und eine mächtige Wirkung; auch und gerade in religiöser Rede. Sakrale Überhöhung oder körperfeindliche Abwertung liegen dabei beieinander.
Wer „Sex“ als Zentrum des Christlichen oder als DAS unterscheidend Katholische zu bestimmen versucht, verliert leicht das „Ganze“ aus dem Blick. Einseitige Propagierung sexueller „Reinheit“– als „Enthaltsamkeit vor Sexualverkehr“ oder „Selbstbeherrschung jeglicher sexueller Regungen“ – wirkt verführerisch klar
und entschieden, aber fast immer unfreiwillig schwülstig, lüstern,
ja pornografisch. „Unsauber“ sind diese Reden oft selbst schon,
weil sie nebulos Phantasien und Gefühle psychodynamisch
anheizen.
Die Sexualität des Menschen ist vielschichtig, vermischt und
beziehungsreich, also: bunt. „Sauber“, im Sinne von einfach weiß oder schwarz, geht da nur selten. „Rein“ leuchten kann dagegen jedes Kirchenfenster gerade in seiner Buntheit, Lebendigkeit und Ausgewogenheit, wenn es nur die Sonne – die Liebe Gottes –
durchstrahlen lässt.
Nur keusch lässt sich von Keuschheit reden.

konkret: Keuschheit

  • Der hl. Franziskus dichtet in seinem Sonnengesang: „Gelobt
    seist du, mein Herr, durch Schwester Wasser, gar nützlich ist
    es und demütig und kostbar und keusch.“ Welches Bild finden Sie für Keuschheit?

  • Was möchten Sie Gott über Ihre Sexualität erzählen?

Christoph Kainradl arbeitet als Fachreferent für Liturgie und Sakramente im Fachbereich Pastoral & Theologie

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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