UNO Nachhaltigkeitsziele | Teil 1
Keine Armut
KENNENLERNEN
Was ist das Ziel?
Armut in all ihren Formen und überall bis 2030 zu beenden.
Wieso?
Im Jahr 2015 lebten mehr als 700 Millionen Menschen oder 10 Prozent der Weltbevölkerung in extremer Armut und kämpften darum, die grundlegendsten Bedürfnisse wie Gesundheit, Bildung und Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen erfüllen zu können, um nur einige zu nennen.
Die COVID-19-Pandemie kehrt jedoch den Trend der Armutsbekämpfung um, da zig Millionen Menschen Gefahr laufen, in extreme Armut zurückgedrängt zu werden – Menschen, die mit weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag leben müssen. Die Pandemie und ihre Folgen haben erstmals einen Anstieg der weltweiten Armut seit mehr als 20 Jahren verursacht.
Armut ist mehr als der Mangel an Einkommen und Ressourcen, um eine nachhaltige Existenz zu sichern. Zu ihren Erscheinungsformen gehören Hunger und Unterernährung, begrenzter Zugang zu Bildung und anderer Grundversorgung, soziale Diskriminierung und Ausgrenzung sowie die mangelnde Beteiligung an Entscheidungsprozessen.
Warum betrifft uns die ökonomische Situation anderer Menschen?
Es gibt viele Gründe, aber kurz gesagt, weil unser Wohlbefinden als Menschen voneinander abhängt. Wachsende Ungleichheit schadet dem Wirtschaftswachstum, untergräbt den sozialen Zusammenhalt, verstärkt politische und soziale Spannungen, verschärft Instabilität und befeuert unter Umständen Konflikte.
Die COVID-19-Pandemie hat direkte und auch langfristige ökonomische Konsequenzen für die Menschen
weltweit. Starke soziale Sicherungssysteme sind essenziell, um viele Menschen vor dem Abrutschen in
die Armutsgefährdung zu schützen.
HINSCHAUEN
mit Iris Eder
„Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich mal zur Caritas gehen und um Hilfe bitten muss!“
Dies ist ein Satz, den wir in der Beratungsstelle zur Existenzsicherung in den letzten Monaten sehr oft hören. Viele, die sich an uns wenden, weil sie ihre Rechnungen nicht mehr begleichen können, reden auch von großen Zukunftsängsten. Die jüngsten Entwicklungen im Bereich der Teuerungen rauben Menschen, die vorher schon nicht viel hatten, den Atem. „Passieren darf jetzt nichts mehr!“ sagte Frau S. jüngst in der Beratung. Einige Jahre waren sie und ihr Mann selbstständig, und das Geschäft lief gut. Sie konnten davon leben und notwendige Investitionen tätigen. Die Pandemie hat die kleine Firma kaputt gemacht, und sie mussten schließen. Ein Loch am Gürtel konnte da noch enger geschnallt werden, aber dann war Schluss. Jetzt sieht sie sich einer Situation gegenüber, die sie allein nicht bewältigen kann. Ihr Mann starb vor zwei Monaten plötzlich und unerwartet, und Frau S. ist nun allein mit den zwei Kindern. Neben dem seelischen Schmerz ist die finanzielle Not allgegenwärtig.
Wir können in der Beratung mit den Betroffenen in der Steiermark die ersten Schritte gemeinsam gehen. Diese ersten Schritte sind für die Betroffenen oftmals die schwersten. Sie trotzdem zu tun, verdient größte Anerkennung. Es geht um sehr persönliche Angelegenheiten, und es ist an uns, einen vertrauensvollen Rahmen zu schaffen, der die Hilfesuchenden ermutigt, ihre Probleme anzugehen und auch zuzuhören und hinzuschauen,
auch wenn es unangenehm ist.
Niemand sollte die Entscheidung treffen müssen, entweder Miete zu bezahlen oder Lebensmittel einzukaufen. Leider erleben wir genau dies in der jüngeren Vergangenheit sehr oft. Die Teuerung passiert parallel in allen Lebensbereichen, und die eigene Einflussnahme ist enden wollend. Solidarität in dieser Zeit ist gefragter denn je – und kann ein gemeinsamer Nenner für eine gelingende Zukunft sein.
DSA Iris Eder
ist die Leiterin der Caritas-Beratungsstellen zur Existenzsicherung in der Steiermark.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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