800 Jahre Diözese Graz-Seckau | Teil 08
Innovativ für die Bildung

Matura bei den Ursulinen im Jahre 1915. Weibliche Orden wie die Ursulinen waren entscheidende Förderinnen der Frauenbildung. | Foto: Archiv der Ursulinen
  • Matura bei den Ursulinen im Jahre 1915. Weibliche Orden wie die Ursulinen waren entscheidende Förderinnen der Frauenbildung.
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Klöster waren die Wiege des Schulwesens und im Mittelalter die traditionellen Bildungseinrichtungen, daneben auch Versorgungsanstalten vor allem für begüterte Laien. Im 1140 errichteten Seckauer Stift lebten interne Schüler, die dort erzogen und unterrichtet wurden, teilweise am Chorgebet teilnahmen und sich nach Erreichen des entsprechenden Alters dem Ordensstand ganz anschlossen. In der äußeren Schule wurde dem Weltklerus grundlegende Bildung vermittelt, aber auch den Adelssöhnen.

Für das einfache Volk unterhielt die Kirche Pfarrschulen, die durch bescheidene Bildung den Glauben der Bevölkerung stärken sollten. Den Unterricht besorgte ein Schulmeister, der zugleich auch Mesner war. Die Schulen wurden nur von einem geringen Prozentsatz der ländlichen Bevölkerung besucht. Erst Maria Theresia (1740–1780) führte die allgemeine Schulpflicht (1774) ein. Sie ordnete die Errichtung von Normalschulen zur Ausbildung von Lehrern in den Provinzhauptstädten an, Hauptschulen in jedem Kreis und Trivialschulen bei jeder Pfarre oder Filialkirche.

In der frühen Neuzeit nahmen die Jesuiten eine herausragende Position im höheren Bildungswesen ein. Deren Gymnasien in Graz, Leoben und Judenburg strahlten über die Landesgrenzen hinweg aus. Die Grazer Jesuitenuniversität war von ihrer Gründung 1585 bis zur Aufhebung des Ordens 1773 primär eine Bildungsanstalt.

Die größeren Klöster verfügten über Hauslehranstalten für den eigenen Klerikernachwuchs, so zum Beispiel die benediktinischen Stifte St. Lambrecht und Admont. Gleiches traf auch auf die Grazer Dominikaner und die Redemptoristen in Mautern zu.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das konfessionelle Bildungs- und Erziehungsangebot durch neue Kongregationen in der Diözese erheblich erweitert. So unterhielten die Marienbrüder in Graz, die Admonter und Seckauer Benediktiner, die Ursulinen und die Grazer Schulschwestern Gymnasien, daneben gab es das begehrte Fürstbischöfliche Gymnasium in der Landeshauptstadt. Eine Frauenoberschule führte das Sacré-Cœur-Institut in Graz. Lehrerinnenbildungsanstalten boten die Ursulinen und Grazer Schulschwestern an, die Kreuzschwestern in Bruck hatten eine Bildungsanstalt für Kindergärtnerinnen, ebenso eine solche wie auch für Handarbeitslehrerinnen die Grazer Schulschwestern. Hinzu kamen eine Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Frauenberufe der Gleisdorfer Dominikanerinnen, Handarbeitsschulen, Fachschulen, Fortbildungsschulen, Volks- und Hauptschulen, Kinderhorte und -tagesheimstätten, Internate sowie Haushaltungs-, Näh- und landwirtschaftliche Kurse für die bäuerliche Bevölkerung.

Der Volksbildner und Priesterpolitiker Josef Steinberger (1874–1961) begann 1910/11 die ersten Fortbildungslehrgänge für Bauernmädchen in St. Johann bei Herberstein zu organisieren und begründete das Volksbildungsheim St. Martin bei Graz. Unter seinem Nachfolger Wilhelm Kahlbacher (1920–1996) wurde dieses zu einem Begegnungsort für Kirche und Politik ausgebaut. Katholische Bildungshäuser bestehen gegenwärtig in Graz-Mariatrost und Schloss Seggau sowie in Vorau. Das Haus der Frauen in St. Johann bei Herberstein, ein Erholungs- und Bildungszentrum, wurde 1982 von Auguste Wögerer (1934–2012) initiiert.

Einen wesentlichen Beitrag zur Bildungsarbeit in den Pfarren leistete das Katholische Bildungswerk vor und nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil und bis heute.

Die Katholisch-Theologische Fakultät hat seit ihrer Wiedereröffnung 1945 einen be-achtlichen Aufschwung genommen und wirkt auf vielfältige Weise in das Leben der Diözese hinein. Zunehmend wurden Laientheologen ausgebildet, die Mehrzahl der Studierenden sind inzwischen Frauen. Schon relativ früh wurde Laien, als erstem Johannes B. Bauer (1927–2008), der Weg zu Habilitation (1962) und Professur (1965) geebnet.

[p]Die 2007 ins Leben gerufene Kirchliche Pädagogische Hochschule der Diözese Graz-Seckau ist Nachfolgerin des früheren Pädagogischen Zentrums der Diözese in Graz-Eggenberg. Sie ist nun im zwei Jahre zuvor gegründeten „Augustinum – Bischöfliches Zentrum für Berufung und Bildung“ in der Lange Gasse in Graz untergebracht, das mehrere kirchlich geführte Bildungs- und Erziehungseinrichtungen beherbergt, so auch das Bischöfliche Gymnasium, eine Praxisschule, ei-nen Kindergarten, das Kolleg für Sozialpädagogik und Konservatorium für Kirchenmusik.

Michaela Sohn-Kronthaler

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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