Leben leben lassen | Teil 02
In schwierigen Umständen
„Man sieht gerne glückliche Schwangere und übersieht, dass eine Schwangerschaft sehr oft von Zukunfts- und Existenzängsten, großen psychischen Spannungen und von Alleinsein überschattet wird“, sagt Maria Gößler.
Sie ist Leiterin des „Beratungszentrums für Schwangere“ der Caritas und Beisteherin, wenn werdende Mütter beziehungsweise Eltern um Entscheidungen ringen, nach neuen Zielen suchen, trauern, wenn das Kind tot geboren wird, weil es schon ins Lebenskonzept eingeplant wurde, in großen finanziellen Ängsten oder Beziehungskonflikten leben.
Für die betroffenen Frauen und Männer in ihren individuellen Entscheidungskonflikten sei allerdings weder normativer Druck noch das Bagatellisieren der Würde des Ungeborenen hilfreich, betont Maria Gößler.
Daran knüpft Norbert Rauscher an: Als Mitglied des österreich-weit vernetzten Vereins „Jugend für das Leben“ möchte er das Staunen über heranwachsendes Leben lehren und wünscht sich: „Dann wird sich die Frage nach Abtreibung hoffentlich nicht mehr stellen.“ Bei Workshops in Schulen versucht er den Jugendlichen jedenfalls Mut zu machen, eine Schwangerschaft auch anzunehmen.
Christa Pletz kümmert sich wiederum um jene Frauen, die für sich und ihr Kind keine gemeinsame Zukunft sehen – und sich daher für eine anonyme Geburt entscheiden. Gegenüber Kritikern, die auf das Recht auf Wissen um die eigene Herkunft pochen, betont sie: „Es ist oft eine reife Entscheidung dieser Frauen.“ Tatsache ist: Viele verdrängen die Schwangerschaft – bis es nicht mehr geht. Pletz kritisiert insbesondere das Verhalten der Gesellschaft: „Das sind keine schlechten Mütter.“ Die negative Bewertung der Abgabe eines Kindes mache es den Frauen nämlich zusätzlich schwer. Und sie fügt hinzu: „Adoptiveltern können deren Entscheidung sehr wohl schätzen.“
Roland Urban von der Caritas-Streetwork für Drogenabhängige warnt vor Verallgemeinerungen: „Es ist manchmal eine große He- rausforderung, die Entscheidungen dem Einzelnen selbst zu überlassen.“ Später sagt er: „Man muss es aushalten können, dass es nicht für jeden die besten Startbedingungen ins Leben gibt.“
Seine Streetwork-Kollegin Katrin Trenker steht immer wieder vor der schwierigen Aufgabe, für das Jugendamt abzuschätzen, ob eine süchtige Mutter fähig ist, mit dem neugeborenen Kind umzugehen. Erst vor kurzem hat eine drogenabhängige Frau ein Kind zur Welt gebracht – daheim am Klo. Aus Angst davor, das Baby nicht behalten zu dürfen.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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