Bei uns daheim | Teil 04
Im Tschechoslowakischen Elternhaus haben alle deutsch gesprochen
Musik ist die Sprache, die jeder versteht
Ich bin trotz der bedrückenden kommunistischen Atmosphäre in der Tschechoslowakei in einem weltoffenen Elternhaus aufgewachsen. In dem haben alle Deutsch gesprochen.“
Biografisch. Zuzana Ronck, geboren 1960 in Karvina in Oberschlesien, Tschechische Republik; seit 1981 in Österreich, verheiratet mit Ferdinand, der in der dritten Generation ein Rauchfangkehrerunternehmen im Süden von Graz leitet, Kinder Matthias 30, Nastasja 24. Kennengelernt haben sich die beiden auf eine recht ungewöhnliche Weise: „1976 war ich mit meinen Eltern in Griechenland. Wir haben die Adressen getauscht, und der Zettel ist meinem Mann nach eineinhalb Jahren aus einem Buch herausgefallen. Freunde ermunterten ihn, mir zu schreiben. „Er hat durch seine Hartnäckigkeit und Liebe mein Herz erobert. Bei seinen Reisen in die Tschechoslowakei sprachen wir zuerst Englisch.“
Schon während ihrer Kindheit und Jugend war Musik das wichtigste Verständigungsmittel für Zuzana Ronck. Künstlerische Diplome für Chorleitung und Orchesterdirigieren hat sie an der damaligen Grazer Hochschule für Musik und Darstellende Kunst erworben und ihr Doktorat der Philosophie im Bereich der Katholischen und Evangelischen Kirchenmusik bei Johann Trummer an der Kunstuniversität Graz. Seit 1986 ist sie als Chorleiterin am Johann-Joseph-Fux-Konservatorium des Landes Steiermark tätig, seit 1999 Vorstandsmitglied des Steirischen Volksliedwerkes und Leiterin des Vokalensembles Musica con GRAZia. Weiters ist Ronck seit 2011 im Vorstand des Chorverbandes Steiermark, seit 2016 ist sie Obfrau der Chorregion Graz mit 59 Chören und Vizeobfrau des Chorverbandes Steiermark mit über 500 Chören. Seit 2008 ist Zuzana Ronck auch Leiterin der Konzerte der Traditionellen Hirten- und Krippenlieder in der Antoniuskirche in Graz.
Unterschiede und Verbindungen. „Ich liebe Österreich über alles, die Lebensqualität in Graz ist wirklich unglaublich hoch“, zieht sie Bilanz. Österreicher und Tschechen seien sich insgesamt sehr ähnlich.
Die österreichische Gemütlichkeit musste die Schlesierin aber erst einmal lernen. Hier heiße es zuerst: „Ja schauen wir einmal, wo die Tschechen eher zielstrebig seien.“ Beides habe seine Vorteile. „Ich könnte mir heute nicht mehr vorstellen, nur dort oder da zu sein, und sehe mich als Mitteleuropäerin.“ Bei Chorreisen könne sie nun in Tschechien Österreichern die Schönheiten des Landes zeigen und umgekehrt. „Ja, vor allem das Weitergeben von altem Volksliedgut sehe ich für die Zukunft als wichtig an und merke bei meinem Kinderchor, dass auch Kinder aus anderen Ländern, die die deutsche Sprache noch nicht so gut beherrschen, dabei sind und über die Musik Brücken geschlagen werden. „Am künstlerischen Austausch zwischen Ländern möchte ich immer mitwirken.“
Ohne Grenzen. „Durch das Singen Menschen zusammenbringen“ ist Zuzana Ronck ein Anliegen. Musik überwinde die Grenzen des Alters und der Sprachen. In der Freizeit beschäftigt sie sich gerne mit Sprachen. Ein guter Ausgangspunkt dafür: In Schlesien lernte sie Tschechisch, Slowakisch, Russisch und Polnisch und, so verrät sie mit einem Lächeln: „Wenn meine Eltern nicht wollten, dass wir Kinder sie verstehen, haben sie Deutsch gesprochen.“ Mittlerweile sind Französisch, Italienisch und Englisch dazugekommen. „Ich reise gern und möchte Menschen immer in ihrer Muttersprache begegnen.“
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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