Wo i geh und steh 2022 | Teil 8
Ich habe keinen Menschen
Am Teich Betesda in Jerusalem lag ein Mann, der schon achtunddreißig Jahre krank war. Als Jesus ihn dort liegen sah und erkannte, dass er schon lange krank war, fragte er ihn: Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich, sobald das Wasser aufwallt, in den Teich trägt.
Johannes 5,2–7
In der Einsamkeit
Verirrt im Einsamland,
hast du die Spur verloren.
Aber: Ich kann dich sehen. Ich bin da.
Ein Herzohr wartet auf dich. Komm!
Auch wenn du nicht reden kannst,
höre ich dir zu.
Impuls
Einige Tage konnte ich mich im Sommer zurückziehen in die Stille und Kraft tanken. Eine solche freiwillige Einsamkeit suchen immer mehr Menschen als Gegenpol zu einem begegnungsreichen Alltag: allein am Berg, beim Pilgern oder in anderen „Auszeiten“.
In dieser stillen Zeit entdecke ich GesprächspartnerInnen in mir selbst, kann mein Leben überdenken und ordnen. Und ich übe das Hören. Ob Gott da ist. In der Stille, in mir. Im Alleinsein bin ich nicht einsam.
Unfreiwillig gewählte Einsamkeit hingegen lähmt und macht stumm. „Ich habe keinen Menschen“, sagt der Kranke zu Jesus. Wenn Jesus Stumme und Lahme geheilt hat, dann war das Heilsame seine Zuwendung, seine Nähe und die Berührung. Und er spricht den Funken Hoffnung in den Menschen an. „Dein Glaube hat dir geholfen.“
„Die Frucht von Einsamkeit und Stille ist eine höhere Sensibilität
für andere“, sagt Richard Foster. Mögen in uns im Sommer die Kräfte zum aktiven Zuhören gestärkt werden!
konkret: Bewusst allein oder einsam?
- Bewusst allein spazieren gehen. Mir selbst Freundin/Freund sein, innerlich ein Gespräch führen – vielleicht auch mit Gott?
- Mich innerlich ordnen für einen Neubeginn. Auch schreiben kann helfen.
- Wer fühlt sich in meiner Nähe nicht gesehen, nicht wertgeschätzt?
- Wer ist in einem Verein, in der Klasse, in der Gemeinschaft der Pfarre mitten unter den Menschen einsam und warum? Was kann ich tun?
Marlies Prettenthaler-Heckel
ist Mutter von vier Kindern und Fachreferentin für
Glaube & Verkündigung im Fachbereich Pastoral & Theologie.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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