Weltanschauungsfragen | Teil 3
Himmlische Boten

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Engelsvorstellungen in der Bibel, in der kirchlichen Tradition und in der modernen Esoterik.

Sie begegnen uns auf Adventmärkten, in Kunst (und Kitsch), in Filmen und TV-Serien, aber auch als Glücksbringer, in Schmuckstücken, Karten und Essenzen. Sie haben offenbar vielfach die Kirchenmauern verlassen und den Job gewechselt. Auch Umfragen der letzten Jahre zeigen: Der Glaube an Engel hat häufig nichts mehr mit Gott zu tun.

Im Alten Testament sind Engel hauptsächlich Boten bzw. Gesandte (hebr. „mal’ak“, griech. „ángelos“) Gottes, später auch Teil eines „himmlischen Hofstaates“, aber auch Schutz und Begleitung der Menschen gehören zu ihren Aufgaben. Im Neuen Testament begegnen uns Engel ebenfalls an wichtigen Stellen: rund um die Geburt Jesu und Johannes’ des Täufers, als Diener Jesu in der Wüste und am Ölberg, als Verkündiger der Auferstehung, als Helfer der Apostel in Gefahren u. a. m.

Außerbiblische apokryphe Literatur (z. B. mit Jenseitsvisionen und zahlreichen Engelsnamen) regt zwar Volksfrömmigkeit und theologische Spekulation an, das kirchliche Lehramt ist aber zurückhaltend: Der wichtigste Text – formuliert 1215 auf dem IV. Laterankonzil – sagt, dass Gott „[…] beide Schöpfungen, die geistige und die körperliche, nämlich die der Engel und die der Welt, und danach die menschliche, die gewissermaßen zugleich aus Geist und Körper besteht […]“ geschaffen hat. Für Bibel und kirchliche Tradition sind Engel also keine göttlichen Wesen, sondern Geschöpfe, die ganz ihrem Dienst für Gott und seine Botschaft untergeordnet sind.

Zahlreich sind die (oft kommerziellen) Angebote, die scheinbar an biblisch-christliche Vorstellungen anknüpfen, aber der Esoterik zuzurechnen sind. Engel sind hier keine Geschöpfe und Boten eines personalen und souveränen Gottes, sondern besonders hochstehende Manifestationen einer allumfassenden göttlichen „Energie“ und Ausdruck menschlicher Sehnsüchte. Sie können durch Visualisierungstechniken und Schmuckstücke herbeigewünscht oder -meditiert, durch Karten und Channeling-Medien befragt, ihre Energien können in Essenzen gebunden und genutzt werden u. a. m. So versprechen sie Klärung von Lebenssituationen, Reinigung, Stärkung, Schutz und bisweilen sogar Heilung. Kurz: Sie sollen umfassende Lebenshilfe bieten, verlangen aber auch unkritisches Vertrauen gegenüber den Anbieter:innen.
Engel ist also nicht gleich Engel. – „Und was glaubst du?“

Lampert Jaschke

Online-Vortragsreihe
… und was glaubst du? 4. Vortrag

Dienstag, 17. Jänner 2023, 19 Uhr
   Der Weg zum Heil bin ICH!

Erfolg, Glück, Gesundheit: Für alles trägt man selbst Verantwortung – und ist auch schuld, wenn es nicht klappt. Über Segen und Fluch der Selbstoptimierung.
Mag. Helmut Kirchengast
Weltanschauungsfragen Diözese
Graz-Seckau, Theologe, Ombudsmann
www.weltanschauungsfragen.at/vortragsreihe


MEIN BEITRAG

MMag. Lambert Jaschke
ist Theologe, Pastoralassistent und Referent für Weltanschauungsfragen in der Diözese Gurk.

  • Glauben Sie an Engel?
    Ich glaube nicht „an“ Engel, sondern bestenfalls, dass es sie gibt. In meinem Glauben spielen sie keine besondere Rolle. Trotzdem begleiten sie mich in gewisser Weise. Wenn es im kirchlichen Nachtgebet heißt, dass Gottes heilige Engel in diesem Haus wohnen mögen, berührt mich das immer wieder.

  • Warum glauben viele Menschen auch ohne christlichen Hintergrund an Engel?
    Ich vermute, dass eine esoterische „göttliche Energie“ zu abstrakt ist. Die Engel geben ihr ein „Gesicht“ und knüpfen am kindlichen Glauben an. Das bietet ein Gefühl von Schutz und Geborgenheit und „verzaubert“ die nüchterne Welt.

  • Wie stellen Sie sich Engel vor?
    Engel müssen nicht unbedingt „Geistwesen“ sein. Als Geschöpfe vermitteln sie die Botschaft Gottes und seine Zuwendung. In diesem Sinne können und sollen auch wir Menschen füreinander „Engel“ sein.
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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