Steirische Missionare | P. Franz Lackner | Teil 4
Himmel, vergiss die Jugend nicht

 Nach wie vor sorgt P. Franz Lackner sich von Sabu aus um seine Armen, vor allem Schüler und Studenten.  | Foto: Reindl
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  • Nach wie vor sorgt P. Franz Lackner sich von Sabu aus um seine Armen, vor allem Schüler und Studenten.
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Vermutlich nicht mehr am Leben „wäre ich ohne die treuen Heimatmissionare“, bekennt
P. Franz Lackner, SVD., Indonesien.

Eine „Botschaft“ aus der Ferne für die Katholiken in der Steiermark habe er nicht. Darüber etwas zu verlauten, ob Mission eher Verkündigung oder Sozialarbeit sein soll, stehe ihm nicht zu, antwortet der Oststeirer P. Franz Lackner (namensgleich mit dem Salzburger Erzbischof) auf Sonntagsblatt-Fragen (nicht). Er habe seit der Ausreise nach Indonesien 1967 „die liebe Heimat nur in den Ferien erleben dürfen“. Wohl sei er aber „den Wohltätern in der Steiermark zu größtem Dank verpflichtet“. Die Menschen, die ihm und vielen seit Jahrzehnten geholfen haben, nennt er „Heimatmissionare“. Viele der größten Förderer seien schon sehr alt, bemerkt der Steyler Missionar. Er ergänzt: „Wir beten, dass der Himmel unsere so vielen jungen Leute nicht vergisst.“ So hofft er, dass auch junge Förderinnen und Förderer seine Projekte der Befreiung unterstützen.
Bei ihm in seinem Pfarrhaus auf der indonesischen Insel Sabu leben derzeit 34 Mädchen und 15 Burschen, berichtet der Priester aus Saaz bei Paldau. Sie gehen in höhere Mittel- und Berufsschulen. Dazu kommen, 200 Kilometer entfernt, in der Stadt Kupang auf der Insel Timor in „unseren Heimen“ 73 Mädchen und 27 Burschen. Die 100 Studierenden besuchen dort die Hochschulen.
Ein Baumeisterherz schlägt im Pater, wenn er weiter erzählt: „Da besonders für die Mädchen alles zu eng wurde, haben wir ein zweigeschoßiges Heim zu bauen begonnen; alle Studenten arbeiten da mit. Die Decke ist schon gegossen. Demnächst werden die Mauern aufgezogen. Tür- und Fensterstöcke sind derzeit in Arbeit.“ Die Finanzierung haben Freunde in Australien in Aussicht gestellt; gestartet sei aber mit dem Geld von Wohltätern aus der Steiermark worden.
Die Studenten in den Heimen von P. Lackner kommen von den ärmsten Gegenden auf Sabu, aus Familien mit vielen Kindern. Außer durch Nahrung hilft er durch Krankentransporte oder das Bauen von Hütten auf der kleinen Insel Raijua. Unterstützt werden nicht nur Katholiken, sondern auch evangelische Christen, „eingeschlossen die einheimische Religion“. Sr. Ruth Lackner, Schwester von P. Franz, berichtet zum Zusammenleben mit anderen Religionen: „Es wird nicht geschaut, wer was ist, sondern wer was braucht.“
Apropos protestantisch: P. Franz Lackner schildert, sein Vorgänger als Pfarrer auf Sabu und Rote, ein Holländer, habe in den 1960er-Jahren fast überhaupt nicht missioniert. Beide Inseln haben kurz zuvor noch offiziell den Protestanten „gehört“. Dagegen seien die indonesischen Inseln Flores und Teile von Timor nur den Katholiken zur Missionierung offen gestanden. Dass er im reichen Europa geboren sei und damals mühsam die Gepflogenheiten in Indonesien habe verstehen lernen müssen, das habe ihn als Sendboten und Missionar „disqualifiziert“. Es habe ihn „zu einem kleinen Kind gemacht, das nicht viel zu verlauten hat, das viel Vorschuss an Liebe und Ansporn brauchte“. Jetzt blickt er zurück, dass es doch über 2000 Katholiken in seinem Pfarrgebiet gebe, „und dazu meist einheimische“, nicht von außen eingewanderte, das „geht überhaupt nicht auf mein Konto, denn der Glaube ist ein Geschenk von oben“.
Um seine Gesundheit zu erhalten, verriet er vor Weihnachten in einem Brief an seine Förderer, gehe er mit allen Schülerinnen und Schülern „hier im Meer vor der Haustüre schwimmen“. Bereits 400 Meter und mehr schwimme er, und damit der Gruppe nichts zustoße, habe er an die 15 Motorrad-Schläuche als Schwimmreifen aufgepumpt. Der Pater, der am 29. April seinen 79. Geburtstag feiert, berichtete auch: „Mein rechter Fuß, wo die Venen-Klappen überhaupt nicht mehr funktionierten, so dass der Fuß oft anschwoll, der hat sich sichtlich verkleinert. Ich kann auch wieder gut gehen und Treppen steigen.“
Johann A. Bauer

O-Ton
Gemeinsam mit zwei Schwestern von P. Franz Lackner war ich letztes Jahr bei ihm in Indonesien auf der Insel Sabu zu Besuch. Die vielen jungen Menschen rund um ihn haben mich fasziniert. Sehr beeindruckt hat mich auch, wie einsatzfreudig er trotz seines hohen Alters an seine Arbeiten und Aufgaben herangeht. Er ist einfach ein Engel für die Bewohner dieser sehr armen Insel und steht jederzeit allen mit Rat und Tat und wenn irgendwie möglich auch mit finanziellen Mitteln zur Seite.
Ich bin Nachbarin des Elternhauses von P. Lackner. Als Kind mit acht Jahren habe ich bereits mitbekommen, dass er in die Mission geht. Seine Briefe wurden in unserer Familie intensiv gelesen, wir haben gespendet und immer für P. Franz gebetet. Schon früh ist in mir der Wunsch entstanden, ihn einmal zu besuchen. Er begleitet mich mein ganzes Leben.

Indonesien
Indonesien ist mit 17.508 Inseln, von denen 6044 bewohnt sind, der viertgrößte Staat der Welt. Er wurde 1949 von den Niederlanden unabhängig. Sabu, Raijua und Rote liegen im Indischen Ozean nördlich von Australien. Kupang ist eine Stadt auf Westtimor. Für 17. April waren in Indonesien Präsidenten- und Parlamentswahlen angesetzt.

Die Steyler Missionare / (Societas Verbi Divini, SVD.)
Von den 6000 Missionaren der Gesellschaft des Göttlichen Wortes (SVD) kommt jeder vierte aus Indonesien. Seit dem Vorjahr ist auch der Generalsuperior ein Indonesier: P. Paulus Budi Kleden hat in St. Gabriel bei Wien studiert und in Freiburg über Johann Baptist Metz die Dissertation geschrieben. Seit 1912 wirken Steyler in Indonesien. Heute sind es 2000 Patres und Brüder, von denen 350 auf der Insel Flores arbeiten. Dort sind 90 Prozent der Bevölkerung katholisch, während in ganz Indonesien 225 Millionen der 241 Millionen Einwohner muslimisch sind, im größten islamischen Land der Welt.P. Franz Lackner berichtet, zur Firmung durch Erzbischof Peter Turan von Kupang im Vorjahr habe er eine Bestandsaufnahme gemacht. Besonders der Erzbischof sei überrascht gewesen, dass die Zahl der Katholiken auf den Inseln Sabu und Raijua auf 2200 bis 2300 angewachsen sei. Als er vor 52 Jahren hier angekommen sei, habe es nur einige gegeben, meist Polizisten und deren Familien, „nur einen einzigen Einheimischen“. Ein zweiter, ein Volksschullehrer, sei kurz vorher als „Kommunist“ bei Massakern getötet worden. Die Katholiken seien meist arme Bauern, „die froh sind, wenn sie einmal am Tag Reisbrei kochen können“.

EINBLICKE
Gegen den Tsunami des Hasses

Missionare haben offensichtlich auch im hohen Alter ein Herz für Kinder und Jugendliche. Das spürt man beim P. Franz aus der Oststeiermark, der mit den Jungen seiner Pfarre zum Schwimmen geht und für sie Schläuche von Motorrädern zum Schwimmreifen aufpumpt. Kindern aus armen Familien eine gute Ausbildung bis hin zur Hochschule zu ermöglichen, war das erklärte Ziel vieler Missionarinnen und Missionare.
Bildung führt zur Befreiung aus Unterdrückung und Ausbeutung, aber auch aus den Zwängen kultureller und religiöser Einstellungen, die den Weg in eine menschenwürdige Zukunft blockieren. Während in der Vergangenheit katholische und protestantische Missionsgesellschaften nicht selten gegeneinander gearbeitet haben, kommt es heute – Gott sei Dank – fast überall zu einer konstruktiven Zusammenarbeit. Jesus Christus hat seinen Jüngerinnen und Jüngern nur eine Mission zur Erlösung und Befreiung aller Menschen anvertraut.
Und diese Mission der Befreiung kann nur ein Auftrag zur Versöhnung und liebevollen Zuwendung sein, die Vorurteile und Hass überwindet. Was dem P. Franz in Indonesien auf der einen Seite des australischen Kontinents ein Herzensanliegen ist, steht in krassem Gegensatz zu dem, was auf der anderen Seite in Neuseeland passiert ist: In einem Tsunami des Hasses streckt der Massenmörder von Christchurch auch unschuldige Kinder nieder. Das Geld, das er nach Österreich überwiesen hat, ist Blutgeld und Aufforderung zur Bluttat. Ist das nicht zum Erschrecken?
P. Franz Weber

Autor:

Ingrid Hohl aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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