800 Jahre Diözese Graz-Seckau | Teil 04
Gebet, Bildung und Seelsorge
Finden wir die Augustiner Chorherren bereits seit dem 12. Jahrhundert in Seckau und Vorau, so kamen weitere Niederlassungen in Stainz (1229), Rottenmann (1455) und Pöllau (1504) im ausgehenden Mittelalter hinzu. Bis auf Vorau fielen alle Augustiner Chorherrenstifte in der Steiermark den Klosteraufhebungen Josephs II. (1780–1790) zum Opfer. Selbiges galt für das Zisterzienserstift in Neuberg an der Mürz, das 1327 von Heiligenkreuz im Wienerwald aus besiedelt worden war.
Selbst die Ritterorden fassten Fuß im heutigen Diözesangebiet: Die Johanniter (später Malteser genannt) besaßen seit dem 12. Jahrhundert das Patronatsrecht für die Kirche zu Übersbach bei Fürstenfeld, ein Hospital bei Fürstenfeld sowie die Dörfer Kroisbach und Großhartmannsdorf, während der Deutsche Orden am Leech in Graz 1233 von Herzog Friedrich II. von Österreich und Steiermark die Leechkirche erhielt und diese bis 1979 in Graz inne hatte. 1985 wurde die Leechkirche zur Universitätskirche. Seit 1954 besteht die Komturei Graz des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, die damals für Steiermark und Kärnten errichtet wurde und deren Mitglied auch Fürstbischof Pawlikowski war.
Seit ihren Anfängen im 13. Jahrhundert wirken die Bettelorden in unserer Region, vornehmlich zunächst in den Städten und Märkten. Sie widmeten sich der Predigt und Seelsorge und stellten sich dem sozialen Wandel. Die Franziskaner (Minoriten) besaßen in den dreißiger Jahren jenes Jahrhunderts Häuser in Graz und Judenburg. So erbauten sie das heute älteste Franziskanerkloster Österreichs und dessen Kirche „Mariä Himmelfahrt“ in Graz, wenige Jahrzehnte später das leider heute nicht mehr bestehende Minoritenkloster „Maria im Walde“ in Bruck an der Mur. Die Franziskaner Observanten errichteten ein Kloster in Lankowitz (1455) und eines um 1470 in St. Leonhard vor Graz. Wegen der Türkengefahr transferierte sie Kaiser Maximilian I. an den Tummelplatz. Bald durften sie das alte Minoritenkloster „Mariä Himmelfahrt“ (heutiges Franziskanerkloster) beziehen, während sich die Minoriten in die Murvorstadt begaben, wo Anfang des 17. Jahrhunderts das prächtige Kloster „Mariahilf“ mit der gleichnamigen Kirche entstand.
Der Predigerorden der Dominikaner fasste von Friesach in Kärnten aus, dem ersten Kloster auf deutschsprachigem Boden, bereits 1280 in Leoben Fuß. Kaiser Friedrich III. holte sie 1466 nach Graz. Mehr als ein halbes Jahrtausend – bis 2013 – währte ihr Wirken in Graz, zunächst an der heutigen Stadtpfarrkirche, dann bei der Pfarrkirche St. Andrä und schließlich am Münzgraben, wo sie 1807 das vormalige Kloster der Augustiner-Eremiten und dessen St.-Anna-Kirche übernahmen, später dann die Pfarre Münzgraben. Viele Jahrzehnte betrieben sie dort eine renommierte Lehranstalt.
Im 16. und 17. Jahrhundert entstanden als Frucht der katholischen Reform neue Orden, alte wurden reformiert und erblühten neu.
Bloß Admont, Rein und Vorau konnten den josephinischen Klosteraufhebungen entgehen. St. Lambrecht wurde bereits 1802 wiederhergestellt. Das Domstift Seckau (früher Augustiner Chorherren) wurde mit Benediktinern aus der Beuroner Kongregation erst 1883 neu besiedelt. Jenes konnte 1918 einen Personalhöchststand von fast 100 Mönchen verzeichnen. Die fünf genannten Stifte wirken bis heute mit ihren inkorporierten Pfarren segensreich in der steirischen Seelsorge.
Ein Neuaufschwung im 19. Jahrhundert begann unter Bischof Roman Sebastian Zängerle (1824–1848). Zunächst mit den Redemptoristen 1826, die sich im aufgelassenen Servitenkloster in Frohnleiten (bis 1854) niederließen, 1827 nach Mautern kamen und dort eine theologische Hauslehranstalt und in Leoben ein philosophisches Hausstudium unterhielten (bis 1970) sowie in der Stiegenkirche in Graz, dem ehemaligen Augustiner-Eremitenkloster, bis 1848 verbleiben konnten.
Die Jesuiten waren wieder seit 1829 in der Seckauer Diözese aktiv, zunächst in Gleisdorf und in Graz (mit Noviziat) bis 1848, ab 1886 an der Grazer Stiegenkirche (bis 1957). Die Karmeliter bezogen 1844 ihr neues Haus in der Grazer Grabenstraße. Die Lazaristen, seit 1852 in Graz, errichteten das Missionshaus und ihre Kirche zur Schmerzhaften Mutter (1863) in der Mariengasse sowie einen Stützpunkt in Graz-Eggenberg (1892). Prägend mit ihren Bildungs- und Erziehungseinrichtungen bleiben die Marienbrüder, von 1857 bis 1979 in Graz, etwa mit dem Marieninstitut und dem Waisenknabeninstitut Paulinum (Grabenstraße) sowie ihrer Tätigkeit am Katholischen Lehrerkonvikt.
Bis in die 1990er Jahre existierten in unserer Diözese mehrere Seminare bzw. katholische Internate, die der Heranbildung des männlichen Ordensnachwuchses dienten. So beispielsweise jenes der Steyler Missionare in Fürstenfeld (1931–1986), das Kapuzinerseminar in der Heinrichstraße in Graz (1929–1985), das Franziskanerseminar in Graz (1910–1984), das Vinzenzseminar der Lazaristen in der Mariengasse in Graz (1948–1994), jenes der Salvatorianer am Lindweg 33 in Graz (1928–1995), das der Minoriten in Graz, Mariahilferplatz 3 (1924–1938 und 1961–1966), oder das Missionsseminar der Comboni-Missionare (1924–1989), zuerst in Graz, dann in Unterpremstätten und später in Messendorf.
Michaela Sohn-Kronthaler
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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