Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich | Teil 1
Für Österreichs Christen ist Wirtschaft mehr als der Markt
Zugegeben – sehr bekannt sind die Positionen der christlichen Soziallehre heute wahrlich nicht. Beim gelernten Industriekaufmann Heimo Seiner ist das nicht nur wegen seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Diözesanvorsitzender der Katholischen ArbeitnehmerInnen Bewegung Steiermark anders: Schon als Jugendlicher kam er über die pfarrliche KAJ-Gruppe mit den sozialreformerischen Ideen des Arbeiterpriesters Joseph Cardijn in Berührung, fühlte er sich auch vom Zuspruch des später zum Kardinal ernannten Seelsorgers angesprochen, wonach junge Arbeiter, junge Arbeiterinnen „mehr wert als alles Gold der Erde“ sind...
Die Würde des Menschen in der Arbeitswelt – ein Anliegen, das Heimo Seiner in zahlreichen Sozialenzykliken der letzten Päpste in den Grundsätzen der christlichen Soziallehre angesprochen sieht.
Seiner Meinung nach hat gerade die katholische Kirche als „eine der globalst agierenden Einrichtungen der Welt ideale Voraussetzungen“, gegen Arbeitsleid, soziale Ungerechtigkeit und für eine gerechte Verteilung der auf der Erde vorhandenen oder produzierten Güter und Ressourcen einzutreten.
Der für die Papierverladung im Sappi-Werk verantwortliche Betriebsleiter wünscht sich daher eine vom Evangelium motivierte engagierte Kirche, die „Flagge zeigt“ in allen sozialen Fragen, von der neuen Armut über Jugendarbeitslosigkeit bis hin zur Allianz für den arbeitsfreien Sonntag, denn – so Seiner – „Evangelium und Soziales sind nicht zu trennen“.
Auch mit dem knapp vor drei Jahren veröffentlichten „Sozialwort der christlichen Kirchen Österreichs“ ist seiner Meinung nach in guter ökumenischer Gesinnung ein nicht zu unterschätzender Wurf gelungen: „Nicht nur, dass es eine Leitlinie zu Fragen sozialer Sicherheit und Gerechtigkeit ist, bietet es durch die Tatsache, dass es gemeinsam von den Kirchen Österreichs herausgegeben wurde, eine gewichtige Stellungnahme gegenüber den säkularen politischen Institutionen. Es entbindet aber weder kirchliche Würdenträger noch die im kirchlichen Bereich tätigen Organisationen, selbst zu allen sozialen Fragen immer wieder Stellung zu nehmen und initiativ zu werden.“
Eine wesentliche Grundaussage des Sozialwortes ist für Seiner die Feststellung, wonach Erwerbsarbeit prägender Teil der Identität einer Person ist und daher die Arbeitslosigkeit eine schwere Hypothek für jeden Betroffenen, aber auch für die Gesellschaft ist. Der Hinweis auf Marktgegebenheiten ist für ihn kein Argument zum unsolidarischen Schulter-zucken. Vielmehr wünscht er sich in Zeiten wie diesen ein Ernstnehmen der nebenstehenden Sozialwort-Passage, die auf nationaler und internationaler Ebene entsprechende Konsequenzen aller Beteiligten erfordert.
Klar ist dem KAB-Diözesanvorsitzenden auch, dass dies neben der selbstverpflichtenden Wahrnehmung der Sozialverantwortung der Wirtschaftsbetriebe letztlich auch einen Interessenausgleich unter den Staaten erfordert, um den für alle schädlichen Standortwettbewerb in Bezug auf Steuern, soziale und ökologische Regelungen durch Kooperation einzudämmen.
Hannes Labner
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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