Ordensleben in der Steiermark | Teil 33
Für Christen im Heiligen Land
Wenn bei einer festlichen Liturgie im Grazer Dom oder bei der Fronleichnamsprozession Herren mit Ordensmänteln auftreten, fragen sich manche, was denn das für welche sind. Der Orden der Ritter und Damen vom Heiligen Grab zu Jerusalem ist trotz der Präsenz bei kirchlichen Anlässen relativ wenig bekannt. Nachfahren der Kreuzritter oder eine Art Spendensammelverein für das Heilige Land, so lauten Assoziationen der Menschen mit den Ordensrittern.
Der Orden ist eine internationale Gemeinschaft katholischer Christen, von Männern und Frauen in weltlichen Berufen, Ordensleuten und Priestern, die zu Dienst in Kirche und Welt bereit sind sowie ein Leben nach den Lehren der Kirche führen und in ihrer eigenen Umgebung im Sinne der Botschaft Christi als „Zeugen der Auferstehung“ wirken wollen. Diese Berufung schließt ein, mehr zu tun, als an üblicher Pflichterfüllung erwartet wird. Gegenüber dem Papst und den Bischöfen sehen sich die Grabesritter als mündig im Verständnis des II. Vatikanischen Konzils und zu achtsamer Treue verpflichtet.
Das Entstehen der Komturei Graz, die das Gebiet der Diözese Graz-Seckau umfasst, ist eng mit der Wiedererrichtung der Statthalterei Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg verbunden. Der Benediktiner Pater Egon Homann ist als Prior für die geistliche Begleitung der Ordensmitglieder zuständig und betont ebenfalls den Auftrag des Ordens, sich um die Christen im Heiligen Land zu kümmern. „Es ist einfach eine einzigartige Verbindung von Nächsten- und Gottesliebe. Für mich ist ein Heiliges Land ohne Christen nicht vorstellbar. Es sollen nicht nur Steine dort sein, wo das Christentum entstanden ist, sondern Menschen, und es ist unsere Aufgabe, ihnen zu helfen, im Land eine Arbeit und Lebensgrundlage zu haben.“
Dafür gibt es auch eine Aktion zu Weihnachten, bei der Produkte von dort verkauft werden, etwa Olivenöl aus Betlehem. Bei der Auswahl der Projekte wird besonderes Augenmerk darauf gelegt, nur nachhaltige Projekte zu unterstützen. Gefördert wird nur, was der sozialen Entwicklung, der Bildung und der Gesundheit der unter schwierigen Bedingungen lebenden Menschen dient. Unterstützt werden Pfarren, Kindergärten und Schulen des Lateinischen Patriarchats, Projekte der Caritas Jerusalem oder Flüchtlingsprojekte des Patriarchats in Jordanien.
Mit Herbst 2016 wird die Komturei Graz aus 34 Herren, darunter acht Geistliche, und zwei Damen bestehen, die momentan den Kandidatenstatus haben. Eine von ihnen, die Grazer Gemeinderätin Sissy Potzinger, über ihre bisherigen Eindrücke und ihre Motivation: „Für mich ist der Orden ein guter Ort, um die katholischen Batterien aufzuladen und ein fröhliches Christentum zu leben. Es ist für mich ein 100-prozentiges katholisches Freundesland. Die monatlichen Ordenskapitel mit der Messe im Mittelpunkt, dann eine Glaubensvertiefung in geschwisterlicher Runde.“ Wichtig erscheint ihr, „unsere religiösen Werte und Traditionen zu pflegen“, deshalb will sie dazugehören. Ein anderer Anwärter ist den Steirern ebenfalls bestens bekannt: Auch Erzbischof Franz Lackner wird heuer Grabesritter.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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