Ordensleben in der Steiermark | Teil 40
Es ist ein Weg der Verwandlung

Ein Ort der Sammlung ist die Kapelle des modernen Klosters in St. Johann bei Herberstein. Hier beten die Schwestern, und auch Besucher nehmen gerne an den Gebeten der Benediktinerinnen teil. | Foto: Gerd Neuhold, Sonntagsblatt
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  • Ein Ort der Sammlung ist die Kapelle des modernen Klosters in St. Johann bei Herberstein. Hier beten die Schwestern, und auch Besucher nehmen gerne an den Gebeten der Benediktinerinnen teil.
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Das Kloster St. Gabriel ist zwar noch keine 130 Jahre alt, hat aber schon eine sehr bewegte Geschichte und mehrere Übersiedlungen hinter sich. Gegründet wurde es in Prag als eine benediktinische Abtei mit strenger Klausur. „Eine richtige Benediktinerin verlässt ihr Kloster nur ungern“, erzählt der „Haus-Chronist“ DDr. Peter Wiesflecker vom Landesarchiv, „nur, wenn es sein muss“. Denn die Grundausrichtung dieser Spiritualität liegt darin, dass die Nonnen vor allem durch ihr feierliches Gebet Gott verherrlichen. Außerdem sollen sie von ihrer Hände Arbeit leben, wobei diese möglichst innerhalb der Klostermauern verrichtet wird.

Heute lebt die Schwesterngemeinschaft nicht mehr in dieser Abgeschiedenheit, sondern in einem modernen Gebäude in unmittelbarer Nähe zur Pfarrkirche St. Johann bei Herberstein und dem „Haus der Frauen“, und sie nimmt auch pastorale Aufgaben wahr. Hier hat das Kloster seit dem Jahr 2008 eine neue Heimat gefunden, nachdem der Standort der bisherigen Abtei, die alte Burg Bertholdstein bei Fehring, aus wirtschaftlichen Gründen verlassen werden musste. Mit diesem Ortswechsel ging auch eine Neuausrichtung der Lebensweise des Konventes einher, was den Wechsel von der Beuroner Kongregation zur Föderation der Benediktinerinnen von der hl. Lioba zur Folge hatte. Aus der Abtei, der eine Äbtissin vorstand, wurde ein Priorat, das unter der Leitung einer alle sechs Jahre zu wählenden Priorin steht.

Ihr ursprüngliches Heim in Prag verließen die Schwestern mit dem Zerfall der Monarchie, als die Tschechoslowakei zu einer Republik laizistischer Prägung wurde, und fanden im oststeirischen Pertlstein ein neues Zuhause. Damals gab es noch zwei voneinander getrennte Gemeinschaften: die Chorfrauen, von denen viele aus adeligen Familien stammten, und die Laienschwestern, die eher aus der bäuerlichen Bevölkerung kamen. Erstere widmeten sich vorrangig der feierlichen Liturgie, dem gesungenen Chorgebet, sie waren auch im klostereigenen Kunstatelier oder in der Wissenschaft tätig, die zweiteren bestritten die alltäglichen Dienste und die Arbeit in der Landwirtschaft – zur Abtei in Pertlstein gehörten fast 50 ha Land. Diese Zweiteilung wurde nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil aufgehoben.

Die mehrmaligen Ortswechsel und Veränderungen „sind charakteristisch für den Weg, den wir gegangen sind“, meint Sr. Hildegard Altmann, die während der Zeit der Übersiedlung zwölf Jahre lang Priorin der Gemeinschaft war, „der auch im tieferen Sinn ein Weg der Verwandlung, der Transformation ist“. So habe Bischof Johann Weber in den 1970er Jahren eine stärkere Öffnung des Klosters angeregt, das als spirituelles Zentrum auch nach außen hin stärker wahrnehmbar sein sollte. Nun wurden Bibelkurse gehalten, ein Gästehaus eingerichtet, und auch die Mitfeier des Chorgebetes oder der Liturgie in der Karwoche wurde gerne wahrgenommen.

Heute besteht eine enge Beziehung zum diözesanen Bildungshaus „Haus der Frauen“, dessen Nachbarschaft man ganz bewusst für die neue Niederlassung gewählt hat. Besonders freuen sie sich, wenn ihre Gebetszeiten von Gästen wahrgenommen werden. Auch in der Pfarre sind die Schwestern inzwischen gut integriert und aktiv mitgestaltend.

 

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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