Ordensleben in der Steiermark | Teil 38
Ein Abenteuer im Weinberg

Am Fuße des Reinerkogels an der verkehrsreichen nördlichen Stadtausfahrt von Graz liegt der Karmel mit dem Kirchlein Maria Schnee.
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Aus dem gleichen Ort wie „Papa Luciani“, nämlich aus Forno di Canale im Veneto, stammt P. Oktavio Fontanive. Gelegentlich habe er sogar beim späteren Papst Johannes Paul I. ministriert. Sein großes Bedürfnis, mit Gott zu reden, führte ihn zum Orden der Karmeliten. Nachdem er elf Jahre in Italien als Priester tätig war, wurde er 1973 vom Provinzial der österreichischen Ordensprovinz nach Graz gerufen.

„Ich bin gekommen wie ein Abenteurer“, erinnert sich P. Oktavio. „Mir wurde gesagt: Vergiss deine Provinz! Und das habe ich getan.“ Sehr schnell ist der begeisterte Seelsorger in der Steiermark heimisch geworden. 36 Jahre lang war er als Priester am Grazer Unfallkrankenhaus nicht nur für die Patienten, sondern auch für das Personal und die Ärzte da: „Das war meine Familie.“ Viele Taufen und Trauungen habe er für Mitarbeiter des UKH halten dürfen. „Jetzt arbeite ich im Weinberg“, erzählt der Karmelit lachend. Der Orden besitze an der Weinstraße einen Weinberg. Der sei zwar verpachtet, aber mit den Menschen dort fühle er sich sehr verbunden. „Ich kann den Menschen viel schenken durch meine Worte“, weiß der eloquente Italiener, doch das sei ein Geschenk, nicht sein Verdienst. „Ich bin ein Praktiker. Ich spreche so, wie das Leben ist.“

Der Konvent im Karmel an der vielbefahrenen Grazer Grabenstraße ist international. Neben P. Oktavio gehören der Hausgemeinschaft drei kroatische Patres, vier Novizen und zwei Studenten an. Sie betreuen nicht nur die kroatische Gemeinde in Graz seelsorglich, sondern auch die Schwesterngemeinschaft der Karmelitinnen, die in unmittelbarer Nachbarschaft im Kloster St. Josef lebt, sowie jene der Dienerinnen Christi in Ulrichsbrunn und der Kreuzschwestern. Als Noviziatshaus hat das Grazer Kloster eine lange Tradition, Novizen der österreichischen, kroatischen, ungarischen und polnischen, zeitweise auch der deutschen Provinz sind hier ausgebildet worden. Während des Jugoslawienkrieges wurde für drei Jahre das kroatische Noviziat nach Graz verlegt, danach sind die Kroaten hier geblieben.

Doch der Schwerpunkt liegt bei den Karmeliten natürlich auf dem klösterlichen Leben. Die Regel sieht im Tagesablauf neben dem gemeinsamen Gebet – nach dem Vorbild der Teresa von Ávila und des Johannes vom Kreuz, den beiden großen Erneuerern des Ordens – auch viel Zeit für das innere Gebet vor. Provinzial P. Roberto Pirastu, der selbst einige Jahre in Graz lebte, warnt: „Wenn du mit Stille nicht gut zurechtkommst, bist du hier fehl am Platz.“ Der Orden hat – so erklärt er – von seiner Struktur her wenig Verpflichtungen und Vorgaben, hat keine Pfarren zu betreuen. Man achte deshalb darauf, die persönlichen Begabungen des Einzelnen zu fördern, damit jeder den Bereich findet, wo er sich gut einbringen kann. „Wir müssen ja auch von etwas leben.“

Dazu komme auch die Verwaltung und Erhaltung des Hauses, die Pflege des Gartens. Es gibt nur eine Köchin, alles andere machen die Mönche selbst. P. Oktavio, der heuer 80 Jahre alt wird, hält sich sehr gerne im Garten auf, der sich an den Hang des Reinerkogels schmiegt: „Ich gehe jeden Tag hinauf zur Fatimakapelle.“ Diese befindet sich oben auf dem Hügel. Zu seinem 50-jährigen Priesterjubiläum wurde sie frisch renoviert.

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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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