Christentum - Ein Reiseführer | Etappe 005
Die wichtigste Schrift der Christen

In den Höhlen von Qumran unweit des Toten Meeres fand man die Jesajarolle. | Foto: Fotolia
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Die Entstehung der Bibel

Sie unterscheidet sich von den Offenbarungsschriften anderer Religionen dadurch, dass auf die Vorstellung ­einer rein göttlichen Verfasserschaft („Verbalinspiration“) verzichtet wird. Traditionelle Deutungen gingen davon aus, dass Mose die ersten fünf Bücher von Gott diktiert worden seien oder den Evangelisten die Feder direkt vom Heiligen Geist geführt wurde.

Heute sehen sich die meisten christlichen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften in der Lage, eine Interpretation und kritische Hinterfragung bezüglich der Entstehungsgeschichte der Bibel zu wagen. Nichtsdestotrotz gibt es, vor allem im fundamentalistischen Bereich, verstärkte Tendenzen, die Bibel wörtlich zu nehmen, was sich beispielsweise an der Ablehnung naturwissenschaftlicher Entstehungstheorien der Welt mit Verweis auf die Schöpfungsberichte äußert.

Dessen ungeachtet ist die Bibel die wichtigste Schrift der Christen, weil sie die Geschichte des Volkes Gottes und der Beziehung von Gott und seinem Volk im AT wiedergibt bzw. im NT das Leben Jesu und das der ersten Christen dokumentiert. Beide Teile der Bibel sind Grundlage sowohl für den Glauben des Einzelnen als auch für die gemeinsame Feier des Gottesdienstes der Gemeinde. Dies wurde nie von der katholischen Kirche geleugnet, wenn sie auch im Vergleich zum Protestantismus („sola scriptura“ = nur die Schrift) immer am Zusammengehören von Schrift und Tradition festhielt.

Der Zeitraum der Entstehung der biblischen Texte beträgt ca. 1500 Jahre. Als älteste Texte gelten Teile des Buches Genesis, die auf ca. 1450 v.Chr. datiert werden, als jüngste das Evangelium des ­Johannes, welches um ca. 100 n.Chr. verfasst wurde.

Das älteste heute noch erhaltene Dokument eines biblischen Buches ist die in Qumran am Toten Meer 1947 aufgefundene 7,34 Meter lange Jesajarolle aus Schafsleder, die um 180 v.Chr. entstand. Von weiteren Büchern des Tanach aus dieser Zeit existieren vielfach nur noch Fragmente. Trotzdem ist davon auszugehen, dass die Verschriftlichung des AT schon sehr viel früher begonnen hat. Bei der Suche nach älteren Textzeugnissen wird die Forschung durch eine doppelte Problematik erschwert. Einerseits ziehen die Materialien, auf denen in damaliger Zeit geschrieben wurde (v. a. Papyrus und Leder), leicht Feuchtigkeit an und sind deshalb nur begrenzt haltbar. Andererseits wurde die Tora bei den Juden des Altertums als etwas Heiliges verehrt. Dies hatte zur Folge, dass nicht mehr gebrauchte oder beschädigte Schriftrollen nicht einfach in einem Schrank „vergessen“ wurden, sondern eine feierliche Bestattung erhielten. So sind heute Funde von Textfragmenten nur mit sehr viel Glück und in sehr heißen, trockenen Gebieten möglich.

"Ein guter Reiseführer macht auf Besonderheiten aufmerksam"
Michael Langer, Regina Radlbeck-Ossmann

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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