800 Jahre Diözese Graz-Seckau | Teil 11
Die marianische Steiermark

Maria Buch | Foto: Neuhold /Sonntagsblatt
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Die Vorrangstellung Marias ist zahlenmäßig klar greifbar: So tragen 62 Pfarrkirchen sowie 38 Kirchen von Benefiziaten, Exposituren und Filialen in der Diözese Graz-Seckau das Marienpatrozinium. Außerdem sind 329 Kapellen, zahlreiche Seitenaltäre in Kirchen, Flur-, Dorf- und Hauskapellen und Bildstöcke der Gottesmutter geweiht. Den Gotteshäusern in Mariazell (1907), Seckau (1930), Rein (1979), Graz-Mariatrost (1999) und Weizberg (2017) – allesamt der Mutter Jesu geweiht – wurde der Ehrentitel einer „Basilica minor“ zuerkannt. Die vielfältigen Darstellungen Mariens in Kunst und Architektur sind kaum zu überschauen.

Zu den ältesten Marienkirchen auf steirischem Boden zählen Pöls ob Judenburg, Weizberg, Maria Elend in Graz-Straßgang, Maria Buch bei Judenburg, St. Marein bei Knittelfeld und Mariahof. Maria wurde als alleinige Schutzpatronin oder Mitpatronin der ersten mittelalterlichen Klöster, wie des Nonnenstiftes Göß (um 1000, mit dem Apostel Andreas) oder des Benediktinerkonvents Admont (1074, mit dem hl. Blasius), erwählt.

Für den Bistumssitz Seckau war die Wallfahrt zum Seckauer „Ursprungsbild“ von hoher Bedeutung. Es handelt sich um eine Darstellung der Muttergottes mit ihrem Kind aus einer venezianischen Werkstatt um 1200. Diese wurde schon ab dem beginnenden 
13. Jahrhundert von den Augustiner-Chorherren selbst im Kapitelsaal verehrt. Ab dem 14. Jahrhundert wurde Seckau zu einem beliebten Wallfahrtsort.

Im Mittelpunkt des Marienkultes stand von Anfang an die Wallfahrt zu den Gnadenbildern. Den Anlass zur Verehrung eines Marienbildes gaben dessen Wundertätigkeit und außergewöhnliche Ereignisse. Die Bezeichnung der Wallfahrtsorte und Marienkirchen verweist auf erbetene oder erfahrene Zuwendung und Unterstützung (Mariatrost, Mariahilf, Maria Schutz, Maria Gnadenbrunn) oder topographische Besonderheiten (Heilbrunn, Maria Schnee, Maria Rehkogel, Mariagrün).

Die vier alten Marienfeste Geburt (8. September), Lichtmess (2. Februar), Verkündigung (25. März) und Himmelfahrt (15. August) wurden im Spätmittelalter durch die Feste Mariä Heimsuchung (2. Juli), Opferung (21. November) und Empfängnis (8. Dezember) ergänzt. Das „Ave Maria“ wurde seit dem 12. Jahrhundert zum häufigsten Mariengebet. Bruderschaften, Ablässe und Stiftungen waren von großer Bedeutung für die Marienkirchen und das Wallfahrtswesen.

In der Kunst wurde Maria vor dem 14. Jahrhundert als thronende Gottesmutter und als Stillende (so auf dem Pluviale des berühmten Ornates von Göß), in der Gotik als Schöne Madonna (zum Beispiel jene aus Perchau, 1420) dargestellt. Häufige Bildtypen waren auch die „Schmerzensreiche Muttergottes“ (sogenanntes Vesperbild), die „Schutzmantelmadonna“ (so in Straßgang, um 1519), „Maria auf der Mondsichel“ oder die „apokalyptische Frau“ (so in Judenburg-St. Nikolaus).

Im Barock trugen päpstliche Lehrentscheidungen, Ablässe und neue Marienfeste (Mariä Namen 1683 nach dem Sieg über die Türken vor Wien, das Fest Immaculata 1708, das Rosenkranzfest 1716 nach dem Sieg von Lepanto 1571 und das Fest der Sieben Schmerzen Mariens 1727) zu einer neuen Blüte der Verehrung bei. Auch Mirakelbücher und Mariensäulen zeugen davon. Liebfrauenbruderschaften kümmerten sich um die Marienverehrung. In der Steiermark entstanden neue glanzvolle Stätten der Marienverehrung, auch gefördert durch die Orden und den katholischen Adel, so Graz-Mariahilf (1611) oder Graz-Mariatrost (1746 Kirchweihe).

Im 19. Jahrhundert belebten marianisch ausgerichtete Vereine, die Herz-Mariä-Bruderschaften und die beliebten Maiandachten die Verehrung der Mutter Gottes. Der Oktober wurde als Rosenkranzmonat ausersehen (seit 1883). Im Jahre 1869 wurde die Diözese Seckau dem heiligsten Herzen Jesu und Mariä geweiht. Zu den geistlichen Gemeinschaften und Orden der Diözese Graz-Seckau, welche den Namen Mariens führten, gehören unter anderem die „Marienbrüder“ und die „Marienschwestern von Vorau“.

Der südfranzösische Wallfahrtsort Lourdes prägte stark die Marienfrömmigkeit seit dem 19. Jahrhundert, zahlreiche Gnadenstatuenkopien finden sich in Kirchen, Grotten und Kapellen unserer Diözese; ebenso Kopien des Gnadenbildes des portugiesischen Wallfahrtsortes Fatima (1917). So wurde die eindrucksvolle Gnadenstatue „Unsere Liebe Frau von Fatima“ in Graz-Münzgraben 1948 im Auftrag von Fürstbischof Pawlikowski vom portugiesischen Meister Thedim angefertigt.

Michaela Sohn-Kronthaler

Maria Buch | Foto: Neuhold /Sonntagsblatt
Anna Selbdritt (Anna und Maria mit dem Jesuskind) aus St. Anna am Masenberg, Pfarre Hartberg | Foto: Neuhold
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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