Leben im Heiligen Land | Teil 03
Die Frau wirklich am Rande der Gesellschaft?

Die Ausbildung  der biblischen Frau beschränkte sich mehr auf das Erlernen häuslicher und handwerklicher  Geschicklichkeiten, wie Sticken, Spinnen oder Weben. | Foto: Archiv
  • Die Ausbildung der biblischen Frau beschränkte sich mehr auf das Erlernen häuslicher und handwerklicher Geschicklichkeiten, wie Sticken, Spinnen oder Weben.
  • Foto: Archiv
  • hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion

 

Wie die Bibel ausdrücklich betont, sind Mann und Frau in ihrer Verschiedenheit der Geschlechter zum Bild Gottes, zur Du-Ich-Beziehung mit ihm und füreinander geschaffen. Die Frau wird zur Mutter aller Lebenden. Sie ist ihrem Gefährten die „Hilfe“, die ihm entspricht. Der Mann ist ihr zwar vorgeordnet, aber nicht übergeordnet.

Trotzdem nimmt die Frau im täglichen Leben eine mehr untergestellte Position ein. Die Konsequenz davon erfährt das Mädchen in einer weniger qualitativen Erziehung. In der Tat beschränkt sich seine Ausbildung auf das Erlernen häuslicher und handwerklicher Geschicklichkeiten wie Sticken, Spinnen oder Weben. Außerdem hat sie auf ihre jüngeren Geschwister aufzupassen. Gegenüber ihrem Vater kommen ihr die Pflichten einer Dienerin zu: Sie muss ihm das Essen und Trinken reichen, ihn stützen, wenn er alt geworden ist, sein Gesicht, seine Hände und Füße waschen.

Im praktischen Alltag steht die Frau am Rande der Gesellschaft, ja sie ist ausgeschlossen vom öffentlichen Leben. Männer würden niemals gemeinsam mit ihr ein Mahl einnehmen.

Wir verstehen, warum die Jünger geradezu überrascht reagieren, als sie Jesus mit der Samariterin am Jakobsbrunnen sprechen sehen.

Die Frau hat kein Erbrecht, weder von Seiten ihres Mannes noch von Seiten ihres Vaters. Nach dem mosaischen Gesetz wird das Eigentum eines Mannes nach seinem Tod unter die Söhne verteilt, wobei der älteste Sohn doppelt so viel erhält wie die jüngeren Brüder.

Trotz alledem erweist sich die gesellschaftliche Position der Frau nicht so tragisch, wie es auf den ersten Blick erscheinen möchte. Zum Beispiel schulden die Kinder der Mutter vollkommenen Gehorsam (Lev 19,3).

In Glaubensangelegenheiten sind die Frauen den Männern nicht ganz gleichgestellt. Sie müssen sich im Hintergrund des Tempels von Jerusalem aufhalten. Das religiöse Leben einer jüdischen Frau spielt sich mehr im Verborgenen ab. Zwar ist sie grundsätzlich auf das Gesetz verpflichtet, anderseits aber von all jenen Geboten dispensiert, die an bestimmten Stunden zu verrichten sind, um für den Haushalt und die Familie zeitlich ungebunden da sein zu können. Das gilt auch für das Studium der Thora. Ihre Mutterpflichten haben immer Vorrang, vor allem, wenn es um das Stillen der Kinder geht.

Ihr besonderes Vorrecht aber besteht darin, sich um das kostbare Öl für die Sabbatlampe zu kümmern. Sie wacht sorgfältig darüber, dass diese Leuchte an dem heiligen Ruhetag nie erlischt. Indem sie die Lampe anzündet, empfängt sie die „Braut Sabbat“ mit einem Hymnus und übt dabei eine Art priesterliche Funktion aus. Nicht nur Frauen der höheren Stände verfügen über eine Bildung, auch manch einfaches Mädchen, wie Maria von Nazaret, hat lesen und schreiben gelernt. Verrät doch ihr Magnifikat eine gute Kenntnis der Bibel.

Gerade die geistlichen Führer in Israel sind es, die sich für die Achtung und Gleichwertigkeit der Frau einsetzen, da sie ja, wie Adam sagt, „Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch“ ist (Gen 2,23). Sie werden nicht müde, ihre Klugheit, Frömmigkeit und all die Vorzüge zu preisen, die einen weitaus höheren Stellenwert einnehmen als alle äußere Schönheit: „Wer eine Frau gefunden hat, hat Glück gefunden und das Gefallen des Herrn erlangt“, sagt das Buch der Sprüche. „Haus und Habe sind das Erbe der Väter, doch eine verständige Frau kommt vom Herrn“ (Spr 18,22; 19,14).

Das Evangelium erzählt uns von den Frauen im Leben Jesu, die sich zwar mehr im Hintergrund halten, ihm aber in konkreter Weise dienen und nachfolgen bis in die unmittelbare Nähe des Kreuzigungsgeschehens, während die meisten seiner Freunde ihn in dieser schweren Stunde verlassen.

Frauen dürfen die ersten Zeugen und Botinnen des Auferstandenen sein.

Nach der wunderbaren Befreiung des Petrus aus dem Gefängnis eilt dieser spontan in „das Haus der Maria, der Mutter des Johannes mit dem Beinamen Markus, wo nicht wenige versammelt waren und beteten“ (Apg 12,12).

Im Neuen Testament finden wir auch den Typus der emanzipierten Frau in der Gestalt von Lydia aus der Stadt Thyatira (Apg 16,14f). Als Purpurhändlerin ist sie selbstständig und Leiterin eines Familienunternehmens.

Priszilla, die Frau des Aquila, begegnet uns an der Seite ihres Mannes in partnerschaftlicher, beruflicher Zusammenarbeit als Zeltmacherin (Apg 18,3).

Das Neue Testament sieht in der Ehe nicht nur eine Schöpfungsordnung, sondern ein Charisma, aufgrund dessen sogar der ungläubige Partner geheiligt ist. Nun darf die Frau ohne Angst dem Mann untertan sein, weil dieser Christus gehört. Und der Mann soll als Haupt der Frau dem entsprechen, was Christus für seine Kirche tut. Und damit erreicht die Frau und die menschliche Ehe eine solche Würde, dass der Autor des Epheserbriefes sich nicht scheut, die eheliche Beziehung zwischen Mann und Frau als ein sichtbares Zeichen der Liebe zwischen Christus und seiner Kirche zu deuten (Eph 5,21–33).

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ