Christentum - Ein Reiseführer | Etappe 052
Die ersten Konzilien
Die Kirche am Beginn
Zahlreich sind Berichte über Auseinandersetzungen der christlichen Gemeinden, was als die wichtigsten Inhalte des Glaubens zu gelten habe. Als Anfang des 4. Jahrhunderts Theologen in Streit gerieten, wie die Gottheit Jesu zu deuten sei, berief Kaiser Konstantin im Jahr 325 ein Konzil in der Stadt Nicäa in Kleinasien ein. Zu dieser ersten von (nach katholischer Wertung) 21 „ökumenischen“ (das heißt allumfassenden) Kirchenversammlungen reisten mehr als 220 Bischöfe, Kirchenvertreter und Theologen aus allen Regionen an. Auf den frühchristlichen Konzilien wurde mit Nachdruck, manchmal gar unter Einsatz von Fäusten, um den richtigen Glauben gerungen. Parteibildung und Mobbing unliebsamer Einzelkämpfer kamen auch vor.
Auf den ersten vier Konzilien wurden Fragen bezüglich der Gottes- und Dreifaltigkeitslehre, der Christologie, der Erlösungslehre und anderes besprochen. Viele Aussagen konnten sich in ihrer Eindeutigkeit immer nur gegen eine bekämpfte Irrlehre herausbilden und durchsetzen; so reagierte das Konzil von Nizäa (325) auf die Irrlehre des Arianismus, indem es Jesus eine gottgleiche Stellung zuwies. Im Konzil von Konstantinopel (381) wurde die Lehre von der wesensmäßigen Unterordnung Jesu unter den Vater abgelehnt. Das Konzil von Ephesus (431) widmete sich der Verbindung des menschlichen und des göttlichen Elements in Jesus und betonte die Unmöglichkeit, das eine dem anderen unterzuordnen. Auch wurde Maria dort als Gottesgebärerin definiert, gegen die verbreitete Irrlehre, Jesus sei erst später von Gott adoptiert worden. In Chalcedon (451) stehen wieder christologische Fragen im Vordergrund. Zu verhandeln ist, wie Gottheit und Menschheit in Christus sich zueinander verhalten. Das Konzil kommt dabei zum Schluss, dass beide Naturen ungetrennt und unvermischt erhalten sind. In Folge dieses Konzils kommt es zur ersten großen Spaltung: Äthiopier, Kopten aus Ägypten, Armenier, Syrer und andere wollen das Konzilsergebnis nicht anerkennen. Man bezeichnet diese Kirchen auch als altorientalisch oder vorchalzedonisch. Erst 1988 wurden die Lehrstreitigkeiten durch eine gemeinsame Formulierung beigelegt.
Mit der Taufe des Frankenherrschers Chlodwig um das Jahr 498 nehmen die Franken das Christentum in katholischer Form an. Mit den Bewegungen enormer Völkermassen ging auch ein Austausch zwischen den einzelnen Kulturen einher, sodass auch germanisches Denken den christlichen Glauben zu durchdringen begann. Langsam entstand eine neue, einheitlich christliche Gesellschaft mit dem Papst als Oberhaupt in West- und Mitteleuropa, und man begann sich von Konstantinopel (Ost-Rom) zu entfremden. Wichtige Daten auf diesem Weg sind die Anfänge des Kirchenstaates im Jahr 754 und die Krönung Karls des Großen zum Kaiser im Jahr 800.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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