Seelsorgeräume vorgestellt - SR St. Lambrecht
Die Abtei im Naturpark
Das Benediktinerstift St. Lambrecht ist das spirituelle und kulturelle Zentrum im gleichnamigen Seelsorgeraum mit kleinen Pfarren und „viel Gegend“.
Ihr Seelsorgeraum aus der Luft betrachtet,was sticht sofort ins Auge?
Abt Benedikt Plank, SL: Für mich als gebürtigen Mariahofer ist es der vertraute Blick auf meine Heimat. Es ist auch der Blick auf einen der steirischen Naturparks. Unser Naturpark ‚Zirbitzkogel – Grebenzen‘ ist gekennzeichnet durch eine große Vielfalt: Berge und sanfte Anhöhen, Wälder und Wiesen, Teiche und Bäche fügen sich zu einer harmonischen Natur- und Kulturlandschaft.
Unsere Benediktinerabtei St. Lambrecht liegt eingebettet in dieses harmonische landschaftliche Ensemble, sie ist in Vergangenheit und Gegenwart ein prägender Faktor meiner Heimat.
Historisch gesprochen entspricht unser Seelsorgeraum ungefähr dem altüberlieferten Dekanat St. Lambrecht. Bei an Bevölkerungszahl relativ kleinen Pfarren und Filialkirchensprengel haben wir allerdings ‚viel Gegend‘. Wir wohnen in einem Gebiet unseres Landes, in dem andere gerne Urlaub machen. Mit unserem Bezirk Murau teilen wir das Los des Rückgangs der Wohnbevölkerung.
Was sind die inhaltlichen Schwerpunkte?
Abt Benedikt Plank: Primär scheint mir wichtig, dass unter Wahrung von überlieferten Charakteristika unserer zumeist bevölkerungsmäßig kleinen Pfarrgemeinden im Sinne einer guten Subsidiarität der Weg zu einem Miteinander gefunden werden kann. Viel mehr als in der Vergangenheit ist wohl die Funktion unserer Abtei als ein spirituelles Zentrum des Seelsorgeraums von Bedeutung.
Es gibt in unserem Raum noch relativ viele volkskirchliche Elemente. Mein Wunsch ist, dass es gelingt, in einem notwendigen Transformationsprozess ihre positiven Werte lebendig zu erhalten. Das ‚Gebräuchliche‘ möge einer bewussten Gestaltung eines zeitgemäßen Miteinanders in den gesellschaftlichen Gegebenheiten von heute weichen. Das Konzept der Seelsorgeräume scheint mir dafür hilfreich zu sein. Der viel zitierte Blick über den eigenen Kirchturm hinaus ist sicher notwendig, um den heutigen Anforderungen entsprechende Formen kirchlichen Lebens zu verwirklichen. Es braucht das größere Miteinander, um eine lebendige Erfahrung verschiedener Formen eines bereichernden religiösen Lebens zu gewährleisten. Ich kann dabei nicht verhehlen, dass diese Suche nicht leichtfällt.
Wie ist der Prozess des Seelsorgeraum-Werdens verlaufen?
P. Alfred Eichmann, HP: Die Ankündigung, dass ein SR entsteht, wurde in unseren zwölf Pfarren ganz unterschiedlich aufgenommen – von totaler Ablehnung bis zur vollen Zustimmung. Es hat viele Gespräche gebraucht, bis ein Weg gefunden war, der von allen Seiten mitgetragen wurde. Heute sind die meisten dankbar für diesen SR, sie haben ihren Platz darin gefunden und entdecken neue Möglichkeiten, sich in diesem Raum anders als gewohnt einzubringen.
Bereits 2021 haben wir in einer Klausur mit allen Pfarrgemeinderäten über das Werden unseres SR nachgedacht, Ideen und Visionen für den Pastoralplan gesammelt, die beim Startfest durch 11 Statements von Persönlichkeiten unserer Gegend zu den 11 Punkten im Zukunftsbild bereichert wurden. Mittlerweile ist klar, dass ein SR in einer sehr schnelllebigen Welt ebenso schwer zu gestalten ist wie einst in den kleineren Pfarrverbänden. Dass wir in unsrer Gegend ein Abwanderungsgebiet sind, dass Kinder, Jugend und Familien rarer werden, ist eine Wirklichkeit, die nicht nur uns als Kirche vor Ort betrifft. Es gilt ebenso, lebensnahe Spannungen in der Seelsorge auszuhalten, wie zeitgerechte Feierformen zu entwickeln, in denen das Leben von heute wiederzufinden ist. Annehmen und Loslassen sind ständige Begleiter, die erfreuen und teilweise weh tun. Echter Tiefgang für Glaubenserfahrungen ist eine Herausforderung.
Mit Freude nehme ich hier und dort neue Erfahrungsorte wahr, wo Menschen mit ihrem Leben und ihrem Glauben Platz finden, wo sie aufatmen können und wo sie Stärkung finden. Ich freue mich, dass die Bereitschaft, sich in die Verkündung einzubringen, gegeben ist, sodass das Geheimnis Gottes näher an die Menschen gebracht werden kann. Grundsätzlich spüre ich: ein kirchenfreundliches Klima ist da, kirchliche Feiern geben immer noch Halt, sind gewollt. Viele gehen diesen Weg mit und solange Visionen da sind, wird es auch keinen Untergang geben. Wir stehen in einem Prozess, der viel Zeit und Geduld braucht. Einen langen Atem zum Wohl unseres Glaubens werden wir weiterhin brauchen.
Gibt es Pfarrgrenzen-überschreitende Angebote und wie werden sie angenommen?
P. Alfred Eichmann: Das Denken in Pfarrgrenzen spielt heute nicht mehr so eine große Rolle wie vor einigen Jahren. Ich finde es großartig, dass der gegenseitige Austausch fast schon zur Selbstverständlichkeit geworden ist, dass eine gewisse Scheu, sich anderswo zu zeigen und mitzutun, viel kleiner geworden ist. Das Zusammenschauen und Aushelfen war gerade in den Anfängen des SR sehr berührend: Wortgottesdienst-LeiterInnen waren pfarrübergreifend und motivierend da. Heute freue ich mich, dass es in allen Pfarren Wortgottesdienst-LeiterInnen gibt, die regelmäßig Feiern vorstehen. Unsere Begräbnisleiterinnen sind sehr gefragt und versehen ihre Dienste über den SR hinaus. Gemeinsam in einem Gottesdienst die Patrozinien zu feiern, wird sehr geschätzt. Und wer sich wirklich aufgemacht hat, um die Kartage gemeinsam an einen Ort zu feiern, ist immer noch tief beeindruckt von der Schönheit einer gepflegten Liturgie nach Hause gefahren.
Das gemeinsame Pfarrblatt „Credamus“ und eine gemeinsame Homepage sind verwirklicht, gemeinsame PGR-Klausuren vertiefen das Miteinander. Unsere Caritas-Pflegewohnhäuser sind wichtige Kirchorte, durch das Einrichten eines Kooperationskontos kann im SR der Not vor Ort unkomplizierter begegnet werden. Das Projekt Kirche hilft in der Region – Kaffee zum Zaumsteh‘n, getragen von der Caritas, vom Caritas-Pflegewohnhaus Neumarkt und von Freiwilligen aus unserem SR, hat letzten Sommer viele Menschen positiv zum Gespräch beim Pavillon im Ortszentrum von Neumarkt gebracht und dabei die Hilfe für Notleidende nicht aus den Augen verloren. Das Stift als spiritueller Ort und als Zentrum der Begegnung hat eine zentrale Aufgabe im SR inne: Weite und Einheit zu wahren, Tradition mit dem Heute zu verbinden. Im Weitergehen heißt es, sich zu freuen an dem, was geworden ist, und nicht aufzugeben, weiterhin den Boden für das Evangelium Jesu zu bereiten – weil es dies wert ist.
Was sind oder waren die größten Herausforderungen in der Verwaltung im SR?
Erwin Kurz, HV: Das fast zeitgleiche Ausscheiden der beiden Pfarrsekretärinnen durch Pensionierung bzw. Kündigung mit dem Beginn der Umsetzung des SR-Konzeptes in der Verwaltung war eine große Herausforderung aber auch Chance zugleich.
Die Herausforderung bestand in der Einschulung der beiden neuen Pfarrsekretärinnen und auch meiner Person während der Corona-Zeit und der möglichst guten Erledigung der wichtigsten Tagesarbeiten. Die Online-Schulungen, so gut und wichtig sie in dieser Zeit waren, konnten aber die „face-to-face“-Veranstaltungen nicht gänzlich ersetzen. Die beiden Damen sind in jeweils zwei Pfarrkanzleien tätig. Probleme und Fragen tauchen immer erst bei der täglichen Arbeit auf, ein Erfahrungsaustausch auf kurzem Weg mit erfahrenen Kolleginnen nicht möglich. Dankenswerter Weise hat uns hier Frau Waltraud Seidl auch nach ihrem Pensionsantritt großartig unterstützt und tut es immer noch. Das hat uns aber auch die Möglichkeit eröffnet, die Arbeitsabläufe in den Pfarrkanzleien zu vereinheitlichen, neue Strukturen zu schaffen, die Arbeitszeiten so zu organisieren, dass zumindest eine gewisse Abwesenheitsvertretung auch mit nur zwei Mitarbeiterinnen gegeben ist.
Wo ist in der Verwaltung Neues entstanden oder im Entstehen?
Erwin Kurz: Auch in den Pfarrkanzleien hat sich in den letzten Jahren die Arbeitsweise gravierend verändert. Die Digitalisierung hat durch Corona beschleunigt Einzug gehalten. Unsere Pfarrkanzleien mussten wir entsprechend adaptieren bzw. neugestalten. Sie entsprechen nun zeitgemäß ausgestatteten Arbeitsplätzen mit leistungsfähigen Computern, Internet, WLAN, VOIP-Telefonie, etc.
Spannend hat sich die Zusammenarbeit mit den pfarrlichen Wirtschaftsräten entwickelt. Bei den ersten Sitzungen wurde ausführlich über die Rechte und Pflichten des WR informiert und diskutiert. Es wurde eine Vielzahl von kleineren bis mittleren Projekten in Angriff genommen. Dazu gehören dringend erforderliche Maßnahmen wie Dacherneuerung, Hausschwamm- und Holzwurmbekämpfung, Wasserversorgung am Friedhof, notwendige Tätigkeiten wie Putzsanierung, Orgelrenovierung und eine Verbesserung der Liedanzeige und Tonanlage, um nur einigen zu nennen. Wo es möglich war, wurde die Finanzierung durch das Einbringen von Eigenleistungen stark erleichtert. Gemeinsam etwas erhalten, erneuen, gestalten – auch so wird Kirche vor Ort sichtbar.
Im Blickpunkt
Eine Nacht im Heustadl
Jungschar und Kinderkirche wurden in Mariahof neu belebt.
mmer wieder ist die Frage nach der Kinder- und Jugendpastoral in den Pfarren des SR zu hören. Eine Initiative, die seit fast zwei Jahren sehr gut angenommen und regelmäßig – immer am ersten Samstag im Monat – im Pfarrhof Mariahof durchgeführt wird und in den SR hineinstrahlt, ist die (Neu-)Belebung und Wiedereinführung der Jungschar und des Kiki-Treffs.
Dank des großen Engagements von Andrea Moser und Hannelore Haller wird nicht nur der Glaube mit seiner Tradition an die Jüngsten weitergegeben, sondern auch die Freude am Gemeinschaftsleben. Neben dem Singen, Basteln und Theaterspielen ist das Hören von Jesus-Geschichten ebenso ein Fixpunkt wie das Mitgestalten von kirchlichen Feiern.
Zu Beginn der Sommerferien gab es heuer ein ganz besonderes Erlebnis. Zum ersten Mal verbrachten die Kinder ein paar Tage im Bio-Heuhotel Zeischgl in Pöllau bei Neumarkt – inklusive Übernachten im Heustadl.
Zahlen und Fakten
SR St. Lambrecht
Diese acht Pfarren gehören zum SR
St. Lambrecht: Greith bei Neumarkt, Mariahof, Neumarkt in Steiermark, Perchau am Sattel, St. Lambrecht, Steirisch Laßnitz, (Kärntnerisch Laßnitz), Zeutschach.
Kirchort: Wallfahrtskirche Maria Schönanger.
Leitungsteam:
HP P. Alfred Eichmann OSB
0664/54 15 245
alfred@stift-stlambrecht.at
Kontaktperson für die Pfarren Greith, Mariahof, Neumarkt, Perchau, Zeutschach.
HV Erwin Kurz
0664/40 25 262
erwin.kurz@graz-seckau.at
SL Abt Benedikt Plank OSB
0664/98 80 111
benedikt@stift-stlambrecht.at
Kontaktperson für Steir./Kärntn. Laßnitz und St. Lambrecht.
Priester im Seelsorgeraum:
Em. Abt Otto Strohmaier OSB,
P. Maximilian Vollmann OSB,
P. Gerwig Romirer OSB,
P. Aaron Laun OSB.
Pastoralreferent: Peter Hasler
Pfarrsekretariat:
Brigitte Edlinger (Neumarkt und St. Marein), 0676/8742 6323,
brigitte.edlinger@graz-seckau.at
Judith Güttersberger (St. Lambrecht, Steirisch Laßnitz, Mariahof),
0676/8742 6422, judith.guettersberger@graz-seckau.at.
▶ sr-st-lambrecht.graz-seckau.at
Legende
SR = Seelsorgeraum
SL = Seelsorgeraumleiter
HP = Handlungsbevollmächtigte/r für Pastoral
HV = Handlungsbevollmächtigte/r für Verwaltung
Das Logo
Drei aus der Quelle entspringende Wassertropfen stehen für den Wasserreichtum der Region und die Taufe, der gelbe Hirtenstab für Christus, den Guten Hirten, dem zu folgen ist, der rote Querbalken für die Liebe, die Himmel und Erde bedingungslos zusammenfügt.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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