Christentum - Ein Reiseführer | Etappe 038
Der Auftrag an uns
Die Botschaft Jesu
Das Matthäus- und das Lukasevangelium bieten besonders detaillierte Angaben an, denn sie haben eine ihnen vorausliegende Quelle, die so genannte Spruchquelle Q, eingearbeitet, in der man schon früh die Redestoffe Jesu gesammelt hatte. Der Evangelist Markus legt Jesus zu Beginn seines öffentlichen Wirkens die Worte in den Mund: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe gekommen. Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“ (Mk 1,15) Auch wenn nicht davon auszugehen ist, dass Jesus zu Beginn seines öffentlichen Wirkens genau diese Worte gewählt hat, so fassen sie doch die zentralen Aussagen seiner Botschaft prägnant zusammen. Während der erste Satz auf das bereits erfolgte Handeln Gottes verweist, gibt der zweite an, welches Verhalten fortan von den Menschen erwartet wird. Beide Aspekte spielen in der Botschaft Jesu eine große Rolle.
Das Reich Gottes ist angebrochen
Die Predigt Jesu findet ihre zentrale Aussage in der Ankündigung des Reiches Gottes. Dies erklärt, warum der Begriff „Reich Gottes“ allein bei den Synoptikern rund 80-mal verwendet wird. Mit der Rede vom Reich Gottes knüpft Jesus an die Hoffnungen seines Volkes an. Diese richteten sich seit Generationen auf die Ankunft einer Erlösergestalt, die als „der Messias“ angesprochen wurde. Man erwartete, dass der Messias als Stellvertreter Gottes ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit errichten und Israel wieder zur nationalen Größe führen würde (Dan 7,13f.). Die aktuell erfahrene Unterdrückung durch die römische Fremdherrschaft trug dazu bei, dass die Messiashoffnung im Judentum der Zeit Jesu besonders ausgeprägt war.[/p]
Indem auch er vom Reich Gottes spricht, nimmt Jesus auf diese Erwartungen Bezug. Er verlagert sie jedoch nicht auf ein noch fernes, endzeitliches Friedensreich, sondern betont, dass der mit dem Messias verbundene Herrschaftswechsel bereits vollzogen und das erwartete Friedensreich bereits angebrochen ist. Dabei verbindet er dessen Anbruch selbstbewusst mit seinem eigenen Kommen (z. B. Lk 11,20). Die Gegenwart steht nicht mehr unter dem Zeichen des Wartens und Ausharrens, sondern unter dem der Erfüllung. Jesus verbindet diese Erfüllung allerdings nicht mit dem Wiedererlangen nationaler Unabhängigkeit. Er korrigiert damit die politischen Hoffnungen, die sich mit der Messiasidee verbanden. Die Königsherrschaft Gottes, die er ankündigt, zeigt sich vorrangig in einer veränderten Beziehung Gottes zu den Menschen.
Machte die Predigt Johannes des Täufers Menschen auf ihre Verfehlungen aufmerksam, die sie von Gott entzweiten, so erzählt die Predigt Jesu von der Liebe, mit der Gott alle Menschen zu sich führen will. Nicht die Schuld der Menschen, sondern die Barmherzigkeit Gottes ist in der Botschaft Jesu deshalb das erste und maßgebende Wort. Weil Gott die Menschen liebt, hat er sie angenommen, noch bevor sie ihre Sünden bereut und ihre Schuld verbüßt haben. Jesus macht dies für seine Zeitgenossen erfahrbar, indem er sich Zöllnern und Sündern zuwendet, ohne Vorbedingungen zu stellen (Lk 19,1–10). Gerade weil Gottes Liebe voraussetzungslos ist, kann sie allen Menschen gelten. Dies kommt bildhaft in einer Aussage Jesu zur Geltung, die davon spricht, dass Gott seine Sonne über Bösen und Guten aufgehen lässt und seinen Regen über Gerechten und Ungerechten ausspendet (vgl. Mt 5,45).
So lädt Jesus alle Menschen ein, sich als Kinder Gottes zu fühlen. Er, der ganz aus der Verbundenheit mit Gott, dem Vater, lebt, fordert alle Menschen auf, ganz auf die Güte Gottes zu vertrauen. Auch sie sollen sich mit ihren Sorgen und Nöten, ihren Verfehlungen und ihrer Schuld, aber auch mit ihren Hoffnungen und Sehnsüchten vertrauensvoll an Gott wenden, der sie wie ein Vater liebt.
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Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe gekommen.
Kehrt um und glaubt an das Evangelium.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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