Ordensleben in der Steiermark | Teil 34
Den Pulsschlag zum Leben spüren
Nach dem Konzil habe sich ihr Leben dramatisch geändert. „Vieles, mit dem wir niemals gerechnet hätten, geschah jetzt, und es brauchte viel Flexibilität“, erzählen Sr. Theresia Kiegerl und Sr. Angela Dorfer im Sonntagsblatt-Gespräch. Von französisch geprägter Kultur und französischem Lebensstil zu vielen, ganz verschiedenen Kulturen und Lebensstilen im Orden, von einem gemeinsamen Apostolat zu vielen verschiedenen Weisen der Erziehung und Begleitung ging damals der Weg des Sacré Cœur. Die beiden Ordensfrauen sind die Steirerinnen in der Gemeinschaft in der Schörgelgasse in Graz, aus Hollenegg und Katsch-Frojach stammend. Sie wirken ehrenamtlich in der Seelsorge im Krankenhaus und im Pflegeheim.
Von Vorarlberg und Tirol kommen ihre Mitschwestern, aber auch aus dem Rheinland sowie eine Ordensfrau aus Großbritannien. Die Engländerin Sr. Ishpriya hat 34 Jahre bei spirituellen Meistern in Indien und Japan gelernt. Ihre neuen Zugänge zur Spiritualität gibt sie in vielen Ländern weiter. Am Wechsel in Dechantskirchen hat sie „Die Quelle“ ins Leben gerufen. Kräftig arbeitet bei der Führung dieses interreligiösen spirituellen Zentrums die Tirolerin Sr. Gitti Linhart mit.
Die beiden Rheinländerinnen sind die Theologinnen Sr. Ilsemarie Weiffen und Sr. Angela Corsten. Sr. Ilsemarie ist für die Weiterbildung der Hauptamtlichen in der Diözese Innsbruck zuständig, Sr. Angela, die auch die Koordinatorin der Gemeinschaft ist und 19 Jahre in Schweden verbracht hat, arbeitet als Pflegeheimseelsorgerin in Graz West. Kitschig sei der Ordensname „Ordensfrauen vom Heiligsten Herzen Jesu“ auf keinen Fall, wehrt sich Sr. Theresia, die im Kongo einen Kindergarten aufgebaut hat. Herz sei „ein Urwort“. Es stehe für „Lebendigkeit“, den „Pulsschlag zum Leben“, den die Frauen spüren und weitergeben wollen. „Offenheit“ sowie „Grundachtung und Grundrespekt vor jedem Menschen“ fügen die anderen Ordensfrauen hinzu. In der Welt heute seien das Herz Gottes und Jesu entscheidend, der sich „dem Leiden der Menschen ganz ausliefert“. Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung sind ein zentrales Anliegen des Ordens. Die Verbindung zum Jahr der Barmherzigkeit liege nahe, ergänzt Sr. Evelyne Ender.
Ein besonderer „Stallgeruch“ präge die Gemeinschaften des Sacré Cœur weltweit, be-merken die Frauen: „Wir erleben eine Offenheit und eine Atmosphäre, die dich auch in fremden Ländern ganz schnell daheim sein lässt.“ Sie sei nach Pressbaum in Niederösterreich gegangen, weil eine Freundin so ge-schwärmt habe, erzählt Sr. Angela Dorfer. Die Verbindung von Kontemplation und Apostolat dort und die familiäre Atmosphäre haben sie bewogen, einzutreten – und ihr Berufsziel Krankenschwester zugunsten der Erzieherin aufzugeben.
Die Gründerin, die Französin Madeleine-Sophie Barat, war in einem eher strengen, an Geboten ausgerichteten Glauben aufgewachsen und hatte mit Hilfe von Jesuiten einen liebenden Gott erlebt, der ein Herz für die Menschen hatte. Mit drei jungen Frauen rief sie 1800 das Sacré Cœur ins Leben. Sie wollten Mädchen so bilden, dass sie ihren Männern als gleichrangige Partnerinnen christliche Werte weitergeben. Bald war es ein weltweiter und heute auch international geprägter Orden.
Siehe auch: www.sonntagsblatt.tv
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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