Christentum - Ein Reiseführer | Etappe 014
Den Glauben verantworten
Rechenschaft des Glaubens vor der Vernunft
Gottesbeweise tragen dazu bei, dass zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden ein fundierter Dialog geführt werden kann.
Gottesbeweise geben dem Glaubenden nämlich Gründe an die Hand, mit denen er seine Überzeugung im Gespräch verständlich machen und sie als plausibel aufweisen kann. Gerade indem der Glaubende aufzeigt, dass es für seine Haltung nachvollziehbare, wenngleich nicht zwingende Gründe gibt, wird er seinem nichtglaubenden Dialogpartner gerecht. Denn in seiner Bereitschaft, zu argumentieren, erweist er sich als ernsthaftes Gegenüber, das sich nicht auf rein subjektive Erfahrungen zurückzieht, sondern bereit ist, seine Haltung mit vernünftigen Argumenten zu begründen. Ein romantisch-schwärmerisches „Man muss Gott einfach erlebt haben“ wird damit ebenso vermieden wie ein bequemes Verweilen im begrifflich Diffusen. Sind diese beiden Haltungen einmal schon deshalb abzulehnen, weil sie die Gesprächspartner voneinander isolieren und eine Verständigung damit unmöglich machen, so gelten sie darüber hinaus in christlicher Sicht als ungenügend, denn Christen stehen unter der Verpflichtung, Rechenschaft zu geben von der Hoffnung, aus der sie leben.
Gottesbeweise im Christentum
Da Gottesbeweise sich damit begnügen, in allgemeiner Weise zu belegen, dass der Glaube an Gott sinnvoll ist, ist ihr Weg der Argumentation prinzipiell für alle Religionen gangbar. Dass Gottesbeweise sich vor allem im Umfeld des Christentums entfaltet haben, kommt dennoch nicht von ungefähr. Der christliche Glaube geht nämlich ausdrücklich davon aus, dass Gottes unsichtbare Wirklichkeit von den Menschen wahrgenommen und zumindest in Grundzügen erschlossen werden kann. Dies bekräftigen auch verschiedene biblische Zeugnisse. Im Alten Testament finden sich entsprechende Aussagen vor allem in der Weisheitsliteratur (Weish 13–15). Zwei grundlegende Erfahrungen werden dabei als Ausgangspunkt genommen, nämlich zum einen die Erfahrung der wunderbar geordneten Welt und zum anderen die Erfahrung bleibender Fürsorge durch Gott.
Im Neuen Testament beschäftigt sich vor allem Paulus mit der Frage, ob Gott durch die natürliche Vernunft mit Sicherheit erkennbar ist. Seine Antwort spricht zunächst von der Vernunft, die als Fähigkeit zur kritischen Selbstbeurteilung den Menschen im Letzten auf Gott verweist. Stärker noch ist für Paulus das Herz ein „Organ der Gotteserkenntnis“ (Röm 1,20). Der Apostel führt aus, dass jeder Mensch in seinem Herzen den Spruch des Gewissens erfahren und daraus den Willen Gottes entnehmen könne.
Christen stehen unter der Verpflichtung, Rechenschaft zu geben von der Hoffnung, aus der sie leben.
Regina Radlbeck-Ossmann
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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