Frauenpower in der katholischen Kirche | Teil 03
Dann heißt’s einfach: Ärmel hoch und gemma

Foto: Gerd Neuhold, SONNTAGSBLATT

Wenn man es nicht probiert, kann man auch nicht feststellen, wie weit man eigentlich kommen könnte oder kommen hätte können. Klingt hundertprozentig einfach und ist doch vor allem für Frauen manchmal einfach zu schwierig. Stephanie Graf kann mit dieser Art, ans Leben und an Aufgaben heranzugehen, auf beeindruckende Erfolge verweisen: Mit ihren 27 Jahren ist die Hausmannstättnerin seit Jänner Heim- und Wirtschaftsleiterin im Quartier Leech, zu dem das Afro-Asiatische Institut und die Katholische Hochschulgemeinde gehören. Zuvor war sie vier Jahre in der Katholischen Aktion tätig, davor vier Jahre im Rechnungswesen und Controlling der Diözese.

Als junge kirchliche Mitarbeiterin ist es nicht immer so einfach, frau wird schon einmal kritisch betrachtet. Ihre Strategie gegen diese Hindernisse setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen: „Selbstbewusst und fachlich vorgehen und sich nicht unterkriegen lassen.“ Insgesamt: „Chancen, die es gibt, auch verwerten, mutig Neues ausprobieren und den manchmal rauen Wind, den Widerstand durchhalten.“ Realistisch planen, umsetzen und auch evaluieren sind die drei wichtigen Schritte. Dabei müsse man auch daran arbeiten, gut zu kommunizieren und gut vernetzt zu sein. Mit diesen Aspekten lässt sich manches erreichen, was mit allzu viel Druck vielleicht gar nicht möglich wäre. „Mit allen auf gleicher Augenhöhe reden, Projekte selbstbewusst, aber realistisch präsentieren, dabei aber geerdet bleiben. Mit Ausdauer und Zielen vor Augen geht vieles.“

Stephanie Graf studierte an der Fachhochschule Campus 02 Graz Controlling und Rechnungswesen und begann als Assistentin des Generalsekretärs der Katholischen Aktion Steiermark, wurde Büroleiterin und hat auch den Kurs „Politik und Ich“ mitentwickelt. Insgesamt zeigt sich das starke Interesse für ein gesellschaftspolitisch orientiertes, selbstbewusstes Katholisch-Sein. Zur Zeit arbeitet sie nebenbei an ihrer Masterarbeit.

„Wenn man auf einem Bauernhof und mit Brüdern aufwächst, da lernt man eben von klein auf sich durchzusetzen“, erzählt sie lachend. Als Wirtschaftsleiterin liegt die Aufgabe einerseits im Erstellen von Budgets, Quartals- und Jahresabschlüssen. Dazu kommt als Heimleiterin die Frage, wie Zusammenleben gelingen kann. Das Quartier Leech mit Studierenden aus aller Herren Ländern will nicht nur ein Heim, sondern auch eine Zeit lang Heimat für die jungen Menschen sein und ihnen Gemeinschaft und Rückhalt geben. „Wir sind ein Ort interkulturellen Zusammenlebens und Gelingens. Das müssen wir immer neu probieren. Aber die Vielfalt bereichert und lässt uns neue Blickwinkel entdecken. So ist es auch bei der Zusammenarbeit von Mann und Frau in der Kirche.“

In der Diözese Graz-Seckau wird insgesamt einiges unternommen, um Frauen zu fördern. Aber: „Es gibt noch Luft nach oben. Gerade von den Frauen meiner Generation würde ich mir ab und zu schon wünschen, dass sie mehr einfordern.“

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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