800 Jahre Diözese Graz-Seckau | Teil 09
Beschützer und Fürsprecher

Allerheiligen. Ausschnitt aus dem Hochaltarbild in der Pfarrkirche Allerheiligen bei Wildon aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. | Foto: Neuhold
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Die Heiligenverehrung.

Heilige spielen im Leben der Gläubigen als Fürbitter eine zentrale Rolle, sind als Patrone von Kirchen auch Namensgeber von Ortsteilen oder Gemeinden, Vereinen und Bruderschaften. Ihre Verehrung kommt zum Ausdruck in Wallfahrten und Prozessionen, in eigenen Altären und Votivgaben. Ihre Gedenktage werden mit feierlichen Gottesdiensten begangen. Das bäuerliche Brauchtum verband mit den Festen im Kirchenjahr Lostage („Bauernregeln“), Zahltage, Markttage oder den Dienstbotenwechsel. Blütezeiten der Heiligenverehrung gab es im Spätmittelalter und Barock, Rückgänge in der Reformationszeit und im Josephinismus.

Maria. Unter den Heiligen ragt die Verehrung der Gottesmutter hervor. Maria scheint bei den ältesten steirischen Gotteshäusern und Klöstern allein oder mit anderen Heiligen wie Andreas (Göss), Blasius (Admont) und weiteren als Schutzpatronin auf. Dazu mehr in einem späteren Beitrag.

Mittelalter. Beliebte Heilige in der Steiermark sind seit dem Mittelalter Bischof Ulrich († 973), dem 15 Kirchen geweiht sind, einige in Verbindung mit einem „heiligen Wasser“ (z. B. Ulrichsbrunn). In Bergbaugebieten wie Eisenerz und im bäuerlichen Bereich fand der hl. Oswald Verehrung († 642); auch ihm sind 15 Kirchen geweiht.

Im Mittelalter spielten die Verehrung des Erzengels Michael, der Apostel und Evangelisten, Johannes des Täufers und des ersten Märtyrers Stephanus eine wichtige Rolle. In unserer Diözese gibt es mehrere Apostelzyklen in Freskomalerei oder auch Apostelaltäre (z. B. Gröbming). Dem Diakon und Märtyrer Laurentius sind bei uns 17 Kirchen geweiht.

Mit Bischof Nikolaus († um 350) sind 30 Kirchenpatrozinien wie auch viele Volksbräuche verbunden. Gleiches gilt vom fränkischen Bischof Martin († 397) als Patron von vierzehn steirischen Kirchen, vom römischen Märtyrer Florian, dem Kirchen wie Groß St. Florian oder die Florianikirche in Graz-Straßgang geweiht sind. Ebenso nahm die Verehrung der hl. Anna als Einzelfigur oder als Anna Selbdritt (Anna mit dem Kind Maria und dem Jesuskind) zu.

Die Vierzehn Nothelfer. Die Verehrung der 14 Nothelfer kam in Zeiten der Bedrängnis, besonders im Spätmittelalter und dann wieder im 18. Jahrhundert, auf. Unter ihnen besonders beliebt waren Barbara (Patronin der Bergleute), Margareta von Antiochien und Katharina von Alexandrien, im Volksmund als die „drei heiligen Madln“ und Beschützerinnen des Wehrstandes (Barbara), des Nährstandes (Margareta) und Lehrstandes (Katharina) bezeichnet. Dem hl. Georg sind 19 steirische Kirchen geweiht.

Christophorus. Mit den weit sichtbaren Christophorus-Darstellungen an Kirchen verband sich im Mittelalter der Glaube, dass der Anblick des Christusträgers vor einem plötzlichen Tod beschützte. Heute ist er als Patron der Verkehrsteilnehmer populär.

Pestheilige. Besondere Verehrung wurde den Pestheiligen Sebastian, Rochus und Rosalia zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert zuteil. Sebastian, von Pfeilen durchbohrt, wurde gegen alle Seuchen angerufen und gilt als Patron der Sterbenden und Soldaten.

Bauernheilige. Mit den Bauernheiligen Leonhard, Patricius, Isidor und Urban verband man Bitten um eine gute Ernte und Witterung, um gesundes Vieh oder einen Arbeitsplatz. Als Schutzpatronin des Bauernstandes und der Dienstboten wird die heilige Notburga in vielen Kirchen dargestellt (z. B. Notburga-Fest in Jagerberg).

Ordensheilige. Die Bettelorden förderten die Verehrung ihrer spezifischen Heiligen, darunter Franziskus von Assisi, von Dominikus und Antonius von Padua. Der hl. Johannes Capestrano (1386–1456) ist unter anderem mit Maria Lankowitz verbunden, Laurentius von Brindisi (1559–1619) mit dem ersten Kapuzinerkloster in Graz. Die Jesuiten führten vor allem Ignatius von Loyola (1491-1556) und Franz Xaver (1506–1552) ein.

Diözesanpatrone und Landespatron.
Zu Patronen der von Salzburg gegründeten Diözese Seckau wurden die Salzburger Bischöfe Rupert und Virgil, Festtag: 24. September. Seit 1736 wurde der böhmische Märtyrer Johannes Nepomuk († 1393) als Nebenpatron verehrt. Mit der Verlegung des Bischofssitzes nach Graz 1786 wurde der Patron des nunmehrigen Domes, Ägidius († 721), auch als Diözesanpatron hinzugenommen. Den heiligen Josef machten die Habsburger zum Landespatron mehrerer Erbländer, auch der Steiermark (1772), Festtag am 19. März. Bis ins hohe Mittelalter wurde er mit der Heiligen Familie oder Heiligen Sippe abgebildet.

Michaela Sohn-Kronthaler

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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