Kirchenlehrer/-innen | Teil 35
Basilius der Große
Freimütig wie ein Bischof
Wer das Hochplateau der Väterzeit ersteigen will, muss die Hochebene von Kappadokien anpeilen. Sie liegt ungefähr in der Mitte der heutigen Türkei. Ihre Hauptstadt Kaysari trägt heute noch denselben Namen wie im Altertum. Wenn wir den Bericht der Apostelgeschichte für bare Münze nehmen dürfen, ist Paulus zwar in das benachbarte Galatien, nicht aber nach Kappadokien gekommen. Doch werden die Kappadokier im Bericht über das Pfingstfest erwähnt.
Auch in der Überschrift des ersten Petrusbriefes wird unter den fünf Landschaften Kappadokien erwähnt, weshalb manchmal angenommen wird, Petrus habe dort missioniert, was nicht ganz unwahrscheinlich ist, weil der Galaterbrief des heiligen Paulus die Bekanntschaft der Adressaten mit Petrus voraussetzt.
Einen Kappadokier, Gregor von Nazianz, haben wir schon flüchtig kennen gelernt. Der eigentliche große Missionar der Gegend war aber hundert Jahre zuvor der Origenes-Schüler Gregor, der Wundertäter, der Kappadokien zu einem christlichen Land gemacht hatte.
In der 2. Hälfte des vierten Jahrhunderts war Basilius die herausragende Gestalt. Er war der Sohn des gleichnamigen Rhetors aus der Stadt Cäsarea. Die Familie war begütert und schon lange christlich. Makrina, die Großmutter väterlicherseits unseres Basilius, seine gleichnamige Schwester, seine Mutter Emmelia und seine beiden Brüder Petrus und Gregor werden als Heilige verehrt.
Schwierige Situation
Die Situation der Kirche im Osten war schwierig. Im Jahr 363 war Kaiser Jovian nach achtmonatiger Regierungszeit plötzlich gestorben. Der Gardeoffizier Valentinian war ihm nachgefolgt und hatte auf Drängen des Militärs seinen Bruder Valens zum Mitregenten im Osten eingesetzt. In frappierender Weise wiederholte sich das Schauspiel, dass Valentinian im Westen dem nizänischen Glauben anhing, aber keine christliche Gruppe bevorzugte, Valens im Osten die Arianer bevorzugte und die Nizäner brutal verfolgte, wohl noch brutaler als Constantius. (Sozomenos erzählt von 80 Priestern, die einmal in Konstantinopel auf einem Schiff verbrannt wurden, weil sie sich dem Befehl des Kaisers widersetzt hatten.)
Auch Athanasius wurde nun zum fünften Mal aus seiner Bischofsstadt in Alexandrien verbannt. Weil der Kaiser eine Empörung in Alexan-drien fürchtete, durfte Athanasius nach vier Monaten wieder zurückkehren. Valens wurde jedoch nicht nur in Alexandrien, sondern auch in Kappadokien in seine Schranken verwiesen.
Valens gab auf…
Als Valens meinte, einmal selbst in dieser Gegend Ordnung schaffen zu müssen, kam er zu Epiphanie 372 nach Cäsarea, als Basilius dort schon Bischof war. Er besuchte die Eucharistie und war so angetan, dass er es aufgab, hier etwas zu ändern, und Basilius mit Ländereien beschenkte, die dieser für den Bau eines Waisenhauses und eines Spitals verwendete.
Als der Präfekt Modestus Basilius einmal auf die Seite des Kaisers ziehen wollte und über die Antworten des Bischofs erstaunt war, antwortete dieser auf die Bemerkung des Präfekten, noch nie habe er so freimütige Antworten bekommen: „Vielleicht hast du noch nie mit einem Bischof zu tun gehabt.“
Basilius, sein Bruder Gregor und sein Freund Gregor von Nazianz gelten als die drei großen Kappadokier, die es aber verdienen, gesondert betrachtet zu werden.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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