APROPOS Jesus | 60 Fragen - 60 Antworten
13. Wann begann Jesus öffentlich aufzutreten?

Jesu Wirken und Sterben fällt in eine Zeit, in der die Städte wachsen und es vermehrt zu sozialen und politischen Unruhen kommt. Großangelegte Bauprojekte führen dazu, dass Menschen umgesiedelt und vertrieben werden. Unter der Willkür der Herrscher geraten viele in Bedrängnis. All das geschieht auch unter dem galiläischen Landesherrn Herodes Antipas (4 v. Chr. – 39 n. Chr.). Dieser lässt später nicht nur seinen Kritiker Johannes den Täufer enthaupten (vgl. Mk 6,14–29), sondern scheint auch an der Hinrichtung Jesu maßgeblich beteiligt zu sein (vgl. Lk 23,7–12). Nach Lukas wird Jesus schon früh vor ihm gewarnt: „Geh weg von hier, denn Herodes will dich töten.“ (13,31) Dass Jesus dann im Jahre 30 tatsächlich wie ein „Bandit“ oder ein „politischer Aufrührer“ unter dem römischen Statthalter Pilatus und dem Jerusalemer Hohepriester Kajaphas hingerichtet wird, ist weitgehend bekannt. Es ist eine rohe Zeit.

Unter solchen Rahmenbedingungen ist es gut nachvollziehbar, warum sich Jesus – keineswegs der einzige Prediger seiner Zeit – der stärkenden Reich-Gottes-Botschaft verschreibt. Nachdem er sich der Bußbewegung des Johannes angeschlossen hat, lässt er sich im Jordan taufen.

Macht er dort eine tiefe Gotteserfahrung? – Markus überliefert: „Und sogleich, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel aufriss und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ (1,10f., vgl. Mt 3,16f.; viel plastischer schildert das Lk 3,21f.)

Es folgt – so erzählen die drei ersten Evangelien – ein vierzigtägiger Aufenthalt in der Wüste: Biblisch gesehen ist die Wüste der Ort der Gottesbegegnung schlechthin. Dort wird Jesus in „Versuchung“ geführt. Eine Art visionäre „Reifeprüfung“, in der er den Verlockungen zur billigen und falschen Machtausübung widerstehen muss. Jesus widersteht. Dann bricht er auf nach Galiläa.

Markus erzählt, dass viele Leute später, als Jesus schon bekannt ist, meinen, es handle sich bei ihm um den „auferstandenen“ Johannes den Täufer oder gar Elija bzw. einen anderen Propheten (vgl. Mk 6,14–16 par.; 8,28). Unter Gläubigen im Judentum ist die Vorstellung des wiederkehrenden und die Endzeit vorbereitenden Elija geläufig. Aber Jesu unerschütterliches Vertrauen, dass Gott die Welt letztlich zum Guten führen wird, knüpft eher an die Botschaft des mundtot gemachten Johannes an.

Darum ist das wahre Schlüsselereignis für sein An-die-Öffentlichkeit-Gehen die Gefangennahme des Johannes. Da beginnt Jesus aktiv um Anhänger und Anhängerinnen zu werben. So erzählt Mat-thäus: „Als Jesus hörte, dass Johannes ausgeliefert worden war, kehrte er nach Galiläa zurück. Er verließ Nazaret, um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naftali. […] Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.“ (Mt 4,12f.17)

Für den etwa dreißigjährigen Jesus (vgl. Lk 3,23) – „erfüllt von der Kraft des Geistes“ (Lk 4,14) – wird nun das Gebiet rund um den See Gennesaret und vornehmlich das Dorf Kafarnaum sein neuer Wirkungsbereich. Da schickt auch Johannes der Täufer aus dem Gefängnis Jünger zu Jesus. Er „ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten? – Jesus antwortete ihnen: Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium verkündet.“ (Mt 11,3–5; vgl. Lk 7,18–23)

Jesus setzt das, was Johannes begonnen hat, fort, aber auf ganz neue, heilende, kraftvolle Weise mit seiner eigenen Jüngerschaft. Anders als Johannes wandert er von „Stadt zu Stadt und Dorf zu Dorf“ (Lk 8,1). Lukas kennt offenbar auch Namen von Frauen, die sich jetzt mit Jesus gemeinsam auf den Weg machen: Maria, genannt Magdalena, Johanna, die Frau des Chuzas, und Susanna (vgl. Lk 8,2f.).

Irene Maria Unger

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Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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