APROPOS Jesus | 60 Fragen - 60 Antworten
12. Was hat Jesus mit Johannes dem Täufer zu tun?

Dass Johannes mit seinen Predigten und seiner einmaligen Umkehrtaufe eine große Anziehungskraft auf seine Umgebung ausübte, berichtet außer der Bibel auch der Historiker Flavius Josephus. Als historisch gesichert gilt auch, dass Jesus von Johannes im Jordan getauft wurde. Ob sich Johannes dadurch Jesus überlegen oder nur als dessen Wegbereiter gefühlt hat? – Die frühe Christenheit und in besonderer Weise die Evangelien bemühen sich jedenfalls, Johannes als „Vorläufer“ Jesu darzustellen:

Das Lukasevangelium führt Johannes als den spätgeborenen Priestersohn des Zacharias und der vermeintlich unfruchtbaren Elisabet ein. Ebenso wie bei Maria ist es der Engel Gabriel, der die Geburt des Sohnes ankündigt (vgl. Lk 1,5–25 mit 1,26–38). Als die beiden werdenden Mütter einander begegnen, soll Johannes schon im Mutterleib zu hüpfen begonnen und Elisabet mit lauter Stimme gerufen haben: „Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.“ (Lk 1,41f.)

Es ist um das Jahr 28 n. Chr. – im Lukasevangelium (3,1) wird das 15. Regierungsjahr des Kaisers Tiberius genannt –, dass die beiden Söhne wieder aufeinandertreffen: Johannes ist mittlerweile ein religiöser „Star“ in der Wüste, trägt Gewand aus Kamelhaar, ernährt sich „von Heuschrecken und wildem Honig“ (Mk 1,6) und ruft angesichts des (in seiner Vorstellung) kurz bevorstehenden Zorngerichts Gottes zur Umkehr-Taufe auf. Drohend, drängend. Jesus achtet ihn, hört ihm aufmerksam zu und bleibt eine Weile bei ihm. Ja, sogar taufen lässt er sich von Johannes. Das Matthäusevangelium erzählt, dass es Johannes aber gar nicht recht ist: „Ich müsste von dir getauft werden und du kommst zu mir?“ – „Lass es nur zu!“, lautet die Antwort Jesu darauf (Mt 3,14f.).

Auch Markus macht klar, dass er Johannes „nur“ als Vorläufer Jesu versteht, wenn er seine Worte so wiedergibt: „Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; […] Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.“ (Mk 1,7f.) Im Johannesevangelium sind es die Brüder Andreas und Simon Petrus, die zuerst Johannes-Jünger sind und sich dann Jesus anschließen: „Wir haben den Messias gefunden – das heißt übersetzt: Christus.“ (Joh 1,41)

Jesus schätzt Johannes, ist aber auch anders als er. Wie Johannes weiß Jesus um das Gericht Gottes als allerletzte Instanz. Johannes schüchtert vor allem durch das Androhen von göttlicher Strafe die Menschen ein. Aber werden sie dadurch innerlich wirklich besser? – Jesus gibt all jenen, die einen Neuanfang brauchen und wagen wollen, ausreichend Zeit, isst und trinkt mit ihnen, lebt mit ihnen und findet kreative Gleichnisse, um ihnen die Güte Gottes möglichst verständlich näherzubringen. Ihm ist klar, dass der Mensch vor allem Güte braucht, um diese dann auch selbst leben und weitergeben zu können – ja um innerlich zu gesunden. Er ist weniger Gerichtsbote als heilender „Arzt“ (vgl. Mk 2,17).

Und doch stimmen Johannes und Jesus in einem wesentlichen Punkt überein: Gott will und schafft Gerechtigkeit.

Irene Maria Unger

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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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