Wie gehts Tier? | Teil 05
Ein Bauernhof, wo Menschen aufblühen
Elf verschiedene Tierarten lassen sich, nach ausdauernder Suche, auf diesem besonderen Bio-Bauernhof finden. Denn die griechischen Landschildkröten sitzen meist etwas versteckt zwischen dem langen Gras in ihrer Anlage. Dann gibt es noch ein Kaninchen-Gehege, eine Menge verschiedenster Hühner, ein paar Laufenten, drei Ziegen, zwei Mini-Schweine, eine Herde Waldschafe, vier Esel, zwei Pferde und einen Hund. Ach ja – und Susi und Strolchi, die zwei Haus- und Hofkatzen.
Robert, ausgebildeter Pädagoge und seine Frau Sabine, Sozialpädagogin mit Schwerpunkt Autismus-Spektrum-Störungen, haben den stillgelegten Hof vor sieben Jahren gekauft, wieder aktiviert und für ihre Zwecke umgebaut. Im Nebenerwerb betreiben sie eine Schafzucht und halten Legehennen. Neben dem Traum vom eigenen Bauernhof haben die beiden auch einen Platz geschaffen, wo mit Kindern und Jugendlichen, die Unterstützung in ihrer körperlichen, sozialen, kognitiven oder emotionalen Entwicklung benötigen, anders als in konventionellen Therapieformen gearbeitet wird.
Besonders wenn Kinder und Jugendliche viel Schlimmes erlebt, das Vertrauen in Menschen verloren haben und andere Therapien wenig bis gar nichts mehr bewirken, kann das Tier als neutrales Lebewesen als Medium fungieren. „Da kann es sein, dass ein Kind sich in den Schaf-Stall setzt und irgendwann mit den Tieren über das, was es beschäftigt und bewegt, zu reden beginnt, obwohl es mit Menschen nicht mehr darüber spricht“, erzählt Robert von seinen Erfahrungen. „Was wir machen, ist nicht einfach nur Tiere streicheln“, betont er, „es ist Arbeit.“
Gemeinsam mit den verantwortlichen Erwachsenen werden individuell passende Ziele vereinbart, die mit Hilfe der Arbeit mit den Tieren erreicht werden sollen. Verantwortung übernehmen, ein gewaltfreies Miteinander einüben und der Umgang mit Themen wie Trauer, Verlust und Tod sind einige solcher Ziele. Die Tiere werden dafür von Robert und Sabine speziell ausgebildet. Neben dem grundsätzlich vertrauten Umgang mit Menschen und der Alltagsversorgung der Tiere stehen unter anderem auch Spazieren gehen oder Hindernis-Parcours-Meistern auf dem Trainingsplan.
Tiergestützte Pädagogik nennt sich das, was das Ehepaar Hofer auf seinem Hof in den verschiedensten Settings anbietet. Neben der Arbeit mit Einzelpersonen oder Gruppen in 1,5-stündigen Einheiten gibt es auch Angebote, wo Gruppen von Kindern und Jugendlichen mehrere Tage am Andershof verbringen können. Besonders die Ferienwochen im Sommer hören sich wunderbar abenteuerlich an. Im Wald spielen, Tiere versorgen, frische Lebensmittel selbst weiterverarbeiten, am Lagerfeuer sitzen und unter freiem Himmel schlafen. Nicht umsonst steht auf einem der vielen Zertifikate, die am Tor hängen: „Ein Bauernhof, wo Menschen aufblühen.“
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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