Mehrfacher Wandel
700 Jahre Thal. Von der Burgkapelle bis zum Bau von Ernst Fuchs.
Als großen Erntedank feiert die Pfarre Thal am 25. September ihr 700-Jahr-Jubiläum. Genau genommen sind es zwei Anlässe: Neben der ersten Erwähnung eines „Pfarrers“ im Jänner 1322, also vor 700 Jahren, wurde vor 250 Jahren die damalige Sebastianikirche zur Pfarrkirche, mit dem Apostel Jakobus als neuem Patron. Die Festmesse am 25. September um 10 Uhr mit dem Hartberger Pfarrer Josef Reisenhofer wird den Dank für 700 Jahre Trost und Hoffnung zusammenfassen. Mitgestaltet vom Marktmusikverein, vom Singkreis Thal und der Jugendband Woazmafia. Und online übertragen auf www.igod.at
Am Anfang stand eine Burgkapelle, die zu der um 1250 errichteten Burg Thal/Unterthal gehörte. Hier wird dann in einer Urkunde vom 25. Jänner 1322 als Zeuge eines Äckerverkaufs „Ott der pfarrer von sand Jakob“ erwähnt. Das Gebiet hieß damals Waldsdorf; der Name Thal setzte sich erst später durch. Die Kapelle zum heiligen Jakob, Apostel und Patron der Pilger, lag innerhalb der Burgmauern, aber nicht direkt in der Burg. Pfarrlich gehörte sie zu Gratwein.
In der Reformationszeit wurden durch die Freiherrn von Windischgrätz lutherische Pfarrer nach Thal geholt. Das erregte den Unmut der Pfarre Gratwein, der bis 1607 der Vikar von Thal unterstellt war. Als die Herrschaft Unterthal von den Freiherrn von Windischgrätz über die protestantischen Freiherrn Khevenhüller schließlich auf den katholischen Landesherrn Erzherzog Karl II. von Innerösterreich überging, schickte er wieder katholische Pfarrer.
Mit der Wiederkehr katholischer Seelsorger wurde auch die Bevölkerung wieder katholisch. Viele ließen sich auf dem Friedhof bei der Pfarrkirche St. Jakob nicht beerdigen, weil dort Protestanten beerdigt waren. Man errichtete einen neuen Friedhof und dazu eine dem heiligen Sebastian geweihte Kapelle. 1607 übernahmen dann Patres des Zisterzienserstiftes Rein die Pfarrseelsorge.
Bei einer Visitation im Jahr 1618 bemängelte Bischof Jakob Eberlein den desolaten Zustand und die mangelnde Ausstattung der St. Jakobs-Kirche. Dabei wird auch die Filialkirche St. Sebastian beim Friedhof erwähnt. 1660 wird in einem Visitationsprotokoll ein Pfarrhof neben der Sebastianskapelle erwähnt; in ihr sollten auch die Taufen stattfinden. Immer mehr Funktionen der Pfarrkirche übernahm nun St. Sebastian. 1739 wurde deren Holzbau durch einen Neubau mit Turm und Zwiebelhelm ersetzt. Die Jakobskirche war schwer zugänglich und wie die Burg vom Verfall bedroht. So wurden 1772, also vor 250 Jahren, der Kirchenpatron St. Jakob und die Pfarrrechte auf die bisherige Sebastianskapelle übertragen. Die Kirche wurde im 19. Jahrhundert renoviert. 1987 ging die Seelsorge vom Stift Rein auf die Diözese Graz-Seckau über.
Für den 1992 bis 1994 durchgeführten Neubau der zu klein gewordenen Kirche wurde der Künstler Ernst Fuchs gewonnen, ein Vertreter der „Wiener Schule des Phantastischen Realismus“. Er verband den Neubau mit der weiterbestehenden bisherigen Kirche. Vorbild für die Ausgestaltung, für die er die Bevölkerung einbezog, waren der Pilgerpatron Jakobus und das „himmlische Jerusalem“ mit Motiven aus der Offenbarung des Johannes. Altar und Kreuz darüber sind aus „Swarowski-Kristallglas“ gefertigt.
Quelle: Walter Brunner, Familie Till
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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