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Wie geht artgerechte Haltung?
Tiere halten.
Aus Anlass des Welttierschutztages, der nicht von ungefähr auf den 4. Oktober, den Gedenktag des hl. Franz von Assisi, fällt, nehmen wir hier das Thema Tierhaltung in den Blick. Die Haltungsbedingungen von sogenannten Nutztieren, die meist zur Lebensmittelproduktion gehalten werden, und jene von Haustieren unterscheiden sich meist stark. Bei unseren Haustieren wollen wir, dass es ihnen an nichts fehlt und sie ein langes Leben haben. Eine Tierärztin klärt auf, wie das bei Kaninchen gelingen kann. Nutztiere sollen gesund sein, damit die Lebensmittelproduktion sicher ist – aber sind sie auch glücklich? Ein Landwirt erzählt von seiner besonderen Schweinehaltungs-Philosophie.
Ein Tier zu besitzen ist eine Haltungsfrage. Wir haben zwei ExpertInnen zum Thema Tierhaltung befragt. Landwirt Franz Habel hat eine Philosophie bei seiner Schweinehaltung.
Tierärztin Karoline Schlögl klärt über Mythen der Kaninchen-Haltung auf.
Tierwohl ist bei uns kein Trend, sondern eine Selbstverständlichkeit.
Franz Habel
ist Landwirt und Chef der Vulcano Schinkenmanufaktur in Auersbach/Feldbach in der Südoststeiermark.
Bei Vulcano steht das Tierwohl im Mittelpunkt, denn nur glückliche Tiere liefern die beste Qualität. Unsere Philosophie basiert darauf, den Schweinen ein Leben zu ermöglichen, das weit über den Standard hinausgeht. Aus diesem Grund bieten wir unseren Tieren mehr als die doppelte Menge an Platz im Vergleich zu herkömmlichen Betrieben. Dieser zusätzliche Raum erlaubt es den Schweinen, sich frei zu bewegen und ihr natürliches Verhalten auszuleben. Ein großzügiger Auslaufbereich gehört bei uns zur Grundausstattung. Die Schweine können im Freien wühlen, sich sonnen oder einfach entspannen, was ihr Wohlbefinden steigert. Außerdem haben sie jederzeit Zugang zu frischem Stroh, das sie gerne zum Nestbau oder Spielen nutzen – das fördert auch die geistige Aktivität.
Wohlbefinden steigern
Zur besonderen Entspannung bieten wir unseren Tieren eine tägliche Dusche an. Diese erfrischt sie nicht nur, sondern hilft auch, die Haut zu reinigen und den Körper abzukühlen, besonders an heißen Tagen. Für die musikalische Untermalung sorgen beruhigende Klänge, die nachweislich Stress reduzieren. Unsere Großraumbuchten bieten den Schweinen darüber hinaus die Möglichkeit, in Gruppen zu leben. So können sie ihren sozialen Instinkten nachgehen, was wesentlich zur Stressreduktion und ihrem Wohlbefinden beiträgt. Bei uns haben die Tiere die Freiheit, ihr Leben so artgerecht wie möglich zu gestalten. Dies spiegelt sich in der Qualität unserer Produkte wider: artgerechte Haltung, stressfreie Tiere und hochwertige Produkte – das ist unser Versprechen. Tierwohl ist bei uns kein Trend, sondern eine Selbstverständlichkeit.
Kaninchen sind Fluchttiere und keine Kuscheltiere.
Dr. Karoline Schlögl
ist Tierärtzin und Tierschutzombudsperson der Steiermark.
Um die artgerechte Haltung von Kaninchen ranken sich noch immer zahlreiche Mythen. Einige möchte ich hier aufklären: Kaninchen sind durch ihr äußeres Erscheinungsbild und ihr neugieriges Wesen sehr ansprechend für Kinder. Als Fluchttiere sind sie jedoch als „Kuscheltiere“ denkbar ungeeignet und werden durch die meisten Interaktionen mit fremden Menschen gestresst und geängstigt. Sie sollten daher nie „zwangsbekuschelt“, sondern dazu angeleitet werden, freiwillig Kontakt aufzunehmen.
Kaninchen sollten kaum oder nur sehr wenig Körnerfutter erhalten, da sie reine Pflanzenfresser sind und ihr Darmtrakt auf Pflanzliches ausgerichtet ist. Sie brauchen als Dauerfresser auch immer gutes Heu zur Verfügung. Frischfutter in Form von hauptsächlich Gräsern und Kräutern, wenig Gemüse und sehr wenig Obst ergänzt ihren täglichen Nahrungsbedarf.
Kaninchen müssen mindestens zu zweit sein
Wasser in Trinkwasserqualität muss stets angeboten werden. Als Beutetiere zeigen sie meist sehr spät, dass sie krank sind, daher sind Tierarztbesuche bei körperlichen oder/und Verhaltensveränderungen sehr wichtig. Kaninchen müssen mindestens zu zweit gehalten werden. Je früher die Vergesellschaftung passiert, desto besser, da Kaninchen von Natur aus sehr territorial sind. Meerschweinchen sind als Artgenossen-Ersatz ungeeignet. Kaninchen bewegen sich gerne, daher ist es artgerecht, ihnen Auslauf außerhalb des Käfigs zu gewähren. Sie brauchen erhöhte Liegeflächen, Naturäste zum Knabbern und Rückzugsmöglichkeiten in Form von Tunneln und Höhlen in ausreichender Anzahl und Größe.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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