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Wenn man vom Teufel spricht ...

Der Teufel schläft nicht – und so durchzieht die Rede vom „personalisierten Bösen“ die Menschheitsgeschichte. Josef Pichler gibt Einblicke in die biblische Rede von „Satan“ oder „Diabolos“, und Theresia Heimerl führt uns in die Welt von Film und Fernsehen.

Die vielen Facetten des Teufels
In unserem Sprachgebrauch steckt der Teufel vielleicht noch im Detail oder wir mahnen einander, ihn nicht an die Wand zu malen. Manchmal zeigt sich eine Person als so stur, dass sie oder er etwas „auf Teufel komm raus“ will. Im religiösen Bereich hat der Teufel in den letzten Jahrzehnten glücklicherweise an unterdrückendem und angstmachendem Einfluss verloren. Im Film und Fernsehen ist er – inzwischen weitgehend hornlos – immer noch aktuell, erklärt Religionswissenschafterin Theresia Heimerl. Wie der Teufel in der Bibel in Erscheinung tritt, fasst Neutestamentler Josef Pichler für uns zusammen.

Das NT verwendet neben Satan auch Diabolos – Durcheinanderwerfer.

Josef Pichler

ist Universitätsdozent am Institut für Neutestamentliche Bibelwissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Graz.

Wenn in der Bibel vom Teufel die Rede ist, wird meist das Wort Satan verwendet, das etymologisch „anfeinden“, „verführen“ oder auch „anklagen“ bedeutet. Der Begriff kann auch für menschliche Gegner im Sinn von Widersacher verwendet werden. So stellt sich in Numeri 22,22–23 ein Engel Bileam entgegen, um ihn im göttlichen Auftrag von seinem Vorhaben abzubringen. Auch im Buch Hiob ist der Satan kein Widersacher Gottes, sondern eher ein Agent im Vorzimmer Gottes. Das Neue Testament verwendet neben dem hebräischen Begriff Satan auch das Wort Diabolos (Durcheinanderwerfer). Er wird – bedingt durch apokalyptische Einflüsse – immer mehr zum Gegenspieler Gottes. So sieht das Johannesevangelium den Satan als Fürsten dieser Welt (Joh 12,31), der nur durch die Haltung der selbstlosen Liebe überwunden werden kann.

Gott begrenzt die Macht des Bösen
In der Offenbarung des Johannes spitzt sich die Situation auf einen Endkampf zwischen Gott und den widergöttlichen Mächten zu. Aber auch bei Paulus (2 Kor 13,7) handelt der Engel Satans im Auftrag Gottes, und die letzte Bitte des Vaterunsers („erlöse uns von dem Bösen“) zeigt, dass man getrost beten kann, weil die Macht des Bösen von Gott begrenzt wird. Die Versuchung Jesu in der Wüste, die in der frühen Kirchengeschichte unterschiedliche Deutungen erfahren hat, macht nicht nur deutlich, dass Jesus die Versuchung positiv überwindet, sondern setzt auch ein starkes Gegenbild. Jesus führt nicht nur paradiesische Zustände herbei, er weckt auch messianische Hoffnungen und ist Vorbild für die Gläubigen.

Seinem Wesen entsprechend ist der Teufel auch im Film vielgestaltig.

Theresia Heimerl

ist Universitätsdozentin am Institut für Religionswissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Graz.

Der Teufel ist ein seit Jahrzehnten gern gesehener Protagonist in Film und Fernsehen. Seinem Wesen entsprechend ist er auch im Film vielgestaltig und lässt sich nicht auf eine eindeutige Gestalt oder Funktion festlegen. Dort, wo Elemente der biblischen Erzählungen aufgegriffen werden, geht es entweder ganz direkt um die Versuchungserzählung oder aber um Besessenheit und Teufelsaustreibung. Als Beispiele für den Teufel im Bibelfilm können hier stellvertretend für viele Filme genannt werden: JESUS VON NAZARETH (Franco Zefirelli, 1977), DIE PASSION CHRISTI (Mel Gibson, 2004) oder etwas freier interpretiert DIE LETZTE VERSUCHUNG CHRISTI (Martin Scorsese 1988). Besessenheit und Exorzismus sind seit dem Klassiker DER EXORZIST (William Friedkin 1973) in allen erdenklichen Varianten durchdekliniert worden, zuletzt in DER EXORZIST DES PAPSTES (Julius Avery 2023).

Was der Teufel unter seinem Anzug verbirgt
Die zweite, häufiger anzutreffende Darstellungsform des Teufels geht auf John Milton und die sogenannte schwarze Romantik des 19. Jahrhunderts zurück: Der Teufel als eleganter, welt- und wortgewandter Verführer und düsterer Rebell gegen einen himmlischen Tyrannen. Bekanntestes Filmbeispiel ist wohl IM AUFTRAG DES TEUFELS (Taylor Hackford 1997). Bei einem jungen Publikum äußerst beliebt ist die erst 2021 zu Ende gegangene TV-Serie LUCIFER, wo der Teufel seine vom Sturz verstümmelten Schwingen unter einem edlen schwarzen Anzug zu verbergen weiß und einen schicken Nachtclub in Los Angeles betreibt. Anders als im Bibel- und Horrorfilm ist dieser Teufel in seinem Widerspruchsgeist ein ambivalenter Sympathieträger mit Stil.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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