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Was nach dem Tod passiert
Rund um Allerheiligen und Allerseelen denken wir besonders an unsere Verstorbenen und suchen vermehrt Friedhöfe und Gedenkstätten auf. Nach dem Tod eines nahen Angehörigen ist viel zu organisieren. Die eigene Trauer darf dabei nicht auf der Strecke bleiben.
Erde zu Erde, Asche zu Asche ...
Nach dem Tod eines nahen Angehörigen ist an viel zu denken. Hat sie oder er einen letzten Willen zur Bestattungsform hinterlassen? Erd- oder Feuerbestattung? Gibt es schon ein Grab, wo die Verstorbenen in Sarg oder Urne ihre letzte Ruhe finden? Oder gibt es andere Möglichkeiten? Welche Besonderheit ein Urnenhain bietet, erzählt David Niederhammer aus der Pfarre Arzberg. Die eigene Trauer kann im Trubel untergehen. Dass Trauer einen Ort braucht, ist Diakon Bernhard Pletz überzeugt. Der Begleiter von Trauergruppen beschreibt die Wichtigkeit, die eigene Trauer zu leben. Veranstaltungstipp: 30. und 31. Oktober: TrauerRaum, Grazer Stadtpfarrkirche.
Der Urnenhain Arzberg ist mehr als ein Ort der Bestattung.
David Niederhammer
ist Werbe- und Kommunikationsfachmann und Teil der Arbeitsgruppe der Pfarre Arzberg, die Kreuzweg und Urnenhain geplant hat.
Der „Urnenhain Arzberg im Almenland“ liegt am Ende des symbolträchtigen Kreuzweges „weg der letzten worte“. Entlang des Kreuzweges mit seinen sieben Stationen begleiten Worte des Trostes und der Hoffnung. Hier kann man innehalten und die Bedeutung des Lebens und Abschiednehmens erkunden.
Die Bestattung der biologisch abbaubaren Urne inmitten der Natur erlaubt den Verstorbenen, Teil des natürlichen Kreislaufs zu werden. Die umgebenden Bäume und Pflanzen symbolisieren das ständige Wachsen und Blühen.
Die Namen und Eckdaten der im Urnenhain bestatteten Verstorbenen werden in ein besonderes Buch eingelasert. Dieses „Buch des Lebens“ inmitten des Urnenhains will symbolisieren, dass darin die Lebensgeschichten der Menschen aufbewahrt sind. Neben dem Gedenkort in Buchform finden sich Kerzentürme, wo Angehörige in gewohnter Form für ihre Verstorbenen ein Licht entzünden können.
Eine Oase der Ruhe und spirituellen Einkehr
Der „Urnenhain Arzberg im Almenland“ ist mehr als nur ein Ort der Bestattung. Es ist ein Weg, der über die Zusage Jesu „Ich bin immer bei Dir“ (7. Station) uns sagt: Auch im Tod bin ich von IHM umfangen. Der Urnenhain will für uns Lebende eine Oase der Ruhe sein, ein Weg der Reflexion und eine Quelle der spirituellen Einkehr inmitten der Natur. Angehörige von Verstorbenen mögen in dieser friedvollen Umgebung Trost erfahren und einen Ort des Gedenkens und des Friedens entdecken. Dieser Ort steht allen offen, die die Schönheit der Natur und die Bedeutung des Lebens schätzen. Der Urnenhain Arzberg ist für Menschen von überall zugänglich.
Segnung des neuen Urnenhains in Arzberg: So. 29. Oktober, 11 Uhr.
Wichtig ist es, in sich selbst den Ort der Trauer zu finden.
Bernhard Pletz
ist Diakon für Arme und Benachteiligte in Graz und begleitet Trauergruppen und Trauerspaziergänge.
Allerheiligen fordert uns auf, an unsere Verstorbenen zu denken und sich der eigenen Trauer zu stellen. Dabei ist es wichtig, einen Ort des Trauerns zu finden, einen äußeren oder/und inneren Ort.
Trauergruppen-Teilnehmer erzählen, wie wichtig es ihnen sei, regelmäßig zum Grab zu gehen oder daheim an einem Erinnerungsort, oft an festgelegten Zeiten wie dem Abend, mit den Verstorbenen in Kontakt zu treten. Für andere ist der Besuch von Orten, die gemeinsam aufgesucht oder an denen besondere Ereignisse erlebt wurden, Anlass zum Erinnern. Wichtig ist es jedoch, in sich selbst den Ort der Trauer zu finden. Dabei verbinden sich belastende Emotionen mit der oft zart wachsenden Erkenntnis der bleibenden Liebe und Verbundenheit.
Die Frage „Wie geht es dir?“, verbunden mit der Bereitschaft zuzuhören, öffnet die Möglichkeit, dass Trauernde mitten im Alltag einen Ort finden, wo sie so sein dürfen, wie sie mit ihrem Schmerz eben sind. Gemeinsam mit anderen ist ein Trauerweg leichter zu gehen.
Ein Ort für die Trauer
Beim Projekt „TrauerRaum“ am 30. und 31. Oktober in der Grazer Stadtpfarre sind Interessierte eingeladen, sich in ihre Trauer hineinzufühlen und dieser einen Ausdruck zu verleihen. Man kann in Erinnerung eine Kerze entzünden und den Namen des Verstorbenen an eine Danke-Wand hängen, man kann all die Trauer niederschreiben und in die Ritzen einer „Klagemauer“ stecken, Texte des Trostes lesen und mitnehmen, einen Kaffee trinken und mit anderen Trauernden und Seelsorgern ins Gespräch kommen. Bei der Segensfeier soll spürbar werden, dass bei Gott ein guter Ort der Trauer ist.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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