Leserbriefe
Plakative Zahlen problematisch
Zu „Schicksal beleuchten“, Nr. 45.
In der Einleitung zum Interview mit „Kirche in Not“-Präsident Thomas Heine-Geldern liest man von „mehr als 200 Millionen Christ/innen, die nur aufgrund ihres Glaubens in 50 Staaten unterdrückt, verfolgt und sogar getötet werden“. Leider ohne Angabe einer seriösen Quelle. Doch die Nennung einer plakativen Zahl zur Christenverfolgung ist problematisch. (…) Denn man kann die Bedrohung der Religionsfreiheit nicht isoliert von anderen Menschenrechtsverletzungen betrachten. Wo Christen verfolgt werden, sind in der Regel auch viele andere betroffen.
Außerdem können Religionen zwar Konflikte verstärken, müssen aber nicht die Ursache dafür sein. Ein Beispiel dafür ist der Konflikt zwischen (muslimischen) Hirten und (christlichen) Bauern um fruchtbares Land in Nigeria. Dieser kann nicht gelöst werden, wenn man die alleinige Ursache darin sieht, dass sie unterschiedlichen Glaubens sind.
Aktionstage, die ausschließlich die schwierige Situation der Christen betonen, werden der vielfach komplexen Realität nicht gerecht. Sie drohen Vorurteile zu verstärken, anstatt dem Dialog zu dienen.
Agnes Truger, Welthaus Diözese Graz-Seckau
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.