Ein Beispiel aus Maria Rain: Besonders intensive Fahrausbildung mit dem eigenen Auto, den Eltern sowie dem Pfarrer
Im Namen Gottes: Mit dem Pfarrer als Coach auf dem Beifahrersitz

Das Motto auf allen Wegen: Unterwegs im Namen Gottes! | Foto: CC0
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In Maria Rain und Ferlach sind mehrere Jugendliche seit einiger Zeit zusammen mit Pfarrer Ulrich Kogler auf dem Weg zum Führerschein. Diese Art der Begleitung ist auch für ihn als Pfarrer eine Unterstützung.

VON HANNA TASCHWER UND SEBASTIAN SABLATNIG 

„Gang rein, langsam die Kupplung kommen lassen.“ Pfarrer Ulrich Kogler startet gerade mit seinem Fahrschüler Clemens eine Ausfahrt für den L17. Wer schon vor dem vollendeten 18. Lebensjahr Auto fahren möchte, kann bereits mit 17 Jahren den vorgezogenen B-Führerschein erhalten. Diese Führerschein-Ausbildung können Jugendliche schon mit 15,5 Jahren beginnen. Der Schein wird frühestens mit 17 ausgestellt. Die Ausbildung wird zuerst in der Fahrschule absolviert, die Ausbildungsfahrten werden meist mit einem Elternteil oder jemandem aus dem Freundeskreis gemacht. Mit diesem Begleiter müssen dann mindestens 3.000 km zurückgelegt werden.

Erlebnis Autofahren
Der Pfarrprovisor der Pfarre Maria Rain und Ferlach, Ulrich Kogler,hat sich bereit erklärt, die L17-Ausbildungsfahrt mit den Jugendlichen aus der Pfarre zu machen. Zwei Jugendliche hat er bereits erfolgreich durch die Führerscheinprüfung begleitet, weitere haben mit ihm die Ausbildungsfahrt gestartet. Mit viel Geduld und Ruhe bringt Kogler den Jugendlichen Schritt für Schritt das A und O des Autofahrens bei.
Seine zwei derzeitigen Schüler sind Hanna und Florian. Sie haben sich entschieden, als zweiten Begleiter der Ausbildungsfahrt den Pfarrprovisor eintragen zu lassen. Gerade weil Erziehungsberechtigte oft viel nervöser sind. „Es ist gut, wenn eine außenstehende Person bei der Ausbildung mithilft“, erklärt Florian. Die Ausfahrten mit dem Pfarrer beschreiben die Jugendlichen als einzigartig. Die ruhige Stimmung von Pfarrer Kogler lässt das Autofahren gleich viel besser gelingen. Auch in stressigen Situationen bewahrt er stets einen kühlen Kopf.
„Es ist für mich als Pfarrer ein besonderes Erlebnis, mit Jugendlichen auf diese Weise unterwegs zu sein und Zeit zu verbringen. Neben den gesammelten Kilometern ergeben sich dabei sehr oft tiefgehende Gespräche. Außerdem ist es für mich eine gute Gelegenheit, die Sprache der Jugendlichen zu verstehen und dadurch am Ball zu bleiben.“ Diese Art der Begleitung sei aber nicht nur für die Jugendlichen eine Unterstützung, sondern auch für ihn selbst als Pfarrer. Außerdem sei es spannend zu erleben, mit wie vielen Menschen, vor allem Jugendlichen, er ins Gespräch komme, weil auf dem Auto die L17-Tafel angebracht ist, so Kogler.

Entspanntes Fahren zu jeder Zeit
Jeweils nach 1.000 gefahrenen Kilometern müssen die Fahrschüler mitihren Begleitpersonen eine Überprüfungsfahrt absolvieren. Dabei sitzt auf der Rückbank ein Fahrlehrer, der auf Fehler hinweist. Auch während dieser Überprüfungsfahrten bleibt Kogler stets entspannt und plaudert locker mit dem Fahrlehrer über die jeweiligen Besonderheiten seiner Schüler. 
Die Fahrlehrer bewundern ihn auch dafür, dass er mittlerweile schon die vierte Ausbildungsfahrt in zwei Jahren übernommen hat. Durch die Fahrschüler hat er mitlerweile Erfahrungen gesammelt und kennt sich quasi in jeder Situation aus. Jede einzelne Ausfahrt wird so zu einem besonderen Erlebnis. Ob bei Regen oder Nacht, alle Wettersituation werden bei der Ausbildung genutzt. 
Selbst ein Einkaufstag in Graz war schon dabei. Auch, um die Tücken mit der Straßenbahn zu erlernen. Bevor die Überprüfungsfahrten zu Ende sind, möchte Kogler die unterschiedlichsten Verkehrssituation durchgespielt haben. Dazu werden enge Gassen in der Stadt abgefahren, kurvige Landstraßen und auch die kompliziertenb Autobahnauffahrten immer wieder geprobt. 

Es wird gefahren und getestet
„Pfarrer Kogler nimmt sich für seine Fahrschüler viel Zeit und arbeitet geduldig an komplizierteren Situationen. Selbst wenn ein Fehler passiert, wird entspannt reagiert und niemand erhält eine Schuldzuweisung“, resümiert Hanna, die mitten im Fahrtraining steckt. Als Übungswagen fungiert Koglers VW Golf, mit dem mittlerweile alle Schüler schon ihre Abenteuer hatten, die, das sei hier verraten, immer gut endeten.
Kogler versucht, verschiedene Autos für die Ausfahrten auszuborgen,sodass sich die Schüler nicht an ein Fahrzeug gewöhnen und mit den unterschiedlichsten Fahrzeugtypen vertraut werden. Auch ein Elektroauto war im Einsatz. Für die Schüler eine neue Erfahrung, vor allem die Ladezeit an der E-Tankstelle.

Zusammen durch Österreich
„Unsere Reisen haben uns von den hohen Bergstraßen in Heiligenblut über die Autobahnen kreuz und quer durch Österreich, bis zu den schönsten Bauernhöfen und Seen des Landes geführt. Jederzeit, wenn wir Autofahren möchten, also immer, können wir Pfarrer Kogler anrufen“, erzählt Sebastian. "Pfarrer Kogler hat für unsere Ausfahrten Zeit. Während der Fahrten sprechen wir über vieles. Jeder erzählt, was ihm am Herzen liegt, was ihn bedrückt und was ihm Freude bereitet“, so Sebastian weiter. Sein Fazit: L17 – ein tolles Erlebnis, das man im Leben so schnell nicht vergisst, und eine Zeit, auf die man gerne und mit Freude zurückblickt.

L17 – INFOS
Die L17 - Ausbildung beginnt mit einem Theoriekurs und zwölf Einheiten Praxis mit dem Fahrlehrer in der Fahrschule. Weiters sind Praxisfahrten von 3.000 km mit zwei ausgesuchten Begleitpersonen zu absolvieren. Diese Form der Ausbildung ermöglicht das Erhalten des Führerscheins mit 17 Jahren. Sobald man die  theoretische Prüfung geschafft hat und 3.000 Kilometer gefahren sind, kann man zur praktischen Fahrprüfung antreten. Die Ausbildung kann bereits im Alter von 15,5 Jahren begonnen werden.

Autor:

Elisabeth Wimmer aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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