Leserbriefe
Im Herrgottswinkl

Im Herrgottswinkl hängt a hulzers Kreiz,
des is scha etla hundert Johr bereits.
Da Herrgott drauf, a Schnitzorbeit, a feini,
schaut scha Johrhunderte ins Stübl eini.
Der, wos’n gschnitzlt hot vor sou vül Johrn,
is längst scha wieder Staub und Erdn worn,
nur’s Kreiz is nouh und hängt im Herrgottswinkl
und monchi Dirn, de hot ihr Sündnbinkl
und ihri Sorgn und wos sunst nouh fehlt,
dem gschnitztn Herrgott auf die Knia dazählt
und is donn freidig und vull Trost davaon.
Wos sou a gschnitzter Herrgott olles kaonn!
Jo, Elend hobm s’ ’m ’klogt und Hungersnot
und bettelt hobm s’ ’n um dos täglih’ Brot
und donkt hobm s’ eahm mit hocherhob’ni Händ’,
wal er die Kronkheit hot va eahna g’wendt,
wal er die Viechsuch’ hot im Stoll erstickt
und wal er eah’ an Hoferbm hot gschickt
und wal, und wal … sou gangert’s Stundn furt.
Er rühr sih net, hängt in da Eckn durt.
Er hot scha sou vül Guat’s und Schlecht’s müa’n hörn,
hot sih um sou vül Sochn müassn schern,
sou dass dir vürkimmt, kaonnst eahm nix mehr sogn.
Und dou hülft er an jedn „Sorgn trogn“!
Host du koa Zuaflucht und bist net geborgn
und woaßt net recht WOUHIN mit deini Sorgn,
jo nocha rot’ ih dir scha ganz wos Gscheit’s:
Im Herrgottswinkl hängt a hulzers Kreiz!

Sepp Maier, Pernegg

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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