Interview
Den Leuten reicht’s

Als Referentin ist Gabriele Neuwirth durch Workshops beim Verkündschaftertag auch vielen Pfarrblatt-RedakteurInnen bekannt. | Foto: Franz Josef Rupprecht / kathbild
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Kommunikations-Ikone Gabriele Neuwirth wird 75. Im Interview teilt sie ihren Blick auf die aktuellen Krisenberichte und verrät, was sie im Sonntagsblatt als Erstes liest.

Zur Person
Prof. Mag. Gabriele Neuwirth wurde 1947 in Wildon geboren. Von 1968 bis 1985 war sie Redakteurin beim Sonntagsblatt. Nach ihrem Studium der Politikwissenschaften war sie u. a. bei der Wiener Kirchenzeitung tätig.

Die aus Wildon stammende Journalistin Gabriele Neuwirth, langjährige „Sonntagsblatt“-Redakteurin, fordert einen kritisch-konstruktiven Journalismus:

Sie waren an vielen unterschiedlichen Stellen tätig, sind Journalistin, Lehrende, Vereinsvorsitzende u. v. m. Welche Tätigkeit hat Ihnen am meisten Freude bereitet? Wofür sind Sie besonders dankbar?
In allem, was ich angegangen bin, gab es Bereiche, die mir besonders viel Freude gemacht haben. Die negativen Erlebnisse dabei waren erträglich. Das danke ich meiner Gewissheit: Ich bin in Gottes Hand geschrieben. Und meinem Motto: Wonach es mich g’lustet, davor darf es mir nicht grausen. Und jeden Tag sage ich beim Aufwachen: Danke, lieber Gott, dass es mir so gut geht.

Schlägt man Zeitungen auf, könnte man meinen, wir leben nur mehr in Krisen. Welche Verantwortung kommt Medien bei der Berichterstattung zu – besonders wenn sich belastende Themen häufen?
Der bisher geltende journalistische Grundsatz „Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten“ ist ein Ergebnis der im Menschen verankerten Drama-Sucht. Neu ist: Den Leuten reicht’s. Sie beginnen sich der Masse an Krisenberichterstattung zu verweigern. Eine der verantwortungsvollen Antworten darauf ist der kritisch-konstruktive Journalismus: Eine Krise wird faktengetreu geschildert, Lösungsvorschläge werden aufgespürt und auf Tauglichkeit abgeklopft. Das ist nicht Wohlfühljournalismus, zeigt aber ein Licht am Ende des Tunnels. Im Verband katholischer Publizistinnen und Publizisten Österreichs forcieren wir den Lernprozess dieser journalistischen Art von Berichterstattung bewusst, u. a. durch Stipendien. Klar ist: Wenn sich immer mehr Menschen aus den Nachrichten und dem gesellschaftlichen Diskurs ausblenden, ist das äußerst gefährlich.

Wir spüren eine Zunahme von Aggressivität in der Kommunikation – welche Impulse sollten Medien hier setzen?
Das stärkste Mittel, über das die Medien verfügen, ist die Sprache. Sie kann Hass, Verzweiflung, Angst und Gewalt schüren. Davor schützen korrekte Recherche und verantwortungsvolle Wortwahl. Das stärkste Mittel gegen Hass im Netz, gegen absichtliche Falschmeldungen (Fake News) und Manipulationen ist die Vermittlung der Fähigkeit, Medien sinnvoll zu nutzen.

2018 erhielt sie für ihre Verdienste als Auszeichnung der Republik den Professorentitel. | Foto: Henning Klingen / Kathpress
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Was macht einen Text gut? Was schreiben Sie allen, die medial tätig sind, ins Stammbuch?
Verständlichkeit des Textes ohne Raum für Missdeutungen. Spannung. Verzicht auf
Insider-Sprache, etwa kirchliche Ausdrücke, die kaum jemand versteht. Der Text darf ruhig auch unterhaltlich sein. Persönliche Meinung muss von Fakten-Berichterstattung sorgfältig getrennt sein. Machen Sie die Probe: Hätten Sie diesen Text selber gern bis zum Ende gelesen?

Was zeichnet Kirchenzeitungen aus?
Durch Information den Zusammenhalt fördern und stärken. Den Diskurs über Glaubensfragen und kirchliche Problembereiche ermöglichen und begleiten.

Als Referentin ist Gabriele Neuwirth durch Workshops beim Verkündschaftertag auch vielen Pfarrblatt-RedakteurInnen bekannt. | Foto: Franz Josef Rupprecht / kathbild
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Kirche Steiermark und die Witze.

Interview: Katharina Grager

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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