Sonntagsblatt+plus | KONTRAPUNKTE
Auf welcher Mission bist du?

Im Weltmissionsmonat Oktober erzählen die Comboni-Missionsschwester Gertrud Höggerl und der Steyler Missionar Georg Ziselsberger von ihrer Arbeit und wie sie ihre je eigene Mission in Äthiopien und auf den Philippinen leben.

Zwei auf ihrer Mission
Eine Mission haben – denken Sie dabei auch an Agenten aus dem Film oder an Astronauten, die ins Weltall fliegen? Geflogen sind die zwei, die hier von ihrer Arbeit erzählen, auch. Aber nicht ins Weltall, sondern an weit entfernte Flecken der Erde, um dort „ihre Mission“ zu leben und Menschen in den ärmsten Ländern der Welt zur Seite zu stehen, mit ihnen zu leben, zu arbeiten, für sie da zu sein. Pater Georg Ziselsberger aus Niederösterreich tut dies auf den Philippinen, einem Inselstaat im Westpazifik. Schwester Gertrud Höggerl aus Pöls in der Steiermark unterstützt Frauen und Mädchen in Äthiopien. Und was ist deine Mission?


»Der tiefe Glaube vieler einfacher Menschen vermittelt Zuversicht.«

Sr. Gertrud Höggerl

CMS ist als Comboni-Missionsschwester in Äthiopien tätig.

Mission in Äthiopien liegt für uns Comboni-Missionsschwestern vor allem in der Stärkung von Frauen und Mädchen als ganzheitlichem Ansatz. Dieses faszinierende Land mit seiner jahrhundertealten Kultur ist im Norden bereits seit dem 4. Jh. christlich geprägt. Heutzutage gehört die Mehrheit der Bevölkerung der äthiopisch-orthodoxen Kirche an (43,5 %), gefolgt von Muslimen (33,9 %) und Protestanten (18,6 %). Katholiken sind eine kleine Minderheit (0,7 %), aber gut beteiligt im Schulwesen, im Gesundheitsbereich und in sozialer Arbeit.

Viele Herausforderungen
Wir Comboni-Missionsschwestern sind in fünf internationalen Hausgemeinschaften vertreten, 24 Schwestern aus neun Nationen. Drei Schulen sind unter unserer Leitung, sowie zwei Krankenstationen in verschiedenen Landesteilen. In der Hauptstadt betreiben wir ein kleines Zentrum für Frauen in Not als Übergangsquartier mit einfachen, berufsbildenden Kursen. Auch Präventionsarbeit gegen Frauenhandel ist uns wichtig.
Erstevangelisierung durch Katechese in einigen abgelegenen und benachteiligten Dörfern im Westen soll zum christlichen Glauben als befreiendem Lebensangebot einladen. Es ist berührend zu erleben, wie jedes Jahr junge Menschen dieser Einladung folgen und nach einer Vorbereitungszeit in der Osternacht die Taufe empfangen.
Herausforderungen gibt es viele. Sie liegen vor allem in der sprachlichen Vielfalt, in den großen Unterschieden zwischen der armen Bevölkerung und der Mittelschicht sowie in der Suche nach echtem Frieden. Der tiefe Glaube vieler einfacher Menschen vermittelt Zuversicht. Deshalb bin ich dankbar, in dieses Land zurückzukehren.


»Der Schutz der kulturellen Traditionen indigener Gruppen ist ein Anliegen.«

P. Georg Ziselsberger SVD 

von den Steyler Missionaren ist seit 1983 auf den Philippinen tätig.

Meine Arbeit auf den Philippinen begann in den letzten Jahren der Regierung des Langzeit-Diktators Ferdinand Marcos. Im August 1983 ließ er seinen politischen Kontrahenten Benigno S. Aquino am Flughafen Manila umbringen. Dieser Vorfall verzögerte meine Ankunft, war aber auch das „Menetekel“ für die Marcos-Diktatur. Ein mehrtägiger gewaltloser Protest trieb ihn im Februar 1986 ins Exil. War meine Ankunft von politischen Turbulenzen begleitet, so mein Beginn der pastoralen Arbeit von turbulenten Wetterphänomenen. Für die lokale Bevölkerung gehören Taifune zum Leben, für mich war es eine neue Erfahrung.

Eine öko-soziale Vision
Eine wissenschaftliche Arbeit über Bischof Bienvenido S. Tudtud (†1987) eröffnete mir die turbulente Welt der religiös-politischen Konflikte zwischen Christen und Muslimen und bewog mich zur Mitarbeit bei interreligiösen Dialoginitiativen. Diese wiederum führten mich auch in die Welt der indigenen Kulturen ein, wo ich bald begann, einige Projekte zu initiieren. Dabei sind die zentralen Anliegen der Schutz ihrer Erbländer und kulturellen Traditionen vor Ausbeutung, und die lokale Ernährungssicherheit. Mein Engagement im interreligiösen Dialog und mit den indigenen Gruppen geschieht im Kontext evolutiver Ökotheologie, Schöpfungsspiritualität und Umweltethik. Der organisatorische Rahmen dafür ist die GeoChris Foundation, Inc. mit ihrer interreligiösen und interkulturellen Vision, die Erde (Geo) in den Kosmischen Christus (Chris) zu kultivieren. Seit 25 Jahren vermittle ich diese vielfältigen Erfahrungen auch jungen Universitätsstudenten theologisch als öko-soziale Vision der katholischen Kirche.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ